Theologin gegen Laizismus im öffentlichen Raum

Gegen einen Laizismus, der den öffentlichen Raum aller religiösen Symbole beraubt, hat sich die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak ausgesprochen.

Ein Laizismus französischer Provenienz sorge nicht für wirkliche staatliche Neutralität, sondern bevorzuge letztlich die nicht-religiöse Perspektive. Dagegen gelte es festzuhalten: „Wenn Religion im öffentlichen Raum präsent ist, heißt das auch, dass sich religiöse Menschen mit säkularer Rationalität auseinandersetzen müssen“, so Polak in einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“ (Sonntag-Ausgabe). Zudem zeige das Beispiel Frankreich, dass Laizismus der „Fundamentalisierung von Gruppen Vorschub“ leiste.

Anlass der Wortmeldung war die aktuelle öffentliche Debatte um Kreuze in der Öffentlichkeit bzw. in Krankenhaus-Zimmern. Diese Debatte zeige laut Polak, dass es in Österreich zwar einen weiterhin hohen Anteil an gläubigen Menschen gebe, dass es aber zunehmend Verschiebungen in der „religiösen und kulturellen Landschaft“ und damit einhergehend Konfliktlinien zwischen religiösen und nicht-religiösen Menschen gebe.

Mitgestaltung des öffentlichen Raums

Für gläubige Menschen - egal ob Katholiken oder Muslime - sei die Präsenz von religiösen Symbolen im öffentlichen Raum noch etwas „Selbstverständliches und Wichtiges“. Religionen, wie Judentum, Christentum und der Islam hätten zudem den Anspruch, Gesellschaft und damit den öffentlichen Raum mitzugestalten.

Pastoraltheoplogin Regina Polak

kathbild.at/Franz Josef Rupprecht

Regina Polak sieht im Laizismus keine adäquate Lösung

Österreich sei zwar nach wie vor ein katholisch geprägtes Land, trotzdem sei das religiöse Bekenntnis nichts selbstverständliches mehr und gehe mit einem gestiegenen Rechtfertigungsdruck einher: „Heute muss ich mich gerade als Frau immer wieder dafür rechtfertigen, warum ich noch der katholischen Kirche angehöre“. Die sei zwar „nicht angenehm, aber man lernt dabei und kann den eigenen Glauben, die eigene Tradition besser verstehen“, so die Theologin.

Kein Kultur- und Religionskampf

Anders als im medialen Diskurs vermittelt, gebe es aber keinen Kultur- und Religionskampf zwischen Christen und Muslimen. Die Daten der österreichische Wertestudie bestätigten laut Polak vier andere Konfliktlinien: erstens jene zwischen hoch- und niedrigreligiösen Menschen sowie Agnostikern; zweitens die Differenz zwischen der Stadt mit einem hohen religiösen Individualismus und dem Land mit einer noch homogeneren religiösen Landschaft.

Die dritte Konfliktlinie trenne die Geschlechter, da Frauen eher im religiösen Bereich zu finden seien, und Männer im agnostisch-atheistischen. Die vierte Konfliktlinie verlaufe zwischen der älteren und jüngeren Generation, die der Religion eher indifferent gegenüber stünden.

Weniger Erklärungen, mehr Erfahrungen

Als einen möglichen Ansatzpunkt, um die Distanz zu überbrücken, verwies die Pastoraltheologin auf eine „spirituell-religiöse Vertiefung“: So brauche es weniger Erklärungen über Begriffe wie Auferstehung, Gnade oder Erlösung, hingegen mehr Räume für konkrete Glaubenserfahrungen. „Wichtig ist, dass gefragt wird, was die Menschen brauchen, und das dann in ein Gespräch mit der Tradition zu bringen“, so Polak in der „Kleinen Zeitung“. Es gebe zwar kein „Standardrezept“, aber bereits Gemeinden, die dies schaffen würden.

religion.ORF.at/KAP

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