Schönborn: „Corona ist Prüfung, aber nicht das Ende“

Die Coronavirus-Pandemie „ist eine große Prüfung, ein Kreuz - aber nicht das Ende“: Mit diesem Satz hat Kardinal Christoph Schönborn den Gläubigen bei der Palmsonntagsmesse aus dem Stephansdom Mut gemacht.

Davor hatte er das von ORF und ZDF übertragene Hochamt im fast leeren Dom mit der Bemerkung an die kleine Schar der vier mit ihm um den Altar Versammelten und die Fernsehgemeinde eingeleitet:

„So habe ich noch nie einen Palmsonntag gefeiert - und Sie wohl auch nicht.“ Doch wo zwei oder drei im Namen Christi versammelt sind, ist er mitten unter ihnen, erinnerte Schönborn an die Zusage Jesu in der Bibel: „Wer glaubt, ist nicht allein.“

Unerwartete Form der Osterfeier

Niemand hätte sich noch vor drei Wochen gedacht, Ostern „unter so dramatischen Umständen zu feiern“, sagte der Wiener Erzbischof. Auch das österliche Geschehen erst mit dem königgleichen Einzug Jesu in Jerusalem, dann seiner Verurteilung als Verbrecher und dem Tod am Kreuz und schließlich der Auferstehung zeige, dass oft alles anders kommt als gedacht.

Kardinal Schönborn

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„So habe ich noch nie einen Palmsonntag gefeiert - und Sie wohl auch nicht“, sagte Kardinal Schönborn zum Auftakt des Gottesdienstes

Schönborn lud die Gläubigen ein, „Jesus geistig zu begleiten durch die Woche“ bis zum Ostersonntag. In der derzeitigen Krise könne der Blick auf die Passion Trost spenden: Als durch das Sterben Jesu alle Hoffnung begraben schien, habe sich dieser in seiner „neuen, vom Tod nicht erreichbaren Existenz“ gezeigt.

Auch wenn viel vom Gewohnten, wie Ostern sonst gefeiert wird, heuer nicht möglich ist, bleibe das Wesentliche doch präsent: das „Vertrauen, dass das Leben stärker ist als der Tod“, wie der Kardinal betonte. Schönborn rief die Gläubigen dazu auf, ein „Netzwerk der Verbundenheit und des Gebets“ zu knüpfen, das über Grenzen, ja Kontinente hinwegreicht - „auch wenn wir nicht gemeinsam feiern können“.

Mein Stephansdom Schwerpunkt

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Der ORF widmet sich in einem Schwerpunkt von 4. bis 13. April in TV, Radio und Online dem Dom.

Fürbitten rund um die Coronavirus-Krise

Die von der Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager und dem Domkapellmeister Markus Landerer formulierten Fürbitten hatte fast durchwegs die Coronavirus-Krise zum Inhalt:

Gebeten wurde u.a. „für alle, die im Einsatz für andere über sich hinauswachsen“, für an dem Virus Erkrankte und ihre Pflegenden, für daran bereits Verstorbene und die „oft ohne jeden Abschied“ Trauernden, für jene, „denen zuhause die Decke auf den Kopf fällt“, „für die Helden von heute und die Verlierer von morgen“. Beim Friedensgruß begnügte sich das Feierquintett im Stephansdom mit einer Verbeugung - in Wahrung der auch sonst beachteten Distanz.

Feiern vor dem Strickpullover

Die Palmsonntagsmesse im Stephansdom wurde vor dem verhüllten Hauptaltar gefeiert: Während der Fastenzeit hängt dort ein 80 Quadratmeter großer violetter Strickpullover, mit dem der international renommierte österreichische Künstler Erwin Wurm einen Hinweis auf die „Priorität wärmender Nächstenliebe in der Zeit der Vorbereitung auf Ostern“ geben will.

Trotz der kleinen Besetzung war der Stephansdom mit Palmzweigen reich geschmückt, die Kardinal Schönborn eingangs segnete - sowie alle in den Häusern der vor den Bildschirmen Mitfeiernden.

religion.ORF.at/KAP

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