CoV: Israels Polizei geht gegen Strengreligiöse vor

Im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus geht die israelische Polizei auch gezielt gegen ultraorthodoxe Juden vor - und zwar mit erheblichen Geldstrafen.

In dem von strengreligiösen Jüdinnen und Juden bewohnten Viertel Mea Shearim in Jerusalem seien allein am Montagvormittag mehr als 25 Strafzettel wegen unerlaubter Versammlungen verteilt worden, teilte die Polizei mit. Die Strafe liege bei jeweils 5.000 Schekel (1.266,46 Euro). Zudem seien fünf Strafzettel für das unerlaubte Entfernen von mehr als 100 Metern vom Wohnort verteilt worden - mit einem Bußgeld von 500 Schekel. Vier Personen seien festgenommen worden. Die Polizei setze die Vorgaben des Gesundheitsministeriums um.

Nach Medienberichten befürchtet die Regierung eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus in den dicht besiedelten Vierteln und Städten im Land, wo viele kinderreiche Familien leben. Etwa zwölf Prozent der rund neun Millionen Einwohnerinnen und Einwohner sind nach Angaben des Israelischen Demokratie-Institutes strengreligiöse Juden.

Ausbreitung in „religiösen Vierteln“ höher

Israel hat wegen der Ausbreitung des Coronavirus strenge Ausgangsbeschränkungen im Land verhängt. Nur in Ausnahmefällen dürfen Menschen ihre Häuser verlassen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist das Virus mittlerweile bei 4347 Personen in Israel nachgewiesen. 15 Menschen sind den Angaben zufolge nach einer Infektion gestorben.

Nach Angaben des Ministeriums liegt dabei der Anteil der mit dem Coronavirus Infizierten in den Vierteln mit hohem religiösen Bevölkerungsanteil und Städten deutlich über dem Bevölkerungsschnitt. Synagogen galten bis zu ihrer Schließung vergangene Woche als einer der Hauptansteckungspunkte im Land.

Kritik an zögerlichen Vorgehen

In den vergangenen Tagen hatte es zudem massive Kritik am zögerlichen Vorgehen der Polizei gegenüber strengreligiösen Juden gegeben. So hatte nach Medienberichten am Sonntag eine Beerdigung in der ultraorthodoxen Stadt Bnei Brak bei Tel Aviv mit rund 400 Trauergästen stattgefunden. Polizisten seien anwesend gewesen, hätten aber nichts dagegen unternommen.

Am Wochenende hatte nun ein führender Rabbiner nach Medienberichten dazu aufgerufen, sich nicht zu Gebeten zu treffen und den Vorgaben des Gesundheitsministeriums zu folgen. Zuvor hatte Rabbi Chaim Kanievsky noch festgelegt, Toraschulen weiter geöffnet zu lassen.

religion.ORF.at/APA

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