Engelmayer neuer Oberrabbiner der IKG Wien

Mit Jaron Engelmayer hat die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) Wien einen Oberrabbiner, der jung und orthodox ist. Seine Loyalität gilt auch dem Staat Israel.

Der gebürtige Schweizer fragt sich etwa offen, warum Juden keinen Zugang zum Tempelberg haben sollen. Engelmayer folgt Arie Folger, der im Sommer des vergangenen Jahres überraschend gekündigt hatte - mehr dazu in Oberrabbiner Arie Folger kündigt.

Die Wahl Engelmayers erfolgte einstimmig. Dem vorausgegangen war ein mehrmonatiger internationaler Auswahlprozess durch die Rabbinerfindungskommission, in der Delegierte aller im Kultusvorstand vertretenen Fraktionen mit Sitz und Stimme beteiligt waren, wie die IKG auf ihrer Website schreibt. Engelmayer wird seinen Dienst als Gemeinderabbiner in Wien mit August 2020 beginnen. Zum Oberrabbiner wird er einen Monat später, rechtzeitig vor den hohen jüdischen Feiertagen im Herbst.

Lob für Wiener Gemeinde

Im Interview mit der IKG-Zeitschrift „Gemeinde-Insider“ lobte Engelmayer nach seiner Wahl die IKG-Wien: „Die jüdische Gemeinde in Wien verfügt über eine im deutschsprachigen Raum einzigartige Verbindung zwischen einem breiten Spektrum an Juden, Synagogen und Tempelvereinen einerseits, ein ausgeprägtes religiös gelebtes Judentum mit einbezogen, andererseits über eine Dachgemeinde, unter welcher alle ihren Platz finden und somit in vielerlei Hinsicht als eine einheitliche Gemeinde strukturiert und repräsentiert sind.“

Der neue Oberrabbiner der IKG Wien, Jaron Engelmayer

IKG/Daniel Shaked

Der neue Wiener Oberrabbiner Jaron Engelmayer

Rabbiner war er bereits in der Synagogen-Gemeinde Köln, davor war er Gemeinderabbiner in Aachen. Geboren wurde er 1976 in Zürich, wo er in der dortigen Israelitischen Religionsgesellschaft auch aufwuchs. Nach dem Schulabschluss begann er ein Studium in New York - IT, Computerwissenschaften, Mathematik, Wirtschaft - und wechselte dann für neun Jahre an die religiöse Bildungseinrichtung Jeschiwa Birkat Mosche in Ma’ale Adumim in Israel. 2002 wurde er zum Rabbiner ordiniert.

„Zionistisch und weltoffen“ erzogen

Schon Engelmayers Großvater war Rabbiner. Er selbst sei in der Schweiz zionistisch, aber gleichzeitig sehr weltoffen erzogen worden, sagt er. Bevor er im Herbst 2005 seine Tätigkeit in Aachen antrat, arbeitete er bei der Ronald S. Lauder Foundation in Frankfurt am Main, wo er auch seine Frau Chana kennenlernte, die als Kind als Kontingentflüchtling aus Tadschikistan nach Deutschland kam.

2015 beendete er nach sechs Jahren seine Tätigkeit in Köln und zog mit seiner Familie nach Israel. Zuvor hatte er dort bereits in der Armee gedient. Für die Anliegen der Israelis setzt er sich dementsprechend ein. So sagte er im September vergangenen Jahres bei einem Vortrag bei der Gemeinschaft Sant’Egidio: „Für mich ist es nicht erklärbar, warum Juden nicht auf dem Tempelberg beten dürfen, obwohl es für uns der heiligste Ort der Welt war und ist.“

Engelmayer war Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands und gilt als charismatisch und weltgewandt. In seiner Zeit in Aachen war im vor allem die Jugendarbeit ein Anliegen. Er spricht Hebräisch, Englisch, Deutsch, Jiddisch, Italienisch, Russisch und Französisch. Er ist verheiratet und hat fünf Kinder im Alter von drei bis 15 Jahren.

religion.ORF.at/APA

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