Religionen unterstützen „Klima-Corona-Deal“

Der „Klima-Corona-Deal für Österreich“ erhält starke Rückendeckung von Kirchen und Religionsgemeinschaften. Jetzt sei die historische Gelegenheit, „die staatlichen Rettungsgelder intelligent und klimagerecht zu investieren“.

Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Religionen und Konfessionen stellten sich am Dienstag in einer Aussendung hinter den „Deal“. Insgesamt fordern etwa 700 Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler und Organisationen die österreichische Politik auf, entschlossen zu handeln.

„Die Covid-19-Pandemie hat der Welt gezeigt, wie schnell und entschlossen wir als Gesellschaft handeln können, um eine Katastrophe abzuwenden. Daraus müssen jetzt die richtigen Lehren gezogen werden, um die weltweite Klima-und Naturzerstörung einzudämmen“, ist in diesem Dokument zu lesen.

Altes neu überdenken

„Als evangelischer Superintendent von Wien erwarte ich mir gerade jetzt, dass die Republik Österreich gemeinsam mit vielen anderen Staaten an einer zukunftsweisenden Politik arbeitet. Es ist dringend geboten, die Zeit während der Covid-19-Krise zu nützen, alte Ansprüche neu zu überdenken. Unsere Kinder und Generationen nach uns haben ein Recht auf ein Sozialsystem, das transparent und klimagerecht aufgebaut ist“, so Matthias Geist, evangelischer Superintendent von Wien.

„Wo immer Gelder in Milliardenhöhe investiert werden, sollen sie dorthin gelangen, wo bereits jetzt eine gesunde, soziale und gerechte Welt gefördert und beabsichtigt wird“, so Geist. Das Konjunkturpaket, das derzeit von der Regierung geschnürt wird, müsse klar auf Klimagerechtigkeit ausgerichtet sein, forderte der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Cilerdzic. Unternehmer bräuchten klare Ziele.

Chance für nachhaltige Wirtschaft

In die gleiche Kerbe schlug Magdalena Bachleitner, Bundesvorsitzende der Katholischen Jugend Österreich: „Jetzt besteht die einmalige Chance, nach der Krise eine nachhaltige Wirtschaft zu etablieren. Dafür braucht es ein Konjunkturpaket, das die Bewahrung der Schöpfung in den Mittelpunkt stellt.“

Eine Fotomontage einer Weltkugel von Bäumen umgeben

APA/Getty Images/Leonard_c

Zahlreiche religiöse Organisationen und Personen fordern mit dem „Klima-Corona-Deal“ eine nachhaltige, soziale Wirtschaft

Ausdrücklich unterstützt die Initiative auch die Katholische Aktion der Erzdiözese Wien. Wie KA-Wien-Präsident Walter Rijs in einer Aussendung am Dienstag festhielt, sollten mit dem Corona-Konjunkturprogramm zugleich „die Weichen gestellt werden, um die drohende Klimakatastrophe abzuwenden“.

Die Bundesregierung sei angehalten, einen „Klima-Corona-Deal für Österreich“ auf Schiene zu bringen. Zur Finanzierung dieser Neuausrichtung sagte der KA-Wien-Präsident: „Jetzt ist definitiv der Anlass, Vermögens- und Erbschaftssteuern einzuführen, transnationale Konzerne wie Amazon und Google zur Kasse zu bitten und mit einer Transaktionssteuer die Börsenspekulationen einzudämmen.“

Vier Forderungen

Vergangene Woche wurde der „Klima-Corona-Deal für einen klimagerechten Gesellschaftsvertrag für Österreich“ präsentiert, der bislang von rund 100 Organisationen und mehr als 500 Wissenschaftlern unterzeichnet wurde. Die vier Forderungen darin beziehen sich auf das geplante Konjunkturpaket.

Die erste Forderung bezieht sich darauf, dass die österreichische Regierung alle Menschen existenziell absichern soll, deren Arbeitsplätze durch die Coronavirus-Krise bedroht oder verloren gegangen sind. Durch die kluge Verteilung der Rettungsgelder könne die Regierung tausende neue und langfristig sichere klimafreundliche Arbeitsplätze schaffen.

Die zweite Forderung: Gelder aus den jetzigen Hilfs-und Konjunkturpaketen des österreichischen Staates sollten den Strukturwandel zur Erreichung des 1,5 Grad-Ziels des Pariser Klimaabkommens vorantreiben. Auch weitere mögliche Konjunkturpakete nach der Krise müssen diesen Vorgaben folgen.

„Umfassende Demokratisierung“

Subventionen für fossile Energieträger sollten gestrichen und stattdessen klimagerecht investiert werden. Drittens fordern die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner, dass die Zivilgesellschaft und alle Sozialpartner an den Verhandlungen um die Verteilung der staatlichen Finanzhilfen beteiligt werden. Vergabekriterien müssten transparent gestaltet werden und dem 1,5 Grad Ziel entsprechen. „Eine lebenswerte und klimagerechte Zukunft braucht eine umfassende Demokratisierung“, heißt es dazu.

Die österreichische Regierung muss sich - so die vierte Forderung - auf internationaler Ebene dafür einsetzen, dass die Schulden der ärmsten Staaten gestrichen werden, dass statt Krediten Transferzahlungen geleistet werden und Österreich einen fairen Beitrag zur internationalen Klimafinanzierung leistet.

Zahlreiche Unterstützende

Die Forderungen werden von folgenden religiösen Organisationen unterstützt: Der AG Bewahrung der Schöpfung Nenzing, der ARGE Schöpfungsverantwortung, vom Cafe Abraham Wien, der evangelischen Jugend Österreich, der evangelischen Hochschulgemeinde Wien, der katholischen Aktion Österreich, der katholischen ArbeitnehmerInnenbewegung Österreich, der katholischen Frauenbewegung Wien, der katholischen Jugend und der katholischen Jungschar.

Außerdem von der katholischen Sozialakademie, der Konferenz der Kirchlichen Umweltbeauftragten, der muslimischen Jugend, der Pfarrjugend Mariazell, der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis, der serbisch-orthodoxen Diözese von Österreich und der Schweiz, der Umweltbeauftragung der evangelischen Diözese A.B. Wien, dem Welthaus Wien und dem Superintendent der evangelischen Diözese A.B. Wien, Matthias Geist.

religion.ORF.at/KAP

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