Kardinal Marx: Brief zu CoV „spaltet und macht Angst“

Der umstrittene Coronavirus-Aufruf des italienischen Erzbischofs Carlo Maria Vigano hat den Münchner Kardinal Reinhard Marx nach eigenen Worten fassungslos gemacht.

„Er spaltet und macht Angst. Ich sehe keine Veranlassung zu glauben, dass morgen die Diktatur in unserem Land ausbricht oder die Religion bekämpft wird“, sagte der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz dem „Spiegel“ (Samstag-Ausgabe).

Marx fügte hinzu, er wisse nicht, aus welcher Kompetenz heraus die Kirche darüber debattieren sollte, was bei einer Pandemie sinnvoll sei und was nicht. „Ich halte mich an das, was die Politik nach intensiver Beratung vorgibt. Und die Verantwortlichen waren durchaus offen für unsere Anliegen“, so der Münchner Erzbischof.

Kardinal Reinhard Marx

APA/dpa/Andreas Gebert

Der umstrittene Coronavirus-Aufruf des italienischen Erzbischofs Carlo Maria Vigano hat den Münchner Kardinal Reinhard Marx nach eigenen Worten fassungslos gemacht

„Schaffung einer Weltregierung“

In dem Schreiben Viganos heißt es, die Corona-Pandemie solle als Vorwand genutzt werden, um eine Weltregierung zu schaffen, „die sich jeder Kontrolle entzieht“. Grundfreiheiten würden unverhältnismäßig und ungerechtfertigt eingeschränkt.

Zu den Unterzeichnern zählt der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Inzwischen sollen sich rund 40.000 Menschen dem Schreiben angeschlossen haben. Von vielen Seiten wurde den Unterzeichnern vorgeworfen, sich an der Verbreitung von Verschwörungsmythen zu beteiligen. Zahlreiche deutsche Bischöfe hatten die Aktion mitunter scharf kritisiert.

Verzicht auf Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz

In dem Interview hat Kardinal Marx für seinen Amtsverzicht auf den Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz erneut persönliche Gründe genannt. „Ich hatte nie das Gefühl, dass mich jemand stürzen wollte“, betonte der Erzbischof von München. Alle seien davon ausgegangen, dass er noch einmal antrete. „Ob sich das alle mit gleicher Intensität gewünscht haben, kann ich nicht sagen“, fügte er hinzu.

Im Februar hatte Marx (66) überraschend bekannt gegeben, auf eine zweite Amtszeit als Vorsitzender zu verzichten. Für ihn sei eine entscheidende Frage gewesen, ob er in seinem Alter noch einmal eine sechsjährige Amtszeit durchziehen wolle. „Ich war überzeugt, dass die Zeit reif ist für einen Wechsel“, sagte Marx, der weiterhin Erzbischof von München und Freising ist. Sein Nachfolger als Konferenz-Vorsitzender ist der Limburger Bischof Georg Bätzing (59).

religion.ORF.at/KAP

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