CoV: Religionsgemeinschaften erlassen Richtlinien

Neben den christlichen Kirchen müssen auch jüdische, buddhistische und islamische Gläubige mit Einschränkungen rechnen. Es gilt die 100-Personen-Regel und viele Veranstaltungen wurden ganz abgesagt.

Die Vertreter der anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften in Österreich hatten sich am Donnerstag mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), der für Kultusangelegenheiten zuständigen Kanzleramtsministerin Susanne Raab (ÖVP), Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) im Bundeskanzleramt zu einem Gespräch getroffen. Dabei wurden den Religionsvertretern vonseiten der Regierung die Expertise und jüngsten Erkenntnisse zum Coronavirus vorgelegt und Maßnahmen beschlossen.

Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) Wien hatte bereits am Mittwoch Besucherlimits für Synagogen und Feiern festgesetzt. Sobald die Zahl von 100 Personen in einem geschlossenen Raum erreicht wird, muss weiteren Personen der Zugang zum Raum verwehrt werden, hieß es in einer Mitteilung an die Mitglieder der Kultusgemeinde. Sie wurden auch dazu aufgefordert, Abstand zu halten, und zwar „am besten, indem mindestens ein Sitzplatz zwischen zwei Personen frei bleibt“ - mehr dazu in Kultusgemeinde: Limits für Synagogen und Feiern.

Blick auf die Klagemauer in Jerusalem mit einigen Gläubigen

Reuters/Ronen Zvulun

Thorarollen, Gebetbücher und Mesusot-Segenskapseln an Türpfosten sollen nicht geküsst werden

Richtlinien für jüdische Praxis

Die Weltorganisation orthodoxer Synagogengemeinschaften in Israel und der Diaspora gab am Donnerstag Richtlinien aus. Neben der Regel, dass sich nicht mehr als 100 Personen in geschlossenen Räumen aufhalten dürfen, wurde seitens der Organisation aufgerufen, Schabbatgottesdienste möglichst an anderen Orten und zu anderen Zeiten als üblich abzuhalten, um die Zahl der Betenden zu reduzieren. Gottesdienste sollten nicht unnötig verlängert, Predigten gekürzt und Versammlungen im Anschluss an die Gebete vermieden werden. Ferner sollen die Fenster des Gottesdienstraumes geöffnet sein.

Thorarollen nicht mehr küssen

Wie bereits zuvor das Israelische Oberrabbinat und etwa die Europäische Rabbinerkonferenz ruft auch die orthodoxe Organisation dazu auf, vom Händeschütteln sowie dem Küssen von Thorarollen, Gebetbüchern und Mesusot - Segenskapseln an Türpfosten mit hebräischen Bibeltexten - abzusehen. Empfohlen wird das Mitbringen des eigenen Gebetbuches. Wer sich nicht wohlfühle oder zu einer Risikogruppe gehöre, möge zu Hause bleiben.

Die für die Klagemauer in Jerusalem zuständige „Western Wall Heritage Foundation“ kündigte laut israelischen Medien von Mittwochabend an, die Klagemauer bleibe als „offener Bereich“ ohne Einschränkungen zugänglich. Gebetsräume in geschlossenen Räumen im Bereich der Klagemauer werden auf maximal 100 Betende beschränkt. Ebenfalls auf diese Höchstzahl beschränkt wird der Einlass in die Tunnel entlang der Klagemauer.

Die Friedenspagode in Wien

Jessica Hommel

Die ÖBR hat alle Veranstaltungen und Gemeinschaftsmeditationen abgesagt

Buddhisten sagen Veranstaltungen ab

Die Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft (ÖBR) hält „in den nächsten Wochen“ keine Veranstaltungen ab. Die Mitglieder werden aufgerufen, bis auf Weiteres keine Tempel- und Meditationsveranstaltungen mehr durchzuführen, teilte die ÖBR nach einem Krisengipfel der staatlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften im Bundeskanzleramt am Donnerstag in einer Aussendung mit.

Diese Vereinbarung gelte für die nächsten Wochen und werde entsprechend der Entwicklung der aktuellen Corona-Pandemie valorisiert, schrieb die ÖBR in einer Aussendung. „Wir bitten euch, das im Sinne von Mitgefühl und Solidarität möglichst umfassend umzusetzen und innerhalb unserer Gemeinschaft ausreichend zu kommunizieren. Wir denken, es ist gerade aus buddhistischer Perspektive wichtig, alles beizutragen, um die befürchtete sprunghafte Ausbreitung der Krankheit zu verhindern“, so ÖBR-Präsident Gerhard Weißgrab.

Menschenmengen in Moscheen meiden

Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) rief nach dem Treffen im Bundeskanzleramt ihre Einrichtungen auf, „penibel darauf zu achten, Menschenmengen in ihren Räumlichkeiten zu vermeiden“. Moscheen bleiben zwar für die täglichen Gebete und die Seelsorge weiter geöffnet, das Freitagsgebet bleibe jedoch vorübergehend ausgesetzt, bekräftigte IGGÖ-Präsident Ümit Vural in einer Aussendung vom Donnerstag die am Dienstag verkündete Maßnahme, die sich angesichts der dramatischen Entwicklungen „als richtig und vernünftig erwiesen“ habe.

Minarett der Moschee am Hubertusdamm in Wien 22.

APA/Herbert Neubauer

Die IGGÖ rief dazu auf, Zusammentreffen mit anderen Personen möglichst zu reduzieren

Vural hielt zudem alle Musliminnen und Muslime dazu an, „den Forderungen der Bundesregierung nachzukommen, die empfohlenen Schutzmaßnahmen zu ergreifen, auf größere Zusammenkünfte auch innerhalb der Familie so weit wie möglich zu verzichten und all jenen Personen, die diese benötigen, ihre Unterstützung zukommen zu lassen“.

religion.ORF.at/APA/KAP/KNA

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