Missbrauchsskandal: Papst nimmt Rücktritt Barbarins an

Papst Franziskus hat den Rücktritt des französischen Kardinals Philippe Barbarin akzeptiert. Das teilte am Freitag die Diözese von Lyon mit, der Barbarin als Erzbischof vorstand.

Barbarin war jüngst vom Vorwurf der Missbrauchsvertuschung freigesprochen worden. Schon unmittelbar nach dem Freispruch durch ein Berufungsgericht am 30. Jänner hatte der 69-Jährige erklärt, er wolle sein Amt als Erzbischof erneut in die Hände des Papstes legen, um ein neues Kapitel für die Kirche von Lyon aufzuschlagen.

Kardinal Philippe Barbarin

APA/AFP/Jeff Pachoud

Kardinal Philippe Barbarin

In erster Instanz schuldig gesprochen

Der Kardinal war zunächst im März 2019 wegen Nichtanzeige von sexuellem Missbrauch in erster Instanz schuldig gesprochen und zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Der Vorwurf lautete, er habe Fälle sexuellen Missbrauchs durch den Ex-Priester Bernard Preynat nicht bei den staatlichen Behörden angezeigt.

Rücktritt zunächst nicht angenommen

Nach dem erstinstanzlichen Urteil im März 2019 hatte Barbarin dem Papst seinen Amtsverzicht als Erzbischof von Lyon angeboten, den Franziskus jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht annahm. Bis zum Abschluss des Berufungsverfahrens gelte die Unschuldsvermutung, hieß es. Die Leitung der Erzdiözese übertrug der Papst dennoch übergangsweise dem früheren Bischof von Evry-Corbeille-Essonnes, Michel Dubost.

In einer von der Kirche verbreiteten Erklärung sprach Barbarin nun von „schrecklichen Taten“ des Priesters und dem „großen Leid, das vor allem die Opfer getragen haben“. Er wünsche sich einen Nachfolger, „der eine neue Ära mit der gesamten Diözese Lyon einleitet“, betonte der Kardinal. Er war seit 2002 Erzbischof von Lyon und trug den Ehrentitel „Primas von Gallien“. Sein Nachfolger soll in zwei bis vier Monaten ernannt werden.

„Vier bis fünf Kinder pro Woche“

Gegen Preynat selbst läuft derzeit in Lyon ein gesondertes Verfahren. Die Anklage fordert mindestens acht Jahre Haft. Der 74-Jährige hat gestanden, als Leiter von Pfadfindergruppen und Ferienlagern zeitweise „vier bis fünf Kinder pro Woche“ missbraucht zu haben. Ein Teil der Übergriffe aus den Jahren 1971 bis 1991 ist bereits verjährt.

Die Vorwürfe gegen den Geistlichen wurden in dem Film „Grace a Dieu“ („Gelobt sei Gott“) von Francois Ozon verarbeitet. Gegen den Kinostart des Streifens versuchte der Priester gerichtlich vorzugehen; er blieb damit jedoch ohne Erfolg.

religion.ORF.at/APA/AFP

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