Auch Nachbarländer ohne öffentliche Gottesdienste

Wie in Österreich werden wegen der Maßnahmen gegen das Coronavirus auch in allen Nachbarländern so gut wie keine öffentlichen Gottesdienste mehr gefeiert.

Am Dienstag wurden entsprechende Regeln, die vor allem in Italien, aber auch in Tschechien, der Slowakei und Slowenien schon seit einigen Tagen in Kraft sind, auch in Ungarn sowie landesweit für die Schweiz und Liechtenstein erlassen. Für das private Gebet werden die Gotteshäuser aber weiterhin offen gehalten. Gottesdienste sollen die Gläubigen via TV, Radio und Internet mitfeiern.

Auch in Deutschland gab Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montagabend bekannt, dass im ganzen Land unter anderem auch „Zusammenkünfte in Kirchen, Moscheen, Synagogen und Zusammenkünfte anderer Glaubensgemeinschaften“ verboten werden.

Strenge Leitlinien

Die Bundesregierung in Berlin und die deutschen Bundesländer vereinbarten zuvor am Montag neue strenge Leitlinien, um im Kampf gegen die Virusausbreitung soziale Kontakte in der Öffentlichkeit möglichst zu begrenzen. So werden auch in Deutschland zahlreiche Geschäfte und Einrichtungen geschlossen.

Wie in Österreich geöffnet bleiben hingegen unter anderem Einzelhandelsbetriebe für Lebens- und Futtermittel, Lieferdienste, Apotheken, Tankstellen, Banken und Poststellen. Auch Sonntagsverkaufsverbote für diese Geschäfte sollen in Deutschland „bis auf Weiteres grundsätzlich ausgesetzt“ werden, kündigte Merkel an. Die deutsche Kanzlerin erklärte, die Maßnahmen seien „einschneidend“ und in der Geschichte der Bundesrepublik „einmalig“; sie seien aber notwendig, um die Zahl der Infektionen zu verringern.

Entbindung von der Sonntagspflicht

In der katholischen Kirche in Deutschland hatten in den vergangenen Tagen schon alle 27 (Erz-)Diözesen bereits umfangreiche Maßnahmen gegen das Coronavirus erlassen. Dazu zählen in fast allen Diözesen auch die Entbindung von der Sonntagspflicht und der Ausfall von Gottesdiensten, wie es auf der am Onlineportal der Deutschen Bischofskonferenz dafür eigens eingerichteten Infowebsite Dienstagmittag hieß. In den meisten Diözesen tagen Krisenstäbe, die ihre Anweisungen auf den kirchlichen Internetseiten fortlaufend aktualisieren.

Schon im Lauf des Montags hatten etwa in Bayern, wo die Staatsregierung den Katastrophenfall ausgerufen hat, nach München auch die Erzdiözese Bamberg sowie die Diözesen Augsburg und Eichstätt alle öffentlichen Gottesdienste abgesagt, allerdings mit unterschiedlichen Fristsetzungen. Auf unbestimmte Zeit vertagt ist auch die Weihe des ernannten Bischofs von Augsburg, Bertram Meier. Diese hätte kommenden Samstag stattfinden sollen.

„Außerordentliche Lage“ in der Schweiz

In der Schweiz hat die Regierung zu Wochenbeginn erstmals in der Geschichte des Landes die „außerordentliche Lage“ ausgerufen. Aus Basis der staatlichen Anordnungen wurden daraufhin auch die in den sechs katholischen Diözesen bereits zuvor ergriffenen Maßnahmen gegen das Coronavirus noch einmal verschärft. In Dekreten der Bischöfe wurden am Dienstag unter anderem alle öffentlichen Gottesdienste und religiösen Versammlungen untersagt. In manchen Landesteilen hatten schon zuvor Gottesdienste nur noch in menschenleeren Kirchen stattfinden dürfen.

„Sämtliche Taufen, Erstkommunionfeiern, Firmungen und Hochzeiten werden verschoben. Begräbnisfeiern können unter strengen Auflagen stattfinden. Sie werden so einfach wie möglich und mit so wenigen Personen wie möglich gefeiert (im engsten Familienkreis) und nur am Grab“, hieß es etwa in einem Schreiben von Generalvikar Markus Thürig in der Diözese Basel.

Feiertagsheiligung „dennoch einhalten“

Auch der Erzbischof von Vaduz, Wolfgang Haas, wandte sich in einem Brief an die Gläubigen und verwies darauf, dass diese in Not- bzw. Sondersituationen nicht zur Erfüllung der Sonntagspflicht, also zum Besuch der sonntäglichen Messfeier, verpflichtet sind. „Zu Unmöglichem ist niemand verpflichtet“, hielt Haas fest.

Die Menschen sollten aber das Gebot zur Sonn- und Feiertagsheiligung „dennoch einhalten, indem sie zu Hause das persönliche und gemeinschaftliche Gebet pflegen, namentlich auch im Anliegen der entstandenen Notlage, sowie der nötigen Ruhe und Erholung Raum geben, was nicht zuletzt auch ermöglicht, anderen in mitmenschlicher Solidarität beizustehen“.

Ungarn: Offene Kirchen, aber keine Messen

In Ungarn - wo zuletzt unter Beachtung staatlicher Vorgaben zur Coronavirus-Bekämpfung noch Gottesdienste in kleinem Rahmen bzw. im Freien stattfinden konnten - hatte die katholische Kirche schon am vergangenen Wochenende von der Sonntagspflicht entbunden. Vor allem kranke und auch ältere Menschen wurden außerdem dazu aufgerufen, die Messen via TV oder Radio mitzufeiern.

Am Dienstag teilte die Bischofskonferenz in Budapest nun mit, dass ab kommendem Sonntag keine öffentlichen Gottesdienste in den Kirchen mehr stattfinden werden. Gleichzeitig betonte die Bischöfe, dass die Gotteshäuser als „Orte des Gebets und geistigen Erfrischung“ geöffnet bleiben.

Priester seien zudem aufgerufen, die Eucharistie als Zentrum des kirchlichen Lebens weiterhin für die ihnen anvertrauten Gläubigen und für die Welt zu feiern, allerdings in privater Form ohne physische Präsenz der Gläubigen. Wo möglich sollen diese Gottesdienste via Medien übertragen werden, damit die Menschen auf diese Weise mitfeiern können.

religion.ORF.at/KAP

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