Coronavirus: Vatikan schließt Katakomben

Angesichts der Coronavirus-Infektionen in Italien hat der Vatikan am Mittwoch die vorübergehende Schließung aller Katakomben des Landes angekündigt.

Der Beschluss sei aus Gesundheitsgründen ergriffen worden, da die Feuchtigkeit und die geringe Belüftung in engen unterirdischen Räumlichkeiten bei starkem Besucherandrang für die Gesundheit gefährlich sein könnten, hieß es in einer Mitteilung.

Besucherinnen und Besuchern zugängliche Katakomben gibt es in Rom, in der Toskana, in Kampanien, Sardinien und Sizilien. Sie zählen zu beliebten Attraktionen für Touristen aus aller Welt. Der Vatikan bemüht sich, die von der italienischen Regierung ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Infektion zu unterstützen. Gottesdienste sind diese Woche in den von Coronavirus-Infektionen betroffenen Regionen ausgesetzt worden.

Aschermittwochsfeier mit Papst nicht ausgesetzt

Anders als etliche Diözesen in Norditalien hat die Diözese Rom angesichts der Epidemie ihre Gottesdienste zum Aschermittwoch nicht abgesagt. Die traditionelle Aschermittwochsfeier mit Papst Franziskus am späten Nachmittag auf dem Aventin-Hügel soll stattfinden. Bereits am Mittwochvormittag empfing der Papst Rom-Pilger zur wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz. Auch ein für Donnerstag geplantes Treffen von Franziskus mit Priestern der Diözese Rom in der Lateran-Basilika findet statt wie geplant.

Im Vatikan-Staat selbst geht vorerst alles weiter seinen gewohnten Gang. Allerdings stehen nach Aussage von Vatikansprecher Matteo Bruni ein Arzt und eine Pflegekraft des vatikanischen Gesundheitsdienstes in ständiger Bereitschaft, um sich gegebenenfalls um Menschen mit auffälligen Symptomen zu kümmern. Zudem würden einzelne größere Versammlungen in geschlossene Räumen verlegt.

Papst Franziskus bei der Generalaudienz am Aschermittwoch auf dem Petersplatz. Seine Termine bleiben trotz Corona-Virus wie geplant aufrecht

APA/AFP/Tiziana Fabi

Der Papst hält seine Termine trotz Coronavirus aufrecht. Zur Generalaudienz am Aschermittwoch kamen 12.000 Gläubige, manche mit Atemschutzmasken.

12.000 bei Generalaudienz am Mittwoch

Bei der Generalaudienz am Mittwoch drückte der Papst den Infizierten und Erkrankten sein Mitgefühl aus. Er sei auch dem medizinischen Personal, das sich um die Kranken kümmert, sowie den im Einsatz gegen die Infektion engagierten Zivilbehörden nahe, sagte der Papst den 12.000 auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen. Einige von ihnen trugen Atemschutzmasken.

In der Kirche am Anna-Tor wurde wie in vielen Kirchen Italiens inzwischen das Weihwasserbecken geleert, in das Gläubige sonst ihre Fingerspitzen tauchen, um sich zu bekreuzigen. Zudem wurden an Eingängen in den Vatikanstaat Desinfektionsmittel-Spender aufgestellt. Bereits Ende Jänner hatte Bruni erklärt, im Vatikan bestehe keine besondere Gefahr; das gelte weiterhin, bestätigte er am Montag. Der vatikanische Gesundheitsdienst stehe in ständigem Kontakt mit dem Gesundheitsministerium und den zuständigen Behörden der Region Latium.

Kirchliches Leben in Norditalien stark eingeschränkt

In vielen Diözesen Norditaliens wurden für diese Woche Gottesdienste und andere Versammlungen abgesagt oder teils drastisch reduziert. Dort, wo Gottesdienste stattfinden, wird die Kommunion oftmals nur in die Hand, anstatt in den Mund gelegt. Vom Friedensgruß mit Händeschütteln oder Umarmung wird abgeraten. Als vierte große Diözese hatte nach Mailand, Padua und Venedig zuletzt auch Bologna seine Gottesdienste und kirchlichen Versammlungen bis einschließlich Sonntag eingeschränkt.

So finden vorerst nur Werktagsgottesdienste mit wenigen Menschen statt, größere Versammlungen sind ebenso abgesagt wie Katechesestunden. Beratungszentren der Caritas sind geschlossen, aber telefonisch erreichbar; Suppenküchen und Tafeln bleiben geöffnet. Ähnliches gilt in der Diözese Bozen-Brixen, die eine Wallfahrt von rund 1.000 Ministranten nach Rom strich.

Teils Spott über Reaktionen

Wie sehr das öffentliche Leben in Italien um das Coronavirus kreist, zeigt nicht die zuletzt die ausufernde Medienberichterstattung. Der namhafte „Corriere della Sera“ überschlug sich in einer seiner Ausgaben der vergangenen Tage mit lauter Schlagzeilen. Die ersten 14 Seiten waren ausschließlich der Infektionskrankheit gewidmet.

In den sozialen Netzwerken sorgt ein Posting für Klickrekorde, das spöttisch auf die abgeriegelte Metropole Mailand abzielt: Leonardo da Vincis „Abendmahl“ - allerdings nur der leere Tisch ohne Jesus und die Jünger. Darüber ist zu lesen: „Hier in Mailand übertreiben wir.“ ORF.at richtete eine Infoseite zum Coronavirus eingerichtet, auf der auch alle Hotlines und Notfallkontakte zu finden sind - mehr dazu in Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Corona-Virus.

Derzeit keine Maßnahmen in Wiener Kirchen

Auch wenn am Faschingsdienstag die ersten beiden Fälle einer Coronavirus-Infektion auf österreichischem Staatsgebiet bestätigt wurden, gibt es in den römisch-katholischen Kirchen in Wien bislang noch keine gesonderten Vorsichtsmaßnahmen gegen die Epidemie.

„Wir sind im Kontakt mit den Gesundheitsbehörden, um umgehend auf deren Aufforderung entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Bis jetzt gab es aber noch keine Aufforderung seitens der Behörden an uns“, erklärte der Wiener Diözesansprecher Michael Prüller am Dienstagnachmittag auf Anfrage. Maßnahmen gegen eine Epidemie sollten stets „abgestimmt und nicht aus der Hüfte geschossen“ erfolgen, betonte Prüller. Die Kirche halte sich daher ganz an die staatlichen Gesundheitsbehörden.

religion.ORF.at/KAP/APA

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