Lackner: Pfingsten macht Schluss mit „Ich-Religion“

Der Geist Gottes, um den die Christen zu Pfingsten bitten, macht deutlich, dass die Menschen füreinander geschaffen und bestimmt sind. Das hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner am Sonntag in seiner Predigt beim Pfingstgottesdienst im Salzburger Dom betont.

Heute herrsche hingegen oftmals eine Art „Ich-Religion“ vor. Aber: „Gerade in dieser Zeit der Prüfung und Not sollte das gemeinsame Engagement unser erstes Anliegen sein, zu tun und zu reden, was der Geist eingibt“, so Lackner.

Der pfingstliche Geist wirkt sich dabei zweifach aus, wie der Erzbischof im Blick auf die biblische Apostelgeschichte erläuterte: „Die Menschen hörten die Urgemeinde in verschiedenen Sprachen, auch in ihrer eigenen, reden - das Hörwunder; und zweitens: die Gemeinde begannen in diesen anderen Sprachen zu reden, so wie es der Geist eingab - das Sprachenwunder.“

Salzburger Erzbischof Franz Lackner

ORF

Der Geist Gottes, um den die Christen zu Pfingsten bitten, macht deutlich, dass die Menschen füreinander geschaffen und bestimmt sind. Das hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner am Sonntag in seiner Predigt beim Pfingstgottesdienst im Salzburger Dom betont

Leid und Freud teilen

Darauf komme es an: „Mit dem Geist Gottes die Sprache jener zu hören, die rufen, bitten und flehen und in demselben Geist Gottes zu lernen, in diesen Sprachen zu reden.“ Beides weise darauf hin, dass die Menschen füreinander geschaffen sind, so der Erzbischof: „Einer trage des anderen Last. Leid und Freud teilen, gemeinsam den Lebensweg wagen und Gott nicht aus dem Auge und dem Herzen zu verlieren.“

Selbstkritisch bemerkte Lackner: „Auch wir verbleiben mit der Gabe Gottes, das ist der Heilige Geist, hinter verschlossenen Türen. Das Leben, den Alltag, versuchen wir vornehmlich mit dem eigenen Geist zu meistern. Der Beistand Gottes, der Heilige Geist, geniest über weite Strecken ein verschlossenes Dasein.“ Der Geist wolle die Menschen aber „hoffungsvoll antreiben, mitzuwirken am Gelingen der Gesellschaft.“

„Geistvoll erneuerte Normalität“

Der Salzburger Erzbischof verwies auf das gemeinsame Hirtenwort der österreichischen Bischöfe zum Pfingstfest, in dem sie sich für eine „geistvoll erneuerte Normalität“ aussprechen, die nun nach der Coronavirus-Krise in Österreich realisiert werden soll.

Notwendig dazu seien der Geist der Dankbarkeit und der Demut; der Geist der Versöhnung und Verbundenheit, der Geist der Aufmerksamkeit und Solidarität; der Geist der Wertschätzung und Lernbereitschaft, der Geist der Achtsamkeit und Entschlossenheit, der Geist der Lebensfreude und Geduld und schließlich der Geist des Vertrauens und der Zuversicht.

Lackner schloss seine Predigt mit einem Zitat des dieser Tage verstorbenen Grazer Altbischofs Johann Weber: „Das Vertrauen hat den längeren Atem als die Angst.“

„Fest der Sprachen“

Der Pfingstgottesdienst mit Erzbischof Lackner war der Auftakt zum „Fest der Sprachen“ am Pfingstsonntag im Salzburger Dom. Den ganzen Tag über feierten Gläubige aus den verschiedenen sprachlichen Communitys in Salzburgs größter Kirche nacheinander Gottesdienst.

Den Abschluss bildete ein ökumenischer Gottesdienst, dem Erzbischof Lackner, der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic), der evangelische Superintendent Olivier Dantine, die methodistische Pastorin Dorothee Büürma, der altkatholische Pfarrer Martin Eisenbraun und der rumänisch-orthodoxe Priester Dumitru Viezuianu vorstanden.

religion.ORF.at/KAP