Caritas: Krise auf Lesbos war vorhersehbar

Die Zuspitzung der Flüchtlingssituation auf der griechischen Ostägäis-Insel Lesbos, ist für den Generalsekretär der Caritas Wien, Klaus Schwertner, nicht überraschend.

In den vergangenen Jahren seien laufend Mittel gekürzt worden, auch die Spendenbereitschaft sei zurückgegangen. Die aktuellen Bedingungen im Flüchtlingscamp von Moria seien „erschreckend“, sagte Schwertner im APA-Gespräch.

Es herrsche rascher Handlungsbedarf, Hilfe sei dringend notwendig. „Ich bin selbst Familienvater, und es ist wirklich erschreckend, unter welchen Bedingungen hier Tausende Kinder und Familien leben müssen. Im Dreck, unter Planen, alles ist voller Müll“, schildert der Caritas-Wien-Chef seine Eindrücke nach dem Besuch im größten Flüchtlingslager Europas. Schätzungen zufolge leben dort derzeit 23.000 Flüchtlinge und Migranten.

Flüchtlingslager auf Lesbos mit außerhalb liegenden Zelten

APA/AFP/Louisa Gouliamaki

Katastrophale Bedingungen werden aus Moria auf Lesbos berichtet

„Es ist wirklich zum Schämen, was hier passiert - auf europäischem Boden“, so Schwertner. „Und was mich zum Teil wirklich sprachlos gemacht hat, ist der Glaube, geflüchtete Menschen davon abhalten zu können, nach Europa zu kommen, wenn man sie hier auf den griechischen Inseln möglichst schlecht behandelt.“ Diese Strategie sei allerdings nicht erfolgreich gewesen, alleine seit Anfang des Monats habe es Hunderte Neuankünfte gegeben.

Hinweis

Caritas Spendenkonto: IBAN: AT92 6000 0000 0770 0004, Kennwort: Flüchtlingshilfe.

„Es fehlt an allem“

In einem via Facebook verbreiteten Video berichtete Schwertner am Sonntag, dass rund 40 Prozent der im Lager Moria zusammengepferchten Menschen Kinder sind, die unter den Zuständen besonders zu leiden hätten. Zusätzlich zum Mangel an Trinkwasser, Lebensmitteln, Sanitäranlagen, Medikamenten und Notunterkünften sei die Perspektivlosigkeit am schwersten zu bewältigen.

Viele Geflohene hausten - fernab jedweder Infrastruktur - außerhalb des Lagers in Olivenhainen und schlägern dort Holz, was wiederum zu Konflikten mit den Einheimischen führe. Die Lage habe sich am Sonntag noch zugespitzt, als - vermutlich griechische Rechtsradikale - einen Brand nahe dem Lager Moria legten, so Schwertner.

Akuthilfe „Gebot der Stunde“

Akuthilfe sei ebenso ein „Gebot der Stunde“ wie Maßnahmen seitens der EU, die auch ohne Einstimmigkeit ihrer Mitgliedsländer handeln solle. An die österreichische Regierung richtete der Caritas-Vertreter den Appell, im Sinne der humanitären Situation des Landes einen Beitrag zu leisten, der über das Entsenden von Polizisten und Drohnen zum Grenzschutz hinausgehen. „Davon haben die Lagerbewohner nichts“, merkte Schwertner an.

Die Caritas Hellas, Partnerorganisation von Caritas Österreich in Griechenland, ist derzeit mit einem Team von sechs Mitarbeitern im Camp Moria vertreten. Gemeinsam mit dem langjährigen Caritas-Katastrophenhelfer Thomas Preindl befindet sich Schwertner seit einigen Tagen an Ort und Stelle, um auszuloten, wo und welche weitere Akut-Hilfe benötigt wird.

Spendenbereitschaft groß

Die Spenden- und Hilfsbereitschaft der österreichischen Bevölkerung sei „wirklich erfreulich“. Im Rahmen einer kürzlich über Facebook lancierten Spendenaktion hätten binnen weniger Tage über 400.000 Euro gesammelt werden können. Um die „humanitäre Krise“, die sich in Moria abspiele, zu lindern, seien weitere finanzielle Mittel notwendig, betonte Schwertner. Mit einer Spende von 30 Euro etwa schnürt die Caritas ein Hilfspaket für geflüchtete Menschen, das unter anderem Lebensmittel und Hygieneartikel beinhaltet.

religion.ORF.at/APA/KAP

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