Missbrauch: Fünf Jahre Haft für französischen Priester

Der französische Ex-Priester Bernard Preynat ist am Montag wegen vielfachen Kindesmissbrauchs zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Der Fall hatte die Diözese Lyon tief erschüttert.

Das Strafmaß ist niedriger als die von der Staatsanwaltschaft geforderten mindestens acht Jahre Gefängnis. Preynat sei bei der Urteilsverkündung anwesend gewesen, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP am Montag. Die Urteilsverkündung fand wegen der Coronavirus-Pandemie unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Der Priester Bernard Preynat während seines Prozesses wegen x-fachen Kindesmissbrauchs

APA/AFP/Philippe Desmazes

Der französische Ex-Priester Bernard Preynat

Der frühere katholische Priester habe sich „das Schweigen der Eltern und das Schweigen der Kirche zunutze gemacht“, um über einen Zeitraum von 20 Jahren Minderjährige sexuell zu missbrauchen, hatte die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer gesagt. Er habe damit das Leben der Buben zerstört.

„Vier bis fünf Kinder pro Woche“

Der 75-Jährige hatte gestanden, als Leiter von Pfadfindergruppen und Ferienlagern zeitweise „vier bis fünf Kinder pro Woche“ missbraucht zu haben. Der frühere Priester war angeklagt worden, zwischen 1971 und 1991 als Leiter von Pfadfinder-Gruppen Dutzende Burschen sexuell missbraucht zu haben. Nach seiner Aussage liegt die Dunkelziffer aber offenbar deutlich höher. Ein Teil der Übergriffe ist bereits verjährt.

Insgesamt traten zehn Opfer in dem Verfahren als Zivilkläger auf. Die katholische Kirche hatte Preynat im vergangenen Juli seiner geistlichen Würden enthoben - gut vier Jahre nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe.

Der Fall des Geistlichen wurden in dem Film „Grace a Dieu“ („Gelobt sei Gott“) von Francois Ozon verarbeitet. Der Fall führte zum Sturz des höchsten Geistlichen Frankreichs: Kardinal Philippe Barbarin trat als Erzbischof von Lyon zurück, nachdem ihn ein Gericht in erster Instanz schuldig gesprochen hatte, den Priester jahrelang gedeckt zu haben. Im Berufungsverfahren wurde der Kardinal zwar freigesprochen, Papst Franziskus hat den Rücktritt seines Oberhirten aber inzwischen angenommen. Ein Nachfolger für Barbarin soll im Frühjahr ernannt werden.

religion.ORF.at/APA/AFP

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