Fall Küng: Betroffener hält an Vorwürfen fest

Der Priester, der den ehemaligen St. Pöltner Bischof Klaus Küng eines versuchten sexuellen Übergriffs beschuldigt, setzt sich gegen Vorwürfe, die Unwahrheit zu sagen, zur Wehr. Die kircheninterne Missbrauchsanzeige hält er „vollumfänglich aufrecht“.

Am Wochenende wurde bekannt, dass ein deutscher Priester 2019 kirchenintern Anzeige gegen den ehemaligen Bischof der Diözese St. Pölten, Klaus Küng, erstattet hatte. Auch die Polizei und die Staatsanwaltschaft St. Pölten ermittelten. Küng hatte am Wochenende die Vorwürfe „aufs Schärfste“ zurückgewiesen. Dabei ging es um den Vorwurf eines versuchten sexuellen Übergriffs seitens des Bischofs im Jahr 2004. Dieser soll unter Einfluss von einem Beruhigungsmittel geschehen sein.

Küng war zu dieser Zeit (2004) Bischof von Feldkirch und als Apostolischer Visitator in die Diözese St. Pölten entsandt, weil dort skandalöse Vorgänge bekannt geworden waren. Es ging um Kinderpornografie auf Computern von Priesterseminaristen und homosexuelle Beziehungen. Auch gegen den damaligen Regens (Leiter des Seminars) und den Priester, der nun die Vorwürfe gegen Küng erhebt, und der damals als Subregens (und Sekretär des damaligen St. Pöltner Bischofs, Kurt Krenn) bestellt war, gab es Vorwürfe wegen homosexueller Handlungen mit Seminaristen. Regens und Subregens traten zurück, das Priesterseminar wurde geschlossen. Auch Bischof Krenn musste zurücktreten.

Vorfall nach Visitationsergebnis

Der nun angezeigte Vorfall soll sich nach Bekanntgabe der Visitationsergebnisse durch Küng ereignet haben. Der ehemalige Regens wurde in den Ruhestand versetzt, dem ehemaligen Subregens eine „Besinnungszeit“ verordnet. 2008 konnte er in Bayern wieder priesterlich tätig werden.

Zurück zur Gegenwart: Während die Diözese St Pölten am Wochenende von einem „leichten Beruhigungsmittel“ sprach, das Küng dem als Subregens bereits zurückgetretenen Priester nach einem Schwächeanfall angeboten habe, schrieb der Ankläger in einer Aussendung am Montag von einem verschreibungspflichtigen Psychopharmakon, das ihm der studierte Mediziner Küng in den Mund gesteckt habe. Er stellte die Frage, warum Küng rezeptpflichtige Medikamente im Bischofshaus vorrätig hatte. Danach soll der versuchte Übergriff stattgefunden haben. Bei einer Laboruntersuchung knapp darauf sei ein Benzodiazepin nachgewiesen worden.

Machtmissbrauch verhindern

Die Staatsanwaltschaft St. Pölten ermittelte aufgrund der Anzeige, stellte jedoch das Verfahren wegen Verjährung ein. Der Betroffene schrieb, dass es ihm nie um eine Bestrafung Küngs gegangen sei, denn er habe ihm längst verziehen. Sein Anliegen sei es, einen derartigen Machtmissbrauch in Zukunft zu verhindern. „Die unselige Sexualfixierung in der Kirche und der noch weitaus unseligere Moralismus, insbesondere die notorische Homophobie, für die Bischof Küng geradezu beispielhaft steht, muss endlich ein Ende finden! Beide zusammen bilden nämlich einen geradezu perfekten Nährboden für Missbrauch“, so der Priester.

In der Aussendung, die über die Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt versendet wurde, kritisierte der Priester auch die Diözese St. Pölten, die „unverzüglich und bedenkenlos die Täterperspektive eingenommen“ habe. Man habe ihn in der Öffentlichkeit diskreditiert. Etwa sei verbreitet worden, dass er nach dem Vorfall betrunken vom Balkon gestürzt sei, was „unwahr bzw. in wahrheitswidriger Weise unvollständig“ sei. Er habe ein Glas Rotwein getrunken, um den „schier unerträglichen Ekel und die entsetzliche Scham zu vergessen, die ich aufgrund der durch ihn verübten Übergriffe empfand (und auch heute noch empfinde)“.

Nina Goldmann, religion.ORF.at

Mehr dazu:

Links: