„Sonntag der Orthodoxie“ im Zeichen der Einheit

Anlässlich des „Sonntags der Orthodoxie“ hat der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej, gesagt, „heute sind wir so weit, dass es selbstverständlich geworden ist, Österreicher, Wiener und orthodox zu sein“.

Zum Zeichen der Einheit der Orthodoxie wurde Sonntagabend in der serbisch-orthodoxen Mariä Geburt-Kirche in Wien-Neulerchenfeld die Panorthodoxe Vesper gefeiert. Dem Gottesdienst standen Metropolit Arsenios (Kardamakis) und der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) vor. Mit ihnen feierten viele orthodoxe Geistliche und Gläubige aus unterschiedlichen Jurisdiktionen, darunter auch der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar und stellvertretende Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Nicolae Dura.

Bischof Andrej hob vor allem die zunehmende Bedeutung der Orthodoxen Kirche in Österreich hervor. Viele orthodoxe Christen seien als Arbeiter nach Österreich gekommen, später auch als Flüchtlinge aus den Krisengebieten in Südosteuropa und im östlichen Mittelemeerraum. „Wo das Volk war, dort war auch die Kirche“, sagte der serbisch-orthodoxe Bischof im Hinblick auf den Aufbau der orthodoxen Seelsorge in Österreich in den letzten Jahrzehnten.

Dank für Kirchenübergabe

Viele orthodoxe Christen seien schon in Österreich geboren, hier zur Schule und auf die Universität gegangen. Bischof Andrej: „Die orthodoxe Kirche ist so sehr gewachsen, dass sie in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird“. Es sei klar geworden, dass man „der orthodoxen Kirche Raum geben muss“.

Andrej Cilerdzic

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej

Dankbar erinnerte der Bischof daran, dass die Erzdiözese Wien im Jahr 2010 beschlossen hatte, die Neulerchenfelder Kirche an die serbisch-orthodoxe Kirche zu übergeben. Dieser Akt der Verbundenheit, der dann 2014 finalisiert werden konnte, hatte noch weitere „ökumenische“ Folgen. Weil in einem orthodoxen Gotteshaus keine Orgel benötigt wird, wurde die Neulerchenfelder Orgel im Internet als Geschenk angeboten.

Orgel verschenkt

Eine katholische Pfarrgemeinde aus Polen meldete sich. Vertreter der Gemeinde seien mit einem LKW nach Wien gekommen, um die Orgel abzutransportieren und „waren tief beeindruckt gewesen von der Schönheit der rein gesanglichen orthodoxen Vesper, die sie miterleben konnten“.

Die Orthodoxie entwickle in Österreich und im ganzen westlichen Europa eine große Ausstrahlung, unterstrich Bischof Andrej. Das zeige sich etwa auch in der Präsenz der orthodoxen Theologie an den Theologischen Fakultäten in Wien und München. In Österreich werde auch das neue orthodoxe Kloster in St. Andrä am Zicksee zu einem Anziehungspunkt, zeigte sich der Bischof überzeugt.

Entscheidend für den weiteren Aufbau der orthodoxen Kirche in Österreich sei die Präsenz der Priester. „Die Priester sind die wichtigsten Mitarbeiter des Bischofs“, betonte der serbisch-orthodoxe Bischof. Zugleich würdigte er aber auch die Rolle des orthodoxen Religionsunterrichts und die Bemühungen um den Dialog der orthodoxen Kirche mit der Gesellschaft.

Gebet für Christen im Nahen Osten

In besonderer Weise gedachte Bischof Andrej der orthodoxen Kirche von Antiochien, die durch den Syrien-Krieg so schlimm zu leiden habe. Nach wie vor gebe es keine Nachricht vom orthodoxen Metropoliten von Aleppo, Boulos (Yazigi), der 2013 gemeinsam mit seinem orientalisch-orthodoxen Amtsbruder Mor Gregorios Youhanna Ibrahim von „Unbekannten“ entführt wurde.

Pfarrkirche Neulerchenfeld in Ottakring

APA/Herbert Neubauer

Die jetzt orthodoxe Neulerchenfelder Kirche

Bischof Andrej appellierte an die orthodoxen Christen, das Gebet für die bedrängten Christen des Nahen Ostens zu intensivieren. „Wir orthodoxen Christen wollen keine Religionskriege, wir möchten, dass sich alle Verantwortlichen an einen Tisch setzen, um die Probleme gemeinsam auszudiskutieren“, stellte der serbisch-orthodoxe Bischof fest.

Arsenios: Sorgenvoller Blick nach Montenegro

Metropolit Arsenios sagte in seinem Schlusswort: „Wir sind eine Kirche. Wenn eine Ortskirche leidet, leidet die ganze Orthodoxie mit.“ Der griechisch-orthodoxe Metropolit zeigte sich solidarisch mit der Serbisch-orthodoxen Kirche und äußerte sich u.a. besorgt über die aktuelle Situation in Montenegro, „wo eine zur Kirche ablehnend eingestellte Regierung das Eigentumsrecht der Serbisch-orthodoxen Kirche gefährdet“.

In Montenegro zählt sich eine Minderheit der Orthodoxen zur 1993 gegründeten „Montenegrinisch Orthodoxen Kirche“, die Mehrheit hält am Belgrader Patriarchat (Serbisch-orthodoxe Kirche) fest. Dennoch geht die Politik derzeit gegen die Mehrheitskirche vor: Ende Dezember wurde ein Religionsgesetz verabschiedet, das die Eigentumsrechte der serbischen Orthodoxie gefährdet und im Land selbst wie in Belgrad zu wütenden Protesten führte.

Dank an Katholiken und Evangelische

Metropolit Arsenios hob als Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich zugleich die gute Situation der Orthodoxie in Österreich hervor. Das sei auch der „brüderlichen Liebe“ der katholischen und der evangelischen Kirche zu danken, stellte der Metropolit fest. Die Orthodoxie habe aber auch viel anzubieten, „von der Schönheit der Liturgie über die Intensität des Gebets bis zur Eindringlichkeit des Fastens und zur Gastfreundschaft“. Er freue sich, dass es eine orthodoxe Bischofskonferenz gibt, „in der wir die Lösung der Probleme mit einer Stimme suchen“.

Der „Sonntag der Orthodoxie“ erinnert an das 7. Ökumenische Konzil von Nizäa im Jahr 787, bei dem die Ikonenverehrung als rechtmäßig wiederhergestellt wurde. Das Fest fällt immer auf den ersten orthodoxen Fastensonntag und wird heute in der Diaspora auch als Zeichen der Einheit der Orthodoxen Kirche begangen.

Die Vesper zum „Sonntag der Orthodoxie“ wird in Wien jedes Jahr in einer anderen orthodoxen Kirche zelebriert. Die Kirche Neulerchenfeld wurde 2014 von der Erzdiözese Wien an die serbisch-orthodoxe Kirche übergeben. Sie beherbergt heute eine von drei serbisch-orthodoxen Gemeinden in Wien.

religion.ORF.at/KAP

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