Pessach: Fest der Befreiung mit Ausgangssperren

Viele Jüdinnen und Juden weltweit müssen heuer wegen der Ausgangsbeschränkungen ihr Fest der Befreiung in den eigenen vier Wänden, im kleinen Familienkreis oder sogar alleine feiern. Der Versuch, das Fest in Israel zu verschieben, scheiterte.

Das Mittwochabend beginnende Fest gehört zu den wichtigsten Festen des Judentums. In den sieben Tagen der Dauer erinnern sich Jüdinnen und Juden an den Auszug der Israeliten aus Ägypten und die Befreiung aus der Sklaverei. Heuer wird das Fest wohl einen besonderen Charakter haben, weil die Bewegungsfreiheit wegen der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus eingeschränkt ist. Pessach ist ein Familienfest, das üblicherweise auch mit Synagogenbesuchen verbunden ist. Heuer fallen diese aus.

In Israel wurde sowohl ein Antrag auf die Erlaubnis von Videokonferenzen, als auch auf Verschiebung des Pessach-Festes abgelehnt. Das israelische Oberrabbinat lehnte Videokonferenzen zu Pessach mit der Begründung ab, das sei ein Verstoß gegen die religiösen Regeln.

Derzeitige Situation kein Grund zum Regelbruch

Nach jüdischem Religionsgesetz ist es am heiligen Ruhetag Sabbat sowie an Feiertagen verboten, aktiv Strom ein- oder auszuschalten. Möglich wäre also ein Konferenzgespräch vor Beginn des Feiertags. Es sei aber nicht möglich, gegen die Regeln des Sabbats oder Feiertags zu verstoßen, die man nur im Fall von akuter Lebensgefahr brechen dürfe, so das Oberrabbinat.

Matzebrote werden aus einem Ofen geholt

APA/AFP/Jack Guez

Das ungesäuerte Mazzebrot muss in maximal 18 Minuten hergestellt werden

Das oberste Gericht in Israel lehnte auch einen Antrag auf Verschiebung des Festes ab. Dies hätte mit einem außerordentlich eingefügten Schaltjahr ermöglicht werden können. Für einen solchen Schritt fehle es an rechtlichen Mechanismen, begründete ein Richter den Entscheid. Der Antragsteller hatte laut dem Urteil mit dem gegenwärtigen Ausnahmezustand argumentiert.

Antrag: Verschiebung „Erste Hilfe“

Eine Verschiebung von Pessach durch ein Schaltjahr sei „Erste Hilfe“ für jene, die isoliert und unter Quarantäne stehen und entsprechend das Fest nicht ordnungsgemäß feiern könnten. Ferner könnten die Einschränkungen durch das Coronavirus die Beschaffung von Lebensmitteln erschweren, die den strikten Speisevorschriften für das Fest entsprechen, so der Antrag. In der Antike wurden in besonderen Situationen wie verspäteter Gerstenernte oder Reisegefahren für Pilger Schaltjahre eingefügt.

Nachdem vor Beginn des Festes Häuser und Wohnungen gründlich gereinigt wurden, macht am Mittwochabend (14. Nisan des jüdischen Mond-Kalenders) der Seder-Abend den Auftakt. Seder bedeutet Ordnung, der Ablauf ist genau festgelegt. Zu jeder Seder-Tafel gehören drei Mazzen (ungesäuertes Fladenbrot, in Erinnerung an die Israeliten, die vor ihrer Flucht keine Zeit mehr hatten, den Teig gehen zu lassen) und sechs Speisen mit symbolischer Bedeutung:

Speisen mit Symbolkraft

Ein Knochen mit einem Rest gebratenen Fleisches darauf erinnert an das spezielle Pessachopfer. Ein hartgekochtes Ei symbolisiert das Wallfahrtsopfer. „Chaseret“ (Kren) und bittere Kräuter („Maror“: Salat wie Lattich oder Chicoree, aber auch oft Kren) symbolisieren die Bitterkeit der Sklaverei in Ägypten. „Charosset“, ein bräunliches Mus aus geriebenen Äpfeln, Nüssen und Wein, steht für die Lehmziegeln, die die Israeliten für den Pharao herstellen mussten.

 Sederspeisen

Botschaft des Staates Israel

Beim Sedermahl werden symbolische Speisen gegessen

Erdfrüchte (Sellerie, Radieschen oder Petersilie) werden in Salzwasser getaucht, das an die Tränen der Israeliten in der Sklaverei erinnern sollen. Ein Becher Wein steht für den Propheten Elia bereit. Damit wird die Hoffnung ausgedrückt, der Prophet möge zum Fest erscheinen und das Kommen des Messias ankündigen.

Langer Weg zur Freiheit

Weltweit feiern etwa 15 Millionen Jüdinnen und Juden das einwöchige Pessach-Fest. Der Name Pessach bedeutet auf Hebräisch „Vorüberschreiten“. Am Sederabend fragt das jüngste Kind: "Was ist anders in dieser Nacht? Danach wird die Geschichte erzählt: Als sich die Ägypter weigerten, die Israeliten ziehen zu lassen, verkündete Gott eine zehnte Plage. Um davon verschont zu bleiben, sollte das Blut von einem Opfertier an die Türpfosten gestrichen werden. Der Todesengel ließ die so markierten Häuser aus, er ging vorüber und die Israeliten konnten in die Freiheit gehen.

religion.ORF.at/KAP/KNA/dpa

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