Nach Pandemie mehr Pilger auf Jakobsweg erwartet

Betreiber von Pilgerherbergen im spanischen Santiago de Compostela erwarten nach der Coronavirus-Krise mehr Pilger auf dem Jakobsweg. Einer der Pilgerhaus-Inhaber, äußerte sich zuversichtlich im Interview der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

„Sobald sich die Lage beruhigt hat, werden besonders viele Leute spirituellen Trost suchen“, sagte einer der Pilgerhaus-Inhaber, Augusto Castineiro Paredes. Nach "all diesem Leiden gebe es „nichts Besseres, als den Jakobsweg zu gehen“.

Stornierungen treffen Herbergen „sehr, sehr hart“

Die derzeitige Lage sei „wirklich ein Desaster“, räumte Castineiro ein. Dass sämtliche Reservierungen für die kommenden Wochen storniert worden seien, treffe die Herberge „sehr, sehr hart“.

Über den Winter zehrten die Betreiber von ihren Ersparnissen, gab er zu bedenken. Zudem sei er skeptisch bezüglich der zugesagten staatlichen Hilfen. „In der Stunde der Wahrheit verlangen die solch einen Berg Dokumente, dass es für 90 Prozent der Fälle gar keine Unterstützung gibt.“

Pilgerin und Pilger auf dem Jakobsweg

Reuters/Felix Ordonnez

Ab Juni werden wieder Pilger erwartet

Entspannung für Juni-Juli erwartet

Er sehe dennoch Licht am Ende des Tunnels, betonte der Herbergsvater. „Der Jakobsweg lässt das Herz aufgehen“, erklärte er. Ab Anfang Juni würden die ersten Pilger wieder aufbrechen - und im Juli in Santiago de Compostela eintreffen, dem Endpunkt des Jakobswegs im Nordwesten Spaniens, zeigte er sich überzeugt.

„Es wird einen sehr starken Zustrom geben von Menschen, die so lange gelitten haben. Katastrophen aller Art haben etwas, das dich stärker, mutiger macht. Aber auch demütiger.“

Besucherrekorde der vergangenen Jahre

In den vergangenen Jahren gab es auf dem Jakobsweg immer wieder neue Besucherrekorde. 2019 erhielten dort laut Pilgerbüro der Apostelstadt 347.378 Wallfahrer ihre Pilgerurkunde.

Der Zulauf brach den Rekord im dritten Jahr hintereinander. Ein Jahrzehnt zuvor (2009) lag die Zahl der ankommenden Pilger noch deutlich unter der Hälfte (145.877) und 2005 im fünfstelligen Bereich (93.924).

Die Jakobswege sind ein europaweites Netz von Straßen und Wegen. Seit dem neunten Jahrhundert führt er Pilger quer durch den Kontinent zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus in Santiago. Im Mittelalter erstreckten sich die Tagesetappen meist von einem „heiligen Ort“, an dem Reliquien verehrt wurden, zum nächsten.

Das Jakobusgrab entwickelte sich neben Rom und Jerusalem zu einem der drei Hauptziele der christlichen Pilgerfahrt. Seit 1982 Papst Johannes Paul II. und 1987 der Europarat zur Wiederbelebung der Jakobswege aufriefen, hat eine Renaissance dieser „europäischen Kulturbewegung“ eingesetzt.

religion.ORF.at/APA/KAP

Mehr dazu: