Corona-Wallfahrtsorte werden Pilgerhit

Die aktuelle Coronavirus-Krise hat den österreichischen Wallfahrtsorten, die den Namen der heiligen Corona tragen, vermehrte Aufmerksamkeit und viele neue Pilgerinnen und Pilger beschert.

Das haben die zuständigen Priester der Kirchen St. Corona am Schöpfl und St. Corona am Wechsel am Donnerstag, dem Gedenktag der frühchristliche Märtyrerin, auf Anfrage von Kathpress bestätigt. "Viele sind durch das Virus aufmerksam geworden auf die Heilige, die ja nicht nur denselben Namen trägt, sondern auch Patronin gegen Seuchengefahr ist.

Obwohl größere Gruppen wegen der Auflagen noch nicht kommen dürfen, haben wir derzeit deutlich mehr Wallfahrer als sonst", berichtete Raphael Maria Peterle, Ordensmann aus dem Kloster Kleinmariazell und Pfarrmoderator von St. Corona/Schöpfl.

Statue der Heiligen Corona in der Pfarrkirche St. Corona am Wechsel

Joachim Schäfer/Heiligenlexikon

Statue der heiligen Corona in der Pfarrkirche St. Corona am Wechsel

Mystisches Flair

Viele Besucher seien vom mystischen Flair des mitten im Wienerwald liegenden Ortes angetan, sagte Peterle. Im Jahr 1444 wurde hier nahe eines hier befindlichen Brunnens, dem Heilkräfte zugesprochen wurden, eine erste Kirche errichtet. In der heutigen Wallfahrtskirche aus dem Jahr 1722 finden auch in der aktuellen Corona-Zeit Gottesdienste statt, allerdings in kleinster Besetzung.

Für den Patroziniumstag (14. Mai) stand um 19.30 Uhr ein von Radio Maria live übertragenes Abendgebet auf dem Programm, ein Festgottesdienst am kommenden Sonntag. Für nächstes Jahr, den 14. Mai 2021, ist eine große Rosswallfahrt zum Dank nach der erhofften Überwindung der Epidemie angesetzt, kündigte der Pfarrmoderator an.

Etwas weiter südöstlich liegt mit St. Corona am Wechsel ein weiterer der antiken Heiligen geweihter Ort. Das Gotteshaus, das 1504 an jenem Ort errichtet wurde, wo in einer hohlen Linde eine Corona-Statue gefunden wurde, wird derzeit mehr denn je von Kleingruppen aus nah und fern umvölkert, berichtete Pfarrmoderator Herbert Morgenbesser.

Kerze und Gebet

„Die Leute kommen mit dem Auto, dem Rad oder zu Fuß, zünden in der Kirche eine Kerze an, verrichten ein Gebet und gehen dann wieder.“ Die einst bei der Corona-Darstellung beim Volksaltar angebrachte Aufschrift „Heilige Corona, erbitte uns Standhaftigkeit im Glauben“ habe auch heute große Gültigkeit, ist sich Morgenbesser sicher. „Das brauchen wir auch in dieser schwierigen Zeit“, so der Priester.

Besondere Ehre wird Corona neuerdings auch in Kärnten zuteil: In Köttmannsdorf steht neben der Landstraße seit einem Monat ein aus Stahlbeton errichteter Bildstock mit einer Darstellung der jugendlichen Heiligen, die in Ägypten oder Syrien gelebt haben soll. Die von Baumeister Otto Skrabl und Kunstmaler Roland Mutter umgesetzte Initiative soll an die Opfer der aktuellen Corona-Pandemie erinnern. Eingeweiht werden soll das Corona-Marterl erst nach dem Ende der Krise.

Tod zwischen Palmen

Bekannt ist über Corona (lateinisch „die Gekrönte“ und damit ein Hinweis auf den allgemeinen Begriff „Märtyrerin“) nur Vages: Den Angaben zufolge wurde sie im Jahr 161 oder aber 287 geboren - wo, ist unbekannt. Noch als Teenager wurde sie die Ehegattin des Soldaten Victor, der sich während der Christenverfolgung weigerte, seinen christlichen Glauben zu widerrufen und deshalb hingerichtet wurde.

Die junge Witwe sei unter den römischen Kaisern Antoninus Pius oder Diokletian ebenfalls den Martertod gestorben, und das laut dem Lexikon auf ausgesucht brutale Weise: Sie wurde an zwei gebeugte Palmen gebunden und bei deren Emporschnellen zerrissen.

Viele Varianten

Die griechische Legende von Victor und Corona siedelt deren Martyrium in Damaskus an, sie war aber darüber hinaus in vielen Varianten verbreitet. Deshalb wird neben der syrischen Hauptstadt als Todesort auch Antiochia in der heutigen Türkei, Alexandria in Ägypten, Sizilien oder Marseille angegeben.

Verehrungstraditionen gibt es in der griechischen, der lateinischen und der äthiopischen Kirche; in Nord- und Mittelitalien galt Corona schon im 6. Jahrhundert als Vorbild an Glaubenstreue. Reliquien von ihr und Victor finden sich in Castelfidardo bei Osimo an der Adriaküste bei Ancona, wo es schon früh eine dem Paar geweihte Kirche gab. Durch die Kaiser Otto III. und Karl IV. gelangten Reliquien auch nach Aachen bzw. Prag.

Corona gilt laut dem Ökumenischen Heiligenlexikon als Schutzpatronin gegen Seuchen. Sie ist jedoch auch die Heilige der Schatzsucher und Fürsprecherin bei Geldangelegenheiten. Letzteres hat dazu beigetragen, dass die österreichische Münzeinheit bis 1924 nach der Heiligen „Krone“ hieß.

religion.ORF.at/KAP

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