Papst sprach sich für Grundeinkommen aus

Der Papst hat sich für die Einführung eines Grundeinkommens für einkommensschwache Arbeitnehmer mit prekären oder informellen Arbeitsverhältnissen ausgesprochen.

Diese hätten kein festes Gehalt, um schwierige Situationen wie die jetzige zu meistern, so der Papst in einem Brief an katholische Arbeitnehmerverbänden, der am Sonntag von der katholischen Tageszeitung „L ́Avvenire“ veröffentlicht wurde.

„Die Zeit ist gekommen, um an eine Form von universalem Grundlohn zu denken (...) Kein Arbeitnehmer darf ohne Rechte sein“, hieß es in dem Schreiben das Papstes. Die Arbeitnehmerverbänden rief er auf, sich Gedanken über die Zeit nach der Coronavirus-Epidemie zu machen. Wichtig sei es, über neue Formen der menschlichen Entwicklung nachzudenken, in denen die Völker in all ihrer Verschiedenheit im Vordergrund stehen können.

Papst Ostergottesdienst

APA/AFP/POOL/Andreas SOLARO

Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) arbeiten zwei Milliarden Menschen täglich ohne jede Absicherung für Krankheit, Unfall, Pension oder Arbeitslosigkeit. Ein Drittel, fast 800 Millionen, davon sind Frauen.

Nicht der Zeitpunkt für Gleichgültigkeit

Jetzt sei nicht die Zeit für Gleichgültigkeit, nationalen Egoismus, Spaltungen und ein Vergessen anderer Notlagen, sagte er in seiner Osterbotschaft am Sonntag. Die Rede wird traditionell in weite Teile der Welt übertragen. Es ist einer wichtigsten Anlässe, an denen sich das Kirchenoberhaupt mit politischen Appellen zu Wort meldet.

Franziskus verlangte, kein Staat dürfe bei der Bewältigung der Krise und der Besorgung notwendiger Materialien auf sich gestellt sein. Dazu sollten "auch die internationalen Sanktionen gelockert werden, die es den betreffenden Ländern unmöglich machen, ihre Bürger angemessen zu unterstützen.

Alle Staaten sollten in die Lage versetzt werden, die notwendigsten Maßnahmen in Angriff zu nehmen, indem die Schulden, welche die Bilanzen der ärmsten Länder belasten, teilweise oder sogar ganz erlassen werden."

Mahnung an die Europäische Union

Die EU mahnte er unter Verweis auf den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg zu Solidarität und warnte vor einem Aufleben alter Rivalitäten. Vom Handeln der Union hänge „nicht nur ihre Zukunft, sondern die der ganzen Welt“ ab. Mit Blick auf Konfliktherde wie Syrien und Jemen, Israel und Palästina, aber auch die Ostukraine und die terrorgeplagten Staaten Afrikas forderte er erneut eine Waffenruhe, um nicht den Kampf gegen das Virus zu behindern.

Weiter erinnerte der Papst an die Nöte, die unter der Corona-Krise vergessen zu werden drohen. Neben den Opfern humanitärer Katastrophen wie in Ostafrika beklagte er das Los der Migranten. Viele lebten „unter unerträglichen Bedingungen, besonders in Libyen und an der griechisch-türkischen Grenze“ sowie im Lager Moria auf der Insel Lesbos.

Eigensucht und Spaltung gewännen immer dann Oberhand, „wenn Angst und Tod in uns dominieren“, sagte der Papst. Der alte Konflikt zwischen Mächten des Himmels und der Hölle. Den feierlichen Ostersegen „Urbi et orbi“ sprach Franziskus einsam in den weiten Petersdom hinein. Eine leere Kirche, ein unsichtbarer Feind.

religion.ORF.at/APA/KAP

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