Katholische Fakultät startet „Corona-Blog“

In Zeiten der Coronavirus-Pandemie „können und müssen Theologinnen und Theologen ihren Beitrag leisten“ und auf Sinnfragen der Gesellschaft antworten: darauf hat das Institut für Praktische Theologie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Wien verwiesen.

Eine „Theologie im Zeichen von (Post)Corona“ entwirft auch der vom Institut am Freitag gestartete Blog. Ziel des Blogs sei es, in Zeiten des „Homeschooling“ Entwicklungen rund um die Coronavirus-Krise aus praktisch-theologischer, religionspädagogischer und bildungswissenschaftlicher Perspektive zu begleiten, betonten die Initiatoren, die Wiener Pastoraltheologin Prof. Regina Polak und der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, Prof. Johann Pock.

Zukunft des Glaubens an Gott

„Überall explodieren derzeit die Zukunftsprognosen für die Zeit nach Corona. Aber die Frage, welche Zukunft der Glaube an Gott haben wird, wurde bisher noch nicht gestellt“, attestierte Polak, Leiterin des Instituts für Praktische Theologie.

Mit dem Blog wolle das Institut darum dazu beitragen, „dass die Corona-Krise ein religiöser, sozialer, gesellschaftlicher und politischer Lernort für eine bessere Zukunft wird“, so die Theologin. Trotz geschlossener Universitäten und einem eingeschränkten Alltagsleben müssten die Herausforderungen, mit denen Kirche, Gesellschaft und Bildung aktuell konfrontiert seien, weiterhin theologisch reflektieren werden.

Veränderung der Gottesfrage im Laufe der Zeit

Polaks erster Blogeintrag steht unter dem Titel „Corona und die Frage nach Gott“. Darin verfolgt die Theologin, wie sich die Gottesfrage im Laufe der Geschichte und unter dem Eindruck von katastrophischen und Pandemie-Erfahrungen immer wieder verändert hat.

Vor diesem Hintergrund stelle sich heute die Frage nach dem Trostpotenzial der Theologie und nach zeitgemäßen „kreativen Seelsorgemodellen“: „Wir dürfen die bitteren Realitäten nicht ausblenden, beschweigen oder gar beschönigen. Wir müssen unsere heiligen und heilenden Sätze mit Praxis verbinden und die Übel bekämpfen. Nur so hat die Pastoral, die jetzt erblühen kann, Zukunft“, so Polak.

Liturgie: „Vertane Chance“

Auch die Kirche stehe vor neuen Fragen, wie sie zum Beispiel in ihren Gemeinden und in der Liturgie mit Ausgangsbeschränkungen umgehen solle, betonte Pock in seinem Blogeintrag unter dem Titel „Karwochenliturgie im Zeichen von Covid-19“.

Die von der Bischofskonferenz erlassenen Regelungen für die Gestaltung der Karwochenliturgie bewertet er darin als „vertane Chance“. Denn nun müssten die Gläubigen „vor den Bildschirmen sitzen und der Feier einer auserwählten Gruppe von vier Personen zusehen“.

"Mit Brot (und Wein) am Tisch“ mitfeiern

Kritik übte Pock, der selber Priester ist, vor allem an der Priesterzentrierung der „Kleingruppengottesdienste in abgeschlossenen Kirchen“.

Es gebe zu wenig Anerkennung der gemeinsamen Taufberufung. Gläubige sollten speziell in der Osterzeit und Karwoche in das liturgische Geschehen miteinbezogen werden, etwa durch „Materialien zum guten persönlichen Mitfeiern der Tage“.

Und wenn selbst der Papst via Medien den Segen „Urbi et orbi“ spenden könnte, so könne „auch der Bischof einer Diözese für seine ganze Diözese die Eucharistie feiern“, meinte Pock. Gläubige könnten dann „nicht nur mit einer geistlichen Kommunion, sondern tatsächlich mit Brot (und Wein) am Tisch“ mitfeiern, so sein Alternativvorschlag.

religion.ORF.at/KAP

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