Familienverband gegen Lehrerinnen-Kopftuchverbot

Als Diskriminierung und Rückschritt für die Religionsfreiheit kritisiert der Katholische Familienverband Österreich (KFÖ) das mögliche Kopftuchverbot für Lehrerinnen an öffentlichen Schulen, wie es zuletzt Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) vorgeschlagen hat.

Frauen sollten ihre Religion frei leben können ohne in ihrer Berufswahl eingeschränkt zu werden; ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen gehe darum „zu weit“, mahnte KFÖ-Vizepräsidentin Astrid Ebenberger am Mittwoch in einer Aussendung. Die Familienorganisation könne zwar die Gründe der türkis-grünen Regierung in Punkto Kopftuchverbot für Mädchen bis zu 14 Jahren nachvollziehen, bei Lehrerinnen handle es sich jedoch um ausgebildete erwachsene Pädagoginnen.

Einen Widerspruch zu dem vom KFÖ zuvor befürworteten Kopftuchverbot für Schülerinnen gebe es nicht. Die Bildungsexpertin sprach von „zwei unterschiedlichen Blickwinkeln“, denn einerseits gehe es um den „Schutz des Kindes“, andererseits um „die mündige Religionsausübung der erwachsenen Frau“.

Gegen Kopftuchverbot für Erwachsene

In der Schule sollten „Kinder in erster Linie Kinder sein dürfen und nicht in ihrer Religion unterschieden werden“, forderte die Bildungsexpertin. Viele Mädchen seien sich „nicht im Klaren, was für eine weitreichende Entscheidung das Anlegen eines Kopftuches ist“. Ebenberger wies auch darauf hin, dass sich ein Kopftuch in vielen Fällen sehr schwer wieder ablegen lasse, da dieser Schritt mit vielen Diskussionen bis hin zum Mobbing verbunden sein könne.

Anders sehe es bei ausgebildeten Pädagoginnen aus, betonte die KFÖ-Vizepräsidentin. Hier gehe sie davon aus, dass sich erwachsene Frauen „sehr wohl frei entscheiden können“. Zudem würden sich Pädagoginnen ohnehin zur Einhaltung des österreichischen Bildungs- und Lehrplans mit allen Zielen sowie dem entsprechenden Wertekatalog verpflichten.

Auch würde sich eine Vorbildfunktion mit Kopftuch nicht automatisch ausschließen: „Im Gegenteil, ich finde es wichtig, dass es auch Vorbilder mit Kopftuch gibt, die gerade die muslimischen Schülerinnen bestärken, ihre eigenen Karriereziele zu verwirklichen.“

Ausweitung des Kopftuchverbots möglich

Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) hatte zuletzt nach der Regierungs-Ankündigung eines Kopftuchverbotes für Mädchen bis zu 14 Jahren ein ebensolches für Lehrerinnen an öffentlichen Schulen als „möglichen nächsten Schritt“ bezeichnet. Eine derartige Ausweitung des Kopftuchverbots stellte sie am Dienstag im Ö1-„Morgenjournal“ in den Raum.

Unterdessen hat die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) eine Beschwerde gegen das Kopftuchverbot beim Verfassungsgerichtshof eingebracht. Grund dafür ist, dass seit Beginn des Schuljahrs 2019/20 an Volksschulen das „Tragen weltanschaulich oder religiös geprägter Bekleidung, mit der eine Verhüllung des Hauptes verbunden ist“, verboten ist - mehr dazu in Kopftuchverbot: IGGÖ-Beschwerde beim VfGH.

Theologe: Verbot verstärkt rassistische Vorurteile

Der Pastoraltheologe Paul Michael Zulehner sprach zuletzt in seinem Blog von einer von der neuen Regierung fortgesetzten „Kopftuchkränkung“ gegenüber Muslimen in Österreich. Der Religionssoziologe warnte, dass es sich bei der planten Maßnahme nicht um einen „Dienst am religiösen Frieden“ handle, sondern vielmehr sei sie „ein Bärendienst an wirklicher kultureller Integration“ - mehr dazu in Zulehner kritisiert Regierung für „Kopftuchkränkung“.

Mit der Ausweitung des Kopftuchverbots würden „rassistische Vorurteile bestärkt, die bei einem Teil der Bevölkerung ausgeprägt vorhanden sind“, berief sich Zulehner auf Daten aus der noch unveröffentlichten Studie „Religion im Leben der Österreicher*innen 1970-2020“.

religion.ORF.at/KAP

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