Marketz: Kirche darf jetzt nicht auf Urlaub gehen

„Niemand darf glauben, dass die Kirche auf Urlaub ist, nur weil es keine öffentlichen Gottesdienste gibt“, so der Kärntner Bischof Josef Marketz in einem Interview in der Kärntner Ausgabe der „Kronen Zeitung“ (Sonntag-Ausgabe).

„Im Gegenteil: Wir müssen umso mehr für die Menschen da sein.“ Große Sorgen bereiten ihm etwa die vielen Menschen, die nun ihre Arbeit verlieren. „Viele wissen nicht, wie es weitergeht. Wir können ihnen materiell nicht helfen, aber wir können mit ihnen in das Gespräch kommen.“

Caritas-Direktor der Diözese Gurk-Klagenfurt, Josef Marketz

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Der Kärntner Bischof Josef Marketz

Ebenso herausfordernd sei die Situation in den Spitälern und Pflegeheimen, wo die Menschen keinen Besuch mehr bekommen können. Marketz: „Es ist eine besondere Herausforderung für Bewohner und das Pflegepersonal. Viele sind über das Menschenmögliche hinaus gefordert. Wir können nur allen anbieten, einfach bei uns anzurufen, bei den Pfarren.“

Wertvolle Internet-Gottesdienste

Der Aufruf gehe auch an die Verwandten: „Melden Sie sich bei ihren Liebsten! Es geht oft einfach nur um das Zuhören. Ich bin überzeugt, dass man mit Nächstenliebe gerade viel zurückbekommt.“

Sehr wertvoll sind für den Bischof die vielen Internet-Gottesdienste. „Wir übertragen auch jeden Morgen um 9.00 Uhr aus der Bischofskapelle. Damit sind die Menschen nicht allein.“ Er merke zudem, dass viele Priester kreative Lösungen finden, wie sie die Menschen jetzt erreichen. Auch für Gläubige sei es eine neue Erfahrung, so Marketz: „Es melden sich sogar ältere Menschen bei uns, die nachfragen, wann wieder Gottesdienste übertragen werden. Diese Wege werden wir weiter beschreiten.“

„Man muss nicht immer im Auto sitzen“

Zu seiner persönlichen Situation befragt, sagte der Bischof, dass er derzeit auch fast nur zuhause sei: „Wobei ich zugeben muss, dass ich gespalten bin: Als jemand, der von der Caritas kommt, bin ich es gewohnt, rauszugehen und Menschen zu helfen. Gerade jetzt darf man niemanden allein lassen. Auf der anderen Seite müssen wir natürlich den Rat der Regierung befolgen, um niemanden zu gefährden. Daher muss auch ich zuhause bleiben.“

Und er bemerke auch bei sich selbst: „Seit ich Bischof bin, habe ich mir nie Zeit gegönnt. Jetzt hocke ich da, und das tut mir auch gut. Und wir erleben das, was wir uns erhofft haben, als es um die Frage ging: Was machen wir mit unserem Klima? Wir sehen jetzt, dass man nicht immer im Auto sitzen muss.“

Zur Frage, wie er nach der Corona-Krise weitermachen wolle, sagte der Bischof: „Ich will auf jeden Fall Sprechstunden in allen Bezirksstädten machen- und viele Menschen melden sich mit ihren Vorschlägen für die Kirche. Sie wollen einfach mitgestalten. Diese Chance müssen wir jetzt unbedingt nützen.“

religion.ORF.at/KAP

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