Utah plant Entkriminalisierung von Polygamie

Der Senat des mehrheitlich mormonischen US-Bundesstaats Utah hat am Dienstag einstimmig Lockerungen bezüglich Polygamie beschlossen. Zugleich wurden neue Pornografieregelungen bestimmt.

Die Strafen für Polygamie aus religiösen Gründen sollen für Ehen zwischen Erwachsenen reduziert werden, berichtete der „Guardian“ am Mittwoch. Sie würden etwa gleichgestellt mit Falschparken, die Strafe betrüge dann maximal 750 US-Dollar und gemeinnützige Arbeit. Derzeit wird Polygamie in Utah als Verbrechen dritter Klasse gewertet, das mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden kann.

Mehrehen, die ohne das Wissen der Frauen geschlossen werden oder solche mit Minderjährigen, bleiben verboten. Der Vorstoß des Senats muss noch das Utah-Repräsentantenhaus passieren, von dem allerdings Widerstand erwartet wird.

Kleine Gemeinschaften bis heute polygam

Die größte mormonische Gemeinschaft, die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ (HLT), lehnt die in den Anfängen des Mormonentums mehrheitlich praktizierte Polygamie bereits seit 1890 ab. Viele kleinere Gemeinschaften leben (vor allem in Utah) bis heute polygam. Die Mehrheit der Bevölkerung in Utah gehört der HLT an. In Österreich ist die Gemeinschaft seit 1955 staatlich anerkannt.

Der historische Mormonentempel in Salt Lake City

APA/AFP/George Frey

Die meisten Angehörigen mormonischer Gemeinschaften leben in Utah

Fundamentalistische mormonische Gemeinschaften (etwa 30.000 in den westlichen US-Saaten) halten an der Praxis fest. Sie glauben, dass sie die reinste Form des Mormonentums leben und als Polygamisten in den Himmel kommen, schrieb der „Guardian“.

Pornografie mit Warnhinweis

Die Senatorin Deirdre Henderson sagte gegenüber dem „Guardian“, das Ziel sei nicht, die Polygamie zu legalisieren, sondern diejenigen, die sonst gesetzestreu lebten, und Opfer von Verbrechen wurden, zu schützen. Sie könnten ohne Angst selbst bestraft zu werden, Verbrechen melden. Außerdem würde der Zugang zu medizinischer Versorgung oder Bildungseinrichtungen erleichtert.

Gegnern der Dekriminalisierungspläne zufolge sollte das bestehende Gesetz bleiben, da Polygamie für Frauen und Kinder gefährlich und schmerzvoll sei, besonders für junge Mädchen, die zu Ehen mit älteren Männern gedrängt würden.

Fast gleichzeitig stimmten die Senatsmitglieder über Verschärfungen für die Pornoindustrie ab. Pornografie soll demnach mit einem Warnhinweis versehen werden, der vor Schäden für Minderjährige warnt.

gold, religion.ORF.at

Links: