Landau warnt vor dramatischer Zunahme von Hunger

In großer Sorge angesichts der weltweiten Zunahme des Hungers ist Michael Landau, der seit wenigen Tagen nicht nur österreichischer, sondern auch europäischer Caritas-Präsident ist.

„Wir erleben eine dramatische Zunahme des Hungers“, sagte Landau in einem Interview dem Portal Vatican News (Mittwoch). Nachdem in den vergangenen Jahren durch viele vereinte Anstrengungen eine „maßgebliche Reduktion des Hungers“ gelungen sei, stelle das mit der Coronakrise nun plötzlich massiv vergrößerte Problem „eine schwierige Entwicklung“ dar.

Die Bekämpfung des Hungers sei ein Teil jener weltweiten Verantwortung, die es trotz der derzeit bestimmenden Coronakrise zu wahren gelte, unterstrich der Caritas-Präsident.

Caritas-Präsident Michael Landau

Caritas/Maurice Shourot

Caritas-Präsident Michael Landau

Die Caritas richte den Blick zudem auch auf die Klimakrise, das Leid von Menschen auf der Flucht, die Herausforderungen der älter werdenden Gesellschaft in weiten Teilen Europas sowie die Frage nach dem Zugang zur Bildung für alle Kinder. Entscheidend sei das Selbstverständnis als „eine Menschheitsfamilie“, die niemanden zurücklasse - „im Kleinen wie im Großen“, sagte Landau.

Europa in einer Schlüsselfunktion

Europa sieht Landau in einer Schlüsselfunktion: Die EU sei ein „gemeinsames Friedensprojekt“, errichtet auf dem Fundament der Werte der Solidarität. Dieses Fundament zu stärken, sei eine „wesentliche Aufgabe der Caritas“ und werde immer wichtiger: Seit der Wirtschaftskrise von 2008 werde der Zusammenhalt zunehmend in Frage gestellt, und auch in der aktuellen Coronaviruskrise scheine plötzlich „jeder sich selbst der Nächste zu sein“.

Die europäische Einigung dürfe aber nicht „zurückbuchstabiert“ werden, denn „wir brauchen mehr, nicht weniger Europa“, so der neue Kopf des größten katholischen Hilfswerks auf Europa-Ebene.

„Unmenschliches Wohlstandsgefälle“

Die Coronavirus-Pandemie könne nicht von einzelnen Nationalstaaten, sondern nur gemeinsam besiegt werden, so Landau, der sich zuversichtlich hinsichtlich einer „Bewährung“ der Staatenunion zeigte. Aktuell gehe es darum, „dass aus der Gesundheitskrise von heute nicht die soziale Krise von morgen wird“, wie auch um ein weiteres Abflachen und die Beseitigung des teils „unmenschlichen Wohlstandsgefälles“ innerhalb Europas.

Als ein wesentliches Dokument für die Caritas in Österreich, Europa und weltweit bezeichnete Landau die vor fünf Jahren veröffentlichte Umwelt- und Sozialenzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus. Das Rundschreiben sei „prophetisch“ durch seine Mahnung zur gemeinsamen Verantwortung für den Planeten wie auch in der Erinnerung daran, „dass es immer die Schwächsten sind, die an einer Krise am meisten leiden“.

Sei beim Erscheinen 2015 bei manchen die Verwunderung noch groß gewesen, so sei inzwischen völlig klar, dass Wirtschaft und Soziales „zusammen gedacht gehören“, sagte der Caritas-Präsident.

religion.ORF.at/KAP

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