Polens Kirche begeht „Tag des Islam“

Unter dem Motto „Christen und Muslime im Dienst der Brüderlichkeit“ begeht die katholische Kirche in Polen am Sonntag den 20. „Tag des Islam“.

Das Thema wird durch die jährliche Botschaft des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog an die Muslime am Ende des Fastenmonats Ramadan bestimmt. „Wir sind als Christen wie auch als Muslime aufgerufen, offen für andere zu sein und sie als Brüder und Schwestern anzuerkennen“, schrieb Ratspräsident Kardinal Miguel Angel Ayuso Guixot darin.

Respekt vor der menschlichen Person

Mauern von Unwissenheit und Angst könnten so einreißen und Brücken der Freundschaft gebaut werden. Christen und Muslime sollten in den Familien und in der Gesellschaft Ablehnung von Gewalt und Respekt vor der menschlichen Person einüben.

Die diesjährige zentrale Feier des „Tages des Islam“ wird im „Collegium Bobolanum“ der Jesuiten in Warschau stattfinden, Gastgeber ist Bischof Henryk Ciereszko, Vorsitzender des Bischofskonferenz-Ausschusses für den interreligiösen Dialog.

Musik aus beiden Traditionen

Die Gestaltung ist von Musik aus beiden Traditionen bestimmt, es folgen Lesungen aus der Bibel und aus dem Koran, ehe der frühere muslimische Ko-Vorsitzende des „Rates der Katholiken und Muslime“, Andrzej Saramowicz, und Tadesuz Czakanski, Referent des Erzbischofs von Katowice für den Dialog mit dem Islam, über das diesjährige Motto des „Tages des Islam“ diskutieren.

Zum Abschluss beten die Katholiken das Vater Unser, die Muslime ein „Dua“-Gebet (Bitt- und Dankgebet im Islam). Die Begegnung endet mit einem gemeinsamen Agape-Mahl, teilte die katholische Ko-Vorsitzende des „Rates der Katholiken und Muslime“, Agata Skowron Nalborczyk, bei einer Pressekonferenz mit.

„Tag des Islam“-Feiern seit 20 Jahren

Der „Tag des Islam“ wird in Polen seit 2001 auf Initiative des „Rates der Katholiken und Muslime“ gefeiert. Der Bischofskonferenz-Ausschuss für den interreligiösen Dialog ist mit der Organisation beauftragt.

Die Idee des „Tages des Islam“ wurde durch die mehrhundertjährige Präsenz der Muslime in Polen inspiriert. Feiern zum „Tag des Islam“ fanden bisher außer in Warschau auch in Krakau, Lublin, Katowice (Kattowitz), Poznan (Posen), Opole (Oppeln), Olsztyn (Allenstein) statt.

Die meisten polnischen Muslime sind Nachfahren der Tataren, die ab dem Ende des 14. Jahrhunderts nach Polen und in die spätere Doppelrepublik Polen-Litauen (Rzeczpospolita) kamen. Es handelte sich um Migranten aus der Goldenen und aus der Blauen Horde, von der Krim und aus dem Staat Kasan.

Sie waren überaus loyal gegenüber der neuen Heimat und wurden zumeist - unter Beibehaltung ihres muslimischen Glaubens - in den polnischen Kleinadel eingeordnet.

Polnische Sprache mit arabischen Schriftzeichen

Die Tataren gingen im Lauf der Zeit zur polnischen Sprache oder zur weißrussischen Sprache über, schrieben diese Sprachen aber bis in die 1930er-Jahre mit arabischen Schriftzeichen. In den 1970er- und 1980er-Jahren kamen auch Studenten aus muslimisch dominierten Länder, vor allem Araber, nach Polen, wobei aber die meisten von ihnen nach Abschluss ihrer Studien wieder in die Heimat zurückkehrten.

Heute sind die Tataren in Polen vor allem in Podlachien (mit einer berühmten barocken Moschee aus Holz in Kruszyniany), in Litauen im Bereich der Hauptstadt Vilnius und auch in Weißrussland zuhause.

religion.ORF.at/KAP