Papst-Vertrauter: Zölibatsfrage noch offen

Nach Ansicht des italienischen Theologen Antonio Spadaro sind strittige Fragen der Amazonien-Synode noch nicht endgültig entschieden. Vielmehr gehe der synodale Prozess auch nach dem jüngsten Papst-Schreiben weiter, schreibt er in einem Kommentar.

Spadaro verweist dabei auf eine „Schlüsselpassage“ des Schreibens von Franziskus. Demnach müssen Fragen um gegensätzliche Auffassungen reifen und können erst später auf eine andere, oft noch ungeahnte Weise gelöst und versöhnt werden.

Suche nach „überlegener Lösung“

Dies gelte auch, aber nicht nur, für die Frage verheirateter Priester oder von Ämtern für Frauen, betonte der Theologe. Das diesem Streit zugrundeliegende eigentliche Problem sei die Seelsorge in den teils unzugänglichen Weiten Amazoniens. „Diese dialektische Annäherung an die Realität ist für Franziskus ein Handlungskriterium, ein grundlegendes Element für pastorale Unterscheidung“, schreibt Spadaro.

Kardinal Michael Czerny präsentiert das Papst-Schreiben "Querida Amazonia"

APA/AP/Gregorio Borgia

Das Papst-Schreiben „Querida Amazonia“

Dabei gehe es nicht darum, den einen Pol zugunsten des anderen aufzuheben. Vielmehr gelte es, „eine überlegene Lösung zu finden“, die den Anliegen der bisherigen, in Opposition stehenden Ansätzen dennoch gerecht werde.

„Querida Amazonia“ ohne Anregung der Synode

In seinem am Mittwoch veröffentlichten Schreiben „Querida Amazonia“ hatte der Papst die Anregung der Synode vom Oktober nicht aufgegriffen, in Ausnahmefällen auch ältere verheiratete Männer zu Priester zu weihen oder ein Diakonat für Frauen zu schaffen.

Als erste Maßnahmen gegen Priestermangel in Amazonien empfahl Franziskus stattdessen Gebete für mehr Berufungen, verstärkten Einsatz vorhandener Priester in der Region sowie eine gezieltere Ausbildung. Insgesamt müssten die Kirche und ihre Seelsorge im Amazonasgebiet noch stärker von engagierten Laien geprägt werden, so Franziskus weiter.

Prozess fortgeführt

Überlegungen, wie all dies aussehen könne, müssten nun weitergehen, schrieb Spadaro. Der Prozess der Amazonien-Synode werde fortgeführt, diesem habe der Papst mit seiner Exhortation neuen Schwung gegeben. Der Jesuit Spadaro gilt als Vertrauter von Franziskus und ist einer der agilsten Interpreten der Anliegen des Papstes.

Das Schreiben hatte viele reformwillige Gläubige, die sich eine Lockerung des Pflichtzölibats erhofft hatten auch in Österreich vor den Kopf gestoßen - mehr dazu in Reformbewegungen: Papst lässt Amazonien im Stich.

religion.ORF.at/APA

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