Pius XII.: Bisher unbekannte Enzyklika entdeckt

Papst Pius XII. (1939-1958) plante offenbar eine weitere, bisher unbekannte Enzyklika. Das entdeckte ein Historiker bei seinen Forschungen in den kürzlich geöffneten Archiven des Vatikans zu Pius XII.

Darin habe Pius XII. (Eugenio Pacelli) „moderne Irrtümer der damaligen Zeit“ behandeln wollen, sagte der Münsteraner Historiker Matthias Daufratshofer der Nachrichtenagentur Kathpress in Rom. Bei Forschungen im Archiv der Glaubenskongregation fand Daufratshofer nach eigenen Worten bereits „elaborierte Entwürfe“ zu dem geplanten Rundschreiben über „moderne Irrtümer“.

Darin sei es um drei Themenfelder gegangen: moraltheologische Fragen, Autorität und Gehorsam in der Kirche sowie das Verhältnis von Staat und Kirche. Für weitere Aussagen sei es noch zu früh, so der Historiker.

Archive wegen Coronavirus wieder geschlossen

Mit der Auswertung und notwendigen Zuordnung der verschiedenen Dokumente müsse er nun warten, da die Vatikan-Archive wegen der Ausbreitung des Coronavirus vorerst geschlossen bleiben. Mit einer Rückkehr nach Rom rechnet Daufratshofer nicht vor Ostern. Der Vatikan hatte Anfang März die Akten der vatikanischen Archive für den Zeitraum des Pontifikats von Pius XII. für die historische Forschung freigegeben.

Die Vatikanischen Apostolischen Geheimarchive

APA/AFP/Alberto Pizzoli

Die Vatikanischen Apostolischen Geheimarchive

Im Archiv des früheren „Heiligen Offiziums“ war der Historiker in der vergangenen Woche auch auf vorbereitende Texte zur Verkündigung des Dogmas von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel gestoßen. Dabei interessieren Daufratshofer zum einen die inhaltlichen Zuarbeiten, andererseits die Frage: Wie und von wem wird die Verkündigung eines solchen Dogmas, die bisher einzige seit dem Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit von 1870, vorbereitet?

Texte zu leiblicher Aufnahme Marias

Mit der Verkündigung des Glaubenssatzes, dass Gott die Mutter Jesu nach ihrem Tod mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen habe, legte Pius XII. am 1. November 1950 in der Konstitution „Munificentissimus Deus“ eine bereits jahrhundertealte Glaubensüberzeugung lehramtlich fest.

Insgesamt veröffentlichte Pius XII. 41 Enzykliken; sein letztes Rundschreiben „Meminisse iuvat“ vom 14. Juli 1958 behandelte das Gebet für die verfolgte Kirche. Zwei Wochen zuvor hatte er eine Enzyklika über den Kommunismus und die Kirche in China veröffentlicht.

Letzte Forscher verlassen Vatikan-Archive

Wegen der Coronavirus-Krise hat indes auch das letzte Archiv des Vatikans bis auf Weiteres seine Pforten geschlossen. Zwei Forscher der deutschen Universität Münster konnten bis Montagabend noch das Archiv der Glaubenskongregation nutzen, um sich die erst vor Kurzem zugänglich gemachten Akten aus dem Pontifikat von Papst Pius XII. (1939-1958) anzusehen. Andere Einrichtungen wie das Apostolische Archiv und jene des Staatssekretariats waren bereits am Wochenende geschlossen worden.

Zuletzt habe man die Zahl der Zugänge von knapp 20 auf sieben reduziert und darauf geachtet, dass zwischen den Anwesenden im Lesesaal mindestens ein Sessel frei blieb, sagte Elisabeth-Marie Richter vom Seminar für Kirchengeschichte der Universität Münster der Nachrichtenagentur Kathpress in Rom. „Gerade erst haben wir ein Gefühl für die neuen Bestände bekommen“, bedauerte sie ungeplante frühere Rückreise nach Deutschland.

Viele Forschende gar nicht erst angereist

Kollegen aus Israel und USA etwa waren wegen Reisewarnungen für Italien zu der lange erwarteten Archivöffnung Anfang März gar nicht erst angereist. Allein der US-Historiker David Kerzer bleibt in Rom, er hat derzeit ein Sabbatjahr und deswegen keine Lehrveranstaltungen. Über die Arbeitsbedingungen in den Vatikan-Archiven zeigten sich Richter und ihr Kollege Daufratshofer erfreut. Noch fehlende digitale Inventare seien im Lauf der ersten Woche nachgereicht worden, zudem seien die Mitarbeiter sehr hilfsbereit gewesen.

Entsprechend den bisherigen Erlassen der italienischen Regierung bleiben auch die Vatikan-Archive zunächst bis Freitag, 3. April geschlossen. Da anschließend die Karwoche vor Ostern beginnt, rechnen Richter und Daufratshofer mit einer Rückkehr nach Rom erst nach Ostern.

religion.ORF.at/KAP

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