Hilfsorganisationen begrüßen Maßnahmen zur Pflege

Die Hilfsorganisationen Caritas, Diakonie, Hilfswerk und Volkshilfe begrüßen die Maßnahmen der Regierung im Bereich der Pflege in Anbetracht der Coronavirus-Pandemie. Sie haben aber auch Forderungen.

Die Ausbreitung des Coronavirus könnte in den kommenden Wochen auch den Pflegebereich unter Druck bringen. Die Bundesregierung will dem mit einem Maßnahmenpaket entgegenwirken. Es soll 100 Millionen Euro umfassen. Es sei „gut und richtig, dass in dieser Notsituation Mittel zur Verfügung gestellt werden“, sagte etwa Caritas-Generalsekretär Bernd Wachter gegenüber der APA. Auch Diakonie, Hilfswerk und Volkshilfe zeigten sich erfreut, forderten teils aber noch weitere Schritte.

Wichtig sei in der Coronavirus-Krise, dass niemand zurückgelassen werde, betonte Wachter. Gerade in der 24-Stunden-Betreuung brauche es Ersatzmaßnahmen für die erwarteten Personal-Ausfälle. Spätestens in zwei, drei Wochen werde es so weit sein, dass es in etlichen Fällen zunehmend schwieriger wird, schätzt er.

Angehörige stark gefordert

Zwar gebe es in der 24-Stunden-Betreuung Ersatz durch Zivildiener, diese könnten aber die ausgefallenen Betreuerinnen und Betreuer nur bedingt ersetzen, merkte der Caritas-Generalsekretär an. So würden diese nicht bei den zu betreuenden Personen übernachten. Die von der Regierung in Aussicht gestellten Ersatzbetreuungsangebote seien schon ein Teil der Lösung - dort wo mobile Dienste nicht mehr ausreichen.

Die Diakonie begrüßte es insbesondere, „dass die mehr als 175.000 Menschen, die ausschließlich und ohne professionelle Unterstützung von Angehörigen gepflegt werden, in den Blick kommen“. Die aktuelle Situation sei besonders fordernd, Angehörige würden sich sorgen, was passiert, wenn sie selbst krank werden oder in Quarantäne müssen.

Stationäre Ersatzplegeplätze im Notfall

Stationäre Ersatzpflegeplätze in Reha-Zentren sind allerdings nur als „Ultima Ratio“ zu sehen, hieß es bei Diakonie und Hilfswerk unisono. Zunächst müsse alles dafür getan werden, dass Menschen in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. „Man sollte alles tun, was man tun kann, um die Menschen zuhause zu lassen“, sagte Hilfswerk-Geschäftsführerin Elisabeth Anselm.

Um dies zu ermöglichen, sollten Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen - egal, ob sie schon mobile Dienste in Anspruch nehmen oder nicht - „großzügige Pakete für Tagesbetreuung und mobile Pflege zur Verfügung gestellt werden“, so die Diakonie. Derzeit würden Heimhilfen etwa nur für ein oder zwei Stunden pro Tag und Betroffenem zur Verfügung stehen - und das nicht am Stück, ergänzte Anselm. „Es wäre besser, wenn man das ausdehnen könnte“, dies sei aber Ländersache. Derartige Angebote müssten sowohl verfügbar als auch leistbar sein, betonte sie.

Schwierige Lage für ausländische Pflegekräfte

Begrüßenswert ist für die Diakonie auch der angekündigte Ausbau der Hotlines, an die sich Angehörige wenden können. Diese sollten neben Auskünften über Ersatzpflegeangebote Angehörige auch beraten, welche einfachen Maßnahmen sie angesichts Corona selbst beachten und umsetzen können. Ebenso positiv sieht die evangelische Hilfsorganisation die Maßnahmen zur Personalsituation, wie etwa Unterstützung durch Zivildiener.

Anselm wies im APA-Gespräch auch darauf hin, dass es aufgrund der Quarantäne-Bestimmungen für ausländische Pflegekräfte etwa aus der Slowakei schwierig sei, für ihren 14-tägigen Turnus (oder auch für ein Monat) nach Österreich zu kommen. Denn nach Grenzübertritt müssten diese ja in 14-tägige Quarantäne oder einen ärztlichen Bescheid über einen negativen Test auf das Virus vorlegen.

„Dies könnte man verhindern, wenn man mit richtigen Tests an den Grenzen checkt, ob die Betreuerinnen infiziert sind“ - und sie bei einem negativen Test gleich zu den von ihnen normalerweise betreuten Personen weiterreisen lässt, so die Hilfswerk-Geschäftsführerin. „Das wäre gut, weil dann würde sich für die zu Pflegenden am wenigsten ändern.“

Treffen mit Anschober geplant

Auch Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger begrüßte grundsätzlich die Ankündigungen der Regierung. Entscheidend werde die Frage der Abrechnung der Dienstleistungen unter den nun durch die Coronavirus-Krise veränderten Vorzeichen sein, sagte er zur APA. Für Mittwoch ist ein Gespräch zwischen den Trägern und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) angesetzt.

Bei dem für Mittwochnachmittag vorgesehenen Gespräch zwischen den in der Bundesarbeitsgemeinschaft freie Wohlfahrt (BAG) zusammenschlossenen Hilfsorganisation-Trägern und dem Ressortchef sollen die Details der neuen Vorhaben geklärt werden, so Fenninger. Er wies darauf hin, dass die Abrechnung der erbrachten Leistungen Länder-spezifisch unterschiedlich gehandhabt werde und hofft hier auf ein einheitliches Vorgehen. Als ein Beispiel für aktuelle Probleme nannte Fenninger, dass etwa Tagesbetreuungseinrichtungen derzeit weniger besucht werden. Man müsse aber dennoch die Struktur aufrechterhalten und auch die Finanzierung. Details wie diese sollen nun am Mittwoch bei dem Treffen mit Minister Anschober erörtert werden.

religion.ORF.at/APA

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