Holocaust-Gedenken: Verantwortung via Twitter

Kurz vor dem Holocaust-Gedenktag hat der offizielle Twitter-Account der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau die Marke von einer Million Followern erreicht. Am Montag jährt sich zum 75. Mal die Befreiung des NS-Vernichtungslagers.

Dieses Ziel hatten sich die Leiter der Erinnerungsstätte im früheren NS-Vernichtungslager gesetzt. „Ihr alle habt es geschafft. Ich bin tief bewegt von der Unterstützung von Menschen auf der ganzen Welt, die - zusammen mit uns - der Opfer von Auschwitz gedenken“, sagte der Direktor der Gedenkstätte, Piotr Cywinski, am Samstagabend in einem Tweet.

Am Montag jährt sich um 75. Mal die Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz durch sowjetische Truppen. In der Gedenkstätte findet dazu die zentrale Gedenkfeier für die Opfer des Holocaust statt. Das nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im von Hitler-Deutschland besetzten Polen gilt weltweit als Symbol für den Holocaust. Nach Auschwitz wurden Schätzungen zufolge mindestens 1,3 Millionen Menschen deportiert.

KZ Auschwitz

APA/AFP/Pablo Gonzalez

Am Montag jährt sich um 75. Mal die Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz

1,1 Millionen von ihnen wurden ermordet, davon 90 Prozent Juden. Die Nazis und ihre Helfershelfer ermordeten während des Holocaust insgesamt rund sechs Millionen Juden - darunter mehr als 65.000 aus Österreich.

Gedenkveranstaltung und Lichterzeremonie

Bundespräsident Alexander Van der Bellen reiste am Montag nach Polen, wo er am Nachmittag an der internationalen Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestags der Befreiung teilnehmen wird. Für die Zeremonie kündigten sich Vertreter aus etwa 50 Staaten, darunter Israels Staatschef Reuven Rivlin, an. Rund 120 Auschwitz-Überlebende werden ebenfalls daran teilnehmen.

Van der Bellen wird bereits zu Mittag österreichische Gedenkdiener treffen (Zivildiener, die in Auschwitz Dienst tun). Am Nachmittag folgen Kranzniederlegungen und die Gedenkzeremonie (Beginn: 15.30 Uhr) auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, das damals im von Hitler-Deutschland besetzen Polen errichtet wurde. Der polnische Präsident Andrej Duda, einige Auschwitz-Überlebende sowie der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, werden Reden halten. Der Gedenkakt endet mit einer Lichterzeremonie beim Totendenkmal.

Mitverantwortung Österreichs

Begleitet wird Van der Bellen von seiner Frau Doris Schmidauer, EU-Ministerin Karoline Edtstadler, IKG-Präsident Oskar Deutsch sowie dem Auschwitz-Überlebenden Viktor Klein. Es ist der erste Besuch des Bundespräsidenten in Auschwitz. Beim internationalen Holocaust-Gedenken in Israel wenige Tage zuvor hatte er daran erinnert, dass Österreich „Mitverantwortung an der Shoah“ trage.

„Dem Andenken der Opfer der Shoah werden wir nur gerecht, wenn wir dafür sorgen, dass Menschenverachtung, Sündenbockdenken und Gewalt niemals wieder als politisches Instrument eingesetzt werden“, hatte Van der Bellen gemahnt.

Zentralrat: Konsens über Gedenken „bröckelt“

Der Zentralrat der Juden in Deutschland erinnerte anlässlich des weltweiten Holocaustgedenktages am 27. Jänner an die besondere Verantwortung Deutschlands für die Wahrung der Menschenwürde, für eine tolerante Gesellschaft und für Israel. "Über Jahrzehnte war es Konsens in der Bundesrepublik, dass die Erinnerung an die Schoah zur deutschen Staatsräson gehört.

Doch dieser Konsens bröckelt", sagte der Präsident des Zentralrats, Josef Schuster, am Sonntag in Berlin. Er forderte ein Gegensteuern, denn sonst könnte die „Demokratie ernsthaft gefährdet sein“. Schuster appellierte: „In diesem Gedenkjahr müssen wir alle Kräfte bündeln, um die Lehren aus der Schoah wieder in den Köpfen zu verankern. Es geht nicht nur um die Zukunft der jüdischen Gemeinschaft, sondern um die Zukunft Europas.“

Der Zentralrat betonte zugleich, dass auch der jüdischen Gemeinschaft eine „immerwährende Verantwortung“ zukomme. Von den Zeitzeugen werde der „Staffelstab“ übernommen, um die Erinnerung zu wahren und weiterzutragen.

religion.ORF.at/KAP/KNA/APA

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