Caritas weitet Hilfe für Obdachlose und Bedürftige aus

Die Caritas öffnet im Zuge der Coronavirus-Krise ein zusätzliches Notquartier und plant Hygienepakete für obdachlose Menschen. Auch Lebensmittel-Notausgaben werden ausgeweitet.

„Wir sind alle von der Corona-Krise betroffen, aber die die Schwächsten unserer Gesellschaft trifft die Krise jetzt mit voller Härte doppelt und dreifach. Es besteht dringender Handlungsbedarf, damit aus der Gesundheitskrise von heute nicht eine soziale Krise von morgen wird“, sagt Klaus Schwertner, Caritas-Generalsekretär der Erzdiözese Wien laut einer Aussendung vom Dienstag.

„Wir haben in den vergangenen Tagen an den unterschiedlichsten Stellen gespürt: Der Druck auf die Menschen steigt. Die Telefone laufen heiß. Menschen melden sich unter Tränen, weil sie nicht weiter wissen und verzweifelt sind“, schildert Schwertner. Es seien vor allem zwei Personengruppen, die besonders Sorge bereiteten: Zum einen obdachlose Menschen, „für die die Pandemie ein brutaler Stresstest“ bedeute. „Und zum anderen sehen wir in unseren 36 Sozialberatungsstellen in ganz Österreich, dass sich zunehmend mehr Menschen an uns wenden, die jetzt unverschuldet in Not geraten sind – etwa weil sie plötzlich arbeitslos wurden und sie kaum in der Lage sind, ihre laufenden Ausgaben zu bestreiten.“

LEO-Lebensmittelausgabe der Caritas

Caritas/Stefanie Steindl

Lebensmittelausgabe der Caritas

Für beide Personengruppen werde die Hilfe aktuell massiv ausgeweitet: „Für obdachlose Menschen eröffnen wir ein zusätzliches Notquartier und zusätzliche Wärmestuben. Und für die zweite Personengruppe weiten wir in Wien aktuell die Lebensmittel-Not-Ausgabestellen (Le+O) aus und leisten Beratung und Überbrückungshilfen in den Sozialberatungsstellen“, so Schwertner.

Neues Notquartier, mehr Wärmestuben

Die Caritas arbeite derzeit intensiv daran, ein neues Notquartier bezugsfertig zu machen. Ab Anfang nächster Woche sollen 70 Menschen die Möglichkeit haben, im neuen Notquartier ‚Bahnhof Meidling‘ zu nächtigen. Dank der raschen Unterstützung der ÖBB sei uns möglich geworden, dieses Quartier rasch zu eröffnen.

Das neue Quartier stelle auch eine Entlastung für bestehende Notquartiere dar: „Die Behörden haben die Österreicherinnen und Österreicher aufgefordert, die eigenen vier Wände nicht zu verlassen. Für Menschen, die kein Zuhause haben, ist das nicht möglich. Daher haben wir bereits zwei Notquartiere in Abstimmung mit den Behörden rund-um-die-Uhr offen. Wir arbeiten intensiv daran, auch in dem neuen Quartier einen Tagesbetrieb zu ermöglichen“, so der Caritas-Generalsekretär, der sich auch bei der Stadt Wien für die Zusage bedankt, die städtische Nothilfe zu verlängern.

Suppenbusse weiter im Einsatz

Außerdem seien die mobilen Suppenbusse der Caritas weiter täglich im Einsatz. Auch sie verzeichnen eine hohe Nachfrage. Und unsere Streetwork-Teams sind weiter jeden Abend im Einsatz, um jene zu erreichen, die den Weg nicht ins Notquartier finden." Um die äußerst prekäre Situation für obdachlose Menschen zu lindern, werden von der Caritas Hygienepakete an Betroffene verteilt. „Derzeit in Vorbereitung ist in einem ersten Schritt die Auslieferung bis zu 300 Nothilfepaketen für obdachlose Menschen. Darin enthalten sind unter anderem Handseifen, Miniapotheken, Feuchttücher für Hand- und Gesichtsreinigung, Einweghandschuhe und Monatshygieneartikel für Frauen. Verteilt werden die Pakete nächste Woche.“

Essensausgaben auch per Hauszustellung

Ab dieser Woche sind nun laut Aussendung auch sechs Lebensmittel-Notausgabestellen (Le+O) geöffnet. Eine siebte kann gemeinsam mit dem Team Österreich des Roten Kreuzes betrieben werden. Für alle gilt: Die Ausgaben finden ab sofort unter freiem Himmel statt und die Lebensmittel werden in fertig geschnürten Paketen übergeben. Die hygienischen Maßnahmen wurden an den unterschiedlichsten Stellen – auch bei der Lebensmittelausgabe – verschärft.

„Wir stoßen bei den Lebensmittelausgaben zum einen auf Menschen, die schon vor der Krise in der Krise waren. Und zum anderen wenden sich hier aber auch Leute an uns, die bislang noch nie auf Lebensmittelausgaben angewiesen waren. Um möglichst viele Menschen mit dieser Hilfe zu erreichen planen wir ab sofort auch Hauszustellungen“, so Schwertner. Vergangene Woche konnten laut Caritas bereits 30 solche Hauszustellungen durchgeführt werden, diese Woche sind es bereits 150, nächste Woche sollen es noch mehr sein.

„Wir bemühen uns, so auch Menschen zu versorgen, die älter als 65 Jahre sind.“ Möglich ist diese Zustellung unter anderem mit neuen Freiwilligen. „Bislang haben sich knapp 3.400 Freiwillige gemeldet, die jetzt helfen wollen. Knapp 500 dieser neuen Freiwilligen packen aktuell in der Corona Nothilfe der Caritas mit an und helfen ganz konkret.“

Jeden Tag eine Wärmestube geöffnet

Gelungen sei es auch, das Wärmestuben-Angebot zu verlängern und jetzt schrittweise auszuweiten. Die Wärmestuben sollten ursprünglich aber nur bis Ende März offen gehalten werden. „Diese Woche ist bereits jeden Tag eine Wärmestube geöffnet, wo Betroffene sich aufhalten können und Essen erhalten. Wir sind laufend auf der Suche nach noch mehr Pfarren, die ihre Räume für Menschen in Not öffnen.“

Dringend Spenden benötigt

Um die Hilfe weiter aufrecht erhalten zu können bzw. laufend auszubauen, bittet die Caritas dringend um Spenden. Schwertner: „Wir werden die aktuelle Herausforderungen nur gemeinsam lösen können – wenn alle an einem Strang ziehen: Behörden, Hilfsorganisationen und Zivilgesellschaft. Wir bitten alle, die jetzt einen Beitrag leisten können, das in Form einer Spende auch zu tun. Nur so können Lebensmittel ausgegeben und Menschen in prekären Situationen mit dem Nötigsten versorgt werden.“

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