US-Bischöfin empört über Trumps Auftritt mit Bibel

Die anglikanische US-Bischöfin Mariann Edgar Budde hat sich von einem Auftritt von Präsident Donald Trump vor der als „Kirche der Präsidenten“ titulierten St.-Johns-Kirche in Washington am Montag distanziert. Sie sei „empört“ über Trumps Verhalten.

„Der Präsident benutzt ausgerechnet eine Bibel, den heiligsten Text der jüdisch-christlichen Tradition, und eine der Kirchen meiner Diözese ohne Erlaubnis als Hintergrund für eine Botschaft, die in Widerspruch zu den Lehren Jesu und allem steht, wofür unsere Kirchen stehen“, sagte die Bischöfin der Episkopalkirche dem Sender CNN (Montag Ortszeit).

Auch sei sie „empört“, dass der Präsident nicht gebetet habe, als er zur Kirche kam. Er erkenne die Qualen der afroamerikanischen Bevölkerung nicht an, sondern heiße im Gegenteil mit seinem Verhalten noch den Einsatz von Tränengas durch die Sicherheitskräfte gut. Das Land brauche einen Präsidenten, der eine statt zu spalten, so Budde über Trump. „Er hat das Gegenteil davon getan, und es bleibt uns überlassen, die Scherben aufzuheben“, zitierte die New York Times die Bischöfin.

Posieren mit Bibel

Trump war im Anschluss an eine Rede im Weißen Haus, in der er mit dem Einsatz des US-Militärs gegen die anhaltenden Proteste gedroht hatte, in einer Gruppe u.a. mit Justizminister William Barr zu der nahe gelegenen anglikanischen Kirche gegangen. Vor dem Gotteshaus ließ sich Trump mit einer in der Hand hochgehaltenen Bibel ablichten.

Im Vorfeld soll es um das Weiße Haus herum zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen sein. Letztere seien vertrieben worden, um dem Präsidenten den Weg zur Kirche frei zu machen. Nach Angaben auch mehrerer anglikanischer Geistlicher sollen die Proteste der Demonstranten vor der Kirche friedlich gewesen sein, bevor sie gewaltsam und auch unter Einsatz von Tränengas zerstreut wurden.

Kirchenvertreter solidarisch mit Protestierenden

Am Sonntagabend war bei Ausschreitungen in Washington auch ein soeben renovierten Kellerraum auf dem Gelände von St. Johns in Brand gesetzt worden. Die historische Kirche selbst nahm laut Verantwortlichen durch das Feuer keinen Schaden.

Ausgelöst durch den Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz am 25. Mai kam es in den USA in den vergangenen Tagen zu zahlreichen teils gewalttätigen Protesten gegen Rassismus und anhaltende Polizeigewalt. Zuletzt stellten sich viele US-Kirchenvertreter hinter die Proteste, betonten allerdings auch, dass diese friedlich bleiben müssten.

religion.ORF.at/KAP/KNA