Diözesen bereiten sich auf Ostern in CoV-Zeiten vor

Die Karwoche und das Osterfest müssen heuer in den christlichen Kirchen aufgrund der Coronavirus-Krise in bisher nie dagewesener Weise unter großen Einschränkungen begangen werden. Die römisch-katholischen Diözesen beraten über Vorgangsweisen.

Eines steht fest: Ostern wird stattfinden und ebenso die Gottesdienste in der Karwoche und zum Osterfest. Aber wie, wann und auch mit welchen Medienkooperationen, darüber wird derzeit gerade intensiv diskutiert und konferiert. Diese Woche werden auch die Bischöfe im Rahmen einer Telefonkonferenz darüber beraten und im Anschluss österreichweite Leitlinien vorgeben.

Der Wiener Dompfarrer Toni Faber hat am Sonntagabend in der ORF-Sendung „Wien heute“ erläutert, dass bei einer geringen Anzahl an physischen Messteilnehmerinnen und -teilnehmern Teile der Kar- und Osterliturgien wohl weggelassen werden müssten. Möglicherweise werden die Gottesdienste aus dem Stephansdom auch vom ORF übertragen. Ein entsprechendes Angebot gibt es bereits, ließ Faber durchblicken.

Diözese Feldkirch mit konkretem Plan

Relativ weit ist man bereits in der Diözese Feldkirch. Diese hat in Kooperation mit dem ORF Landesstudio Vorarlberg in einer Aussendung die Radio-Übertragungszeiten der (bischöflichen) Liturgien vom Palmsonntag bis zum Ostersonntag bekannt gegeben. Der Palmsonntagsgottesdienst (5. April) wird ab 10.00 Uhr übertragen.

Ostereier und Osterpinze

APA/ORF/Gerhard Mader

Ostern muss heuer kirchlicherseits anders gefeiert werden als sonst

Diesem Gottesdienst wird der Feldkircher Generalvikar Hubert Lenz vorstehen. Die Liturgien am Gründonnerstag und Karfreitag (9./10. April) mit Bischof Benno Elbs beginnen um jeweils 19.00 Uhr. Die Osternachtsfeier (11. April) mit dem Bischof beginnt um 21.05 Uhr, der Gottesdienst am Ostersonntag (12. April) um 10.00 Uhr. Alle Gottesdienste werden aus der Kapelle im Bischofshaus in Feldkirch übertragen, wo Bischof Elbs auch schon am vergangenen Sonntag eine vom ORF-Radio übertragene Messe feierte.

Tipps für Familien

Zusätzlich zu den Gottesdiensten gibt es auch in allen Diözesen Bemühungen, den Menschen für Feiern zuhause entsprechende Hilfestellungen bzw. Unterlagen zur Verfügung zu stellen. Ein Beispiel: Die Katholische Jugend und Jungschar der Diözese Eisenstadt haben ein Materialheft herausgegeben, das Familien Unterstützung und Ideen für die Gestaltung des Alltags mit Kindern bietet. Mit Liedvorschlägen, Spiel- und Basteltipps sowie Gebeten werden die Familien motiviert, sich gemeinsam auf das Osterfest vorzubereiten. Weiters bietet das Materialheft Vorschläge zur Feier der Kar- und Ostertage in der Familie. (Infos: www.martinus.at)

Keine Prozessionen in der Karwoche

Das Verbot von öffentlichen Gottesdiensten und die Beschränkung auf den engsten Kreis bei einer Messe werfen im Hinblick auf die Karwoche und Ostern viele Fragen auf. Am Palmsonntag, dem Sonntag vor Ostern, wird an den Einzug Jesu in Jerusalem gedacht. Zentrale Elemente der liturgischen Feiern sind der erstmalige Bericht vom künftigen Leiden und Sterben Jesu sowie zuvor die Palmsegnung und -prozession. Letztere wird es in der herkömmlichen Form heuer jedenfalls sicher nicht geben.

Mit dem Gründonnerstag beginnen die „drei österlichen Tage“ (lat. „Triduum sacrum“). Am ersten Tag gedenkt die Kirche zunächst des letzten Abendmahls, das Jesus mit seinen Jüngern hielt, und damit auch der Einsetzung der Eucharistie und des Priesteramtes. Als Zeichen der dienenden Liebe wusch Jesus vor dem Mahl seinen Jüngern die Füße.

Keine Fußwaschungen und Chrisammessen

Diesen Brauch wiederholen am Gründonnerstag bis heute in vielen Kirchen Priester oder Bischöfe an zwölf Männern und inzwischen auch Frauen. Heuer entfällt dieser Ritus, wie der Vatikan in einem am Freitag veröffentlichten Dekret bereits entschieden hat.

Traditionell werden am Gründonnerstag vormittags auch die „Chrisammessen“ gefeiert, in denen die Salböle geweiht wurden, die das ganze Jahr über bei Taufen, Firmungen, Krankensalbungen und Priesterweihen verwendet werden und auch bei der Weihe von Altären und Kirchen zum Einsatz kommen. Dazu versammelten sich in der Regel die meisten Priester jeder Diözese mit ihrem Bischof in der jeweiligen Bischofskirche. Auch das wird heuer nicht in dieser Form stattfinden.

Leidens- und Todesdarstellungen Jesu möglich

An die Gefangennahme, Verurteilung und schließlich Hinrichtung Jesu wird am Karfreitag erinnert. Für evangelische Gläubige der höchste Feiertag im Jahr, gilt der Karfreitag in der katholischen Kirche neben dem Aschermittwoch als einer der beiden strengen Fast- und Abstinenztage. Wie auch am Karsamstag, gibt es keine Eucharistiefeier, sondern am Nachmittag zur Stunde der Kreuzigung Jesu (15.00 Uhr) oder auch am Abend einen Wortgottesdienst mit Kommunionfeier.

Der Karsamstag - Gedächtnistag der Grabesruhe Jesu - ist der stillste Tag im Kirchenjahr. Es finden keine Gottesdienste statt und auf den Altären stehen weder Kerzen noch Blumen. Die karge Ausgestaltung der Kirchen weist auf das Leiden und den Tod Jesu hin, zudem gedenkt die Kirche auch der Schmerzen seiner Mutter Maria.

Ministranten schwingen Weihrauchfässer bei einer Fronleichnamsprozession.

dpa/Oliver Berg

Gottesdienste müssen heuer weitgehend ohne Gläubige stattfinden

In zahlreichen Pfarren gibt es den Brauch, tagsüber ein „Heiliges Grab“ mit einer Darstellung des Leichnams Jesu aufzustellen und beim ausgesetzten Allerheiligsten eine Totenwache abzuhalten. Das könnte theoretisch auch unter den aktuellen Einschränkungen in der einen oder anderen Weise möglich sein.

Teilhabe an Osternacht noch unklar

Die Osternacht beginnt normalerweise mit einer Lichtfeier vor der Kirche und einer anschließenden Prozession in die noch unbeleuchtete Kirche. Das Licht der Osterkerze wurde bisher an die Gläubigen weitergereicht, wodurch sich üblicherweise der Kirchenraum feierlich erhellte. Es folgte das feierliche „Exultet“ - das Loblied auf die Osterkerze. Im weiteren Verlauf der Feier rief die Gemeinde in sieben Lesungen aus dem Alten Testament die großen Stationen der Heilsgeschichte in Erinnerung. Was davon heuer wo und wie gefeiert werden kann, soll ebenfalls in den nächsten Tagen geklärt werden.

Mit dem „Gloria“ erklangen erstmals Orgel und Glocken wieder und nahmen den letzten Rest von Dunkelheit weg. Nach dem Evangelium gab es bisher in etlichen Kirchen Erwachsenentaufen, gefolgt von der Tauferneuerung aller anwesenden Gläubigen. Am Ende der Feier stand die Weihe mitgebrachter Speisen der Gläubigen.

Die Osternachtsfeier und die Festmesse am Ostersonntag gehören neben Weihnachten zu den am stärksten besuchten Gottesdiensten im ganzen Jahr und „leben“ natürlich auch ganz stark von der regen Beteiligung der Gläubigen. Welche Möglichkeiten es heuer geben wird, wird noch bekannt gegeben.

religion.ORF.at/KAP

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