Stift beschämt über Missbrauchsvorwürfe gegen Pater

Bestürzt und beschämt zeigt sich das Stift Heiligenkreuz ob der bereits seit Langem bekannten Missbrauchsvorwürfe gegen einen Pater des Stifts, der 2014 verstorben ist.

Im Buch „Mein Fall“ von Josef Haslinger berichtet der Autor autobiografisch über seine Zeit im Internat des Stiftes Zwettl in den 1960er Jahren. Unter anderem werden darin seinem damaligen Religionslehrer Pater Gottfried Eder (1937-2014) sexuelle Übergriffe pädophiler Art vorgeworfen. Gottfried Eder war von 1957 bis zu seinem Tod im Jahr 2014 Mitglied des Konventes von Stift Heiligenkreuz. „Das im Buch geschilderte Vergehen unseres Mitbruders vor mehr als 50 Jahren erfüllt uns mit tiefer Scham und Bestürzung“, teilte das Stift in einer Aussendung am Montag mit.

Abt Maximilian Heim wurde zitiert: „Ich habe Herrn Dr. Haslinger nach Ankündigung seines Buches sofort Glauben geschenkt, da ich 2011 mit einem anderen Fall in Bezug auf P. Gottfried konfrontiert wurde. Das in den 1960er Jahren begangene schwere Unrecht kann nicht ungeschehen gemacht werden und hat großen Schaden angerichtet, da sexueller Missbrauch durch Vertreter der Kirche viel schwerer wiegt als außerhalb. Denn hier werden zwei ‚Lebensheiligtümer‘, nämlich die Religion und die Sexualität, in einer Tiefe verletzt und missbraucht, die kaum auslotbar ist.“

Bitte um Verzeihung

Kurz nach der Ankündigung des Buches von Josef Haslinger habe Abt Heim dem Autor geschrieben, ihn um Verzeihung gebeten und ihm auch ein gemeinsames Gespräch angeboten. Zeitpunkt und Ort eines möglichen Zusammentreffens lägen in der Entscheidung von Josef Haslinger, „das Gesprächsangebot bleibt aufrecht“, so das Stift in seiner Aussendung.

Stift Heiligenkreuz

APA/Barbara Gindl

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In der Kirche wie in der Gesellschaft sei der Perspektivenwechsel - weg von der Vertuschung und hin zu einer Empathie mit den Opfern, die schweres Unrecht erlitten haben - höchst notwendig, heißt es weiter. Eder sei bereits im Jahr 2011 durch einen früheren Internatsschüler in Zwettl beschuldigt worden, diesen in den 1960er Jahren missbraucht zu haben. Umgehend seien alle Schritte eingeleitet worden, die die Rahmenordnung der katholischen Kirche Österreichs in so einem Fall vorsieht, hielt das Stift Heiligenkreuz fest.

Opfer wollte keine Konfrontation

Da Eder jedoch alle Vorwürfe zurückwies, sei versucht worden, durch eine Gegenüberstellung mit dem Opfer die Erinnerung zu wecken, berichtete das Stift. Und fügte hinzu: „Aus verständlichen Gründen wollte aber das Opfer diese Konfrontation nicht. Da Eder seit 2008 krankheitsbedingt nicht mehr in der Seelsorge eingesetzt war und bereits ein Pflegefall gewesen ist, war eine Entpflichtung von seinen priesterlichen Pflichten obsolet.“

Gottfried Eder war knapp zwei Jahre (1965-67) als junger Priester im Zwettler Internat eingesetzt. Anschließend studierte er nur kurz an der Universität für Bodenkultur und war dann in der ordentlichen Pfarrseelsorge tätig. Außer den Vorfällen in Zwettl seien gegen ihn keine Anschuldigungen wegen sexuellem Missbrauch bekannt, teilte das Stift Heiligenkreuz in seiner Aussendung mit.

Rahmenordnung im Stift „umgesetzt“

Seit 2010 gilt die Rahmenordnung der katholischen Kirche Österreichs „Die Wahrheit wird Euch freimachen“, die 2016 noch einmal ergänzt und erweitert wurde. Diese Rahmenordnung werde im Stift Heiligenkreuz und seinen Einrichtungen umgesetzt, hieß es.

Für die Gegenwart und Zukunft sei Prävention von höchster Bedeutung. Das beginne bei den Kriterien für die Aufnahme von Kandidaten in die Priesterseminare bzw. in den Orden. „Dafür haben wir in Heiligenkreuz eigene Schulungen durchgeführt und planen auch zukünftig regelmäßige Fortbildungen. Es geht darum, Missbrauch immer, überall und in jeder Form zu verhindern und Opfern Gerechtigkeit zukommen zu lassen“, versicherte das Stift.

religion.ORF.at/KAP

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