D: Marx gibt Vorsitz der Bischofskonferenz ab

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx (66) gibt das Amt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ab. Er stehe bei der nächsten anstehenden Wahl Anfang März für eine zweite Amtszeit nicht mehr zur Verfügung, teilte er mit.

Marx begründete dies in einem am Dienstag veröffentlichten Brief an die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) mit seinem Alter - am Ende der nächsten Amtszeit wäre er 72 Jahre alt. Sein Entschluss, dann nicht wieder zu kandidieren, stehe schon seit längerer Zeit fest, so Marx. „Selbstverständlich werde ich auch weiterhin aktiv in der Bischofskonferenz mitarbeiten und mich besonders engagieren für den Synodalen Weg, der aus meiner Sicht gut gestartet ist.“ Zugleich wolle er jetzt auch wieder stärker in der Erzdiözese München und Freising präsent sein, wo ein „umfassender Strategieprozess“ gestartet werden soll.

Die Bischofskonferenz trifft sich vom 2. bis zum 5. März in Mainz zu ihrer Frühjahrsvollversammlung. Ein Programmpunkt ist die turnusmäßige Wahl des Vorsitzenden. „Ich finde, es sollte die jüngere Generation an die Reihe kommen - und vielleicht ist es auch gut, wenn es häufiger einen Wechsel in dieser Aufgabe gibt“, schrieb Marx in seinem Brief an die anderen Bischöfe.

Der deutsche Kardinal Reinhard Marx

Reuters/Kai Pfaffenbach

Kardinal Marx gibt den Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz ab

„Meine Überlegung ist, dass ich am Ende einer möglichen zweiten Amtszeit 72 Jahre alt wäre, und dann auch das Ende meiner Aufgabe als Erzbischof von München und Freising nahe sein wird.“ Er habe das Amt gerne ausgeübt, aber alles habe seine Zeit.

Treibende Kraft hinter Synodalem Weg

Marx galt bisher als die treibende Kraft hinter dem Synodalen Weg, dem auf zwei Jahre angelegten Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, in dem Bischöfe und Laien Reformen erörtern. Darin geht es unter anderem um die Sexualmoral der Kirche, die Stellung der Frau und den Zölibat, die verpflichtende Ehelosigkeit der Priester. Marx hatte den Prozess als Reaktion auf den Missbrauchsskandal wesentlich mit initiiert. Konservative Bischöfe kritisieren diesen synodalen Weg allerdings offen, namhaftester Kritiker ist der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki.

Der 66-jährige Marx steht seit über einem Jahrzehnt an der Spitze eines der reichsten Bistümer der katholischen Welt: Er ist Erzbischof von München und Freising. Von 2002 bis 2008 war er Bischof von Trier. 2008 wurde er bereits als Favorit für den Vorsitz der Bischofskonferenz gehandelt, unterlag aber dem Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch. 2014 klappte es schließlich für Marx.

Die DBK ist das Führungsgremium der katholischen Kirche in Deutschland. Allerdings kann sie den einzelnen Bischöfen nichts vorschreiben, dementsprechend trat Marx eher als Initiator und Moderator auf.

Katholikenkomitee ZdK bedauert Rückzug

Mit „großem Bedauern und höchstem Respekt“ reagierte das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) auf den angekündigten Rückzug von Marx. „Kardinal Marx hat Großartiges geleistet für die Rückgewinnung von Vertrauen und Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche“, erklärte ZdK-Präsident Thomas Sternberg am Dienstag. Marx habe „die Hoffnung auf ein neues Bild der Kirche in Deutschland“ verkörpert. Demokratisches Bewusstsein und katholische Kirche seien für ihn keine Gegensätze.

Ausdrücklich würdigte Sternberg den von den deutschen Bischöfen und dem ZdK gestarteten „Synodalen Weg“ zur Zukunft des kirchlichen Lebens in Deutschland. Diese Initiative habe man mit Marx „in sehr vertrauensvoller Zusammenarbeit“ vorbereitet und begonnen und werde sie in Zukunft mit ihm als Erzbischof von München und Freising fortsetzen. Sternberg weiter: „Wir danken Kardinal Reinhard Marx für seine überzeugenden Akzentsetzungen für eine ökumenische und weltzugewandte Kirche.“

Bedford-Strohm bedauert Rückzug

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bedauert den Rückzug Marx’. „Mit Bedauern habe ich die Entscheidung von Kardinal Reinhard Marx zur Kenntnis genommen“, teilte er am Dienstag in München mit. Mit Marx verbinde ihn nicht nur eine lange, vertrauensvolle Zusammenarbeit - „zwischen uns ist auch eine echte Freundschaft entstanden“.

Bedford-Strohm zeigte sich zuversichtlich, dass die Beziehungen zwischen EKD und DBK weiter vertrauensvoll bleiben und dass der Reformprozess innerhalb der katholischen Kirche weitergehe. „Voller Zuversicht blicken wir auch auf den aktuellen Strategieprozess, den Kardinal Marx maßgeblich mit auf den Weg gebracht hat“, sagte Bedford-Strohm. Der bayerische Landesbischof freue sich nun auf eine weitere Zusammenarbeit mit Marx, dem Erzbischof von München und Freising, in Bayern.

religion.ORF.at/AFP/dpa/KAP/KNA

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