Brücke zum Tempelberg auf Römerzeit datiert

Israelische Wissenschaftler haben offenbar das Rätsel um die Bauherren einer antiken Brücke zum Tempelberg in Jerusalem gelöst. Sie verband in der Antike den Tempelbezirk mit der Jerusalemer Oberstadt.

Der Bau der nach ihrem Entdecker Charles William Wilson auch als „Wilson-Bogen“ benannten Brücke sei unter König Herodes begonnen und unter weiteren römischen Herrschern fertiggestellt worden, schlossen die Wissenschaftler laut Medienberichten unter anderem aus Radiokarbon-Untersuchungen.

Die Ergebnisse der fünfjährigen Grabungs- und Untersuchungskampagne der israelischen Antikenbehörde in Zusammenarbeit mit dem Weizmann-Institut und der Universität Tel Aviv wurden laut deutscher Katholischer Nachrichten-Agentur KNA (Donnerstag) nun in der Fachzeitschrift „Plos one“ veröffentlicht.

Gegenstand von Kontroversen

Der Wilson-Bogen ist 23 Meter hoch und hat eine Spannweite von 13 Meter. Seine Datierung und Zuordnung waren seit langem Gegenstand wissenschaftlicher Kontroversen. Die Zuschreibungen reichten laut Berichten von Herodes im 1. Jahrhundert bis zu den Omajjaden-Kalifen im 7. Jahrhundert, die den Felsendom auf dem Tempelberg errichteten.

Der Tempelberg in Jerusalem, Fernansicht

APA/AFP/Thomas Coex

Der Tempelberg in Jerusalem

Die Forscher untersuchten laut Bericht zwischen 2015 und 2019 Partikel organischen Materials aus den Mörtelfugen des Bogens. Die Untersuchung weist auf zwei Bauphasen hin: Zunächst sei unter Herodes oder kurz nach seinem Tod (4 vor Christus) eine 7,50 Meter breite Brücke errichtet worden. In einer zweiten Bauphase sei diese zwischen den Jahren 30 und 60 auf rund 15 Meter verbreitert worden. Damit sei der heute sichtbare Bogen kurz vor der Zerstörung des Tempels im Jahr am Ende der ersten römischen Revolte entstanden, so Grabungsleiter Joe Uziel.

Mutmaßungen über Verbesserung

Warum sich die römischen Herrscher so aktiv für die Verbesserung des Zugangs zu einer jüdischen Heiligen Stätte eingesetzt hätten, könne nur gemutmaßt werden, so Uziel. Möglicherweise sei es schlicht darum gegangen, entsprechend römischer Gepflogenheit ihre Präsenz durch Infrastrukturen zu konsolidieren. Möglicherweise habe auch der Wunsch nach Stimulierung von Handel und Wirtschaft um den Tempelbezirk eine Rolle gespielt.

Im Rahmen der Grabungen stießen die Archäologen unter anderem auch auf ein römisches Theater, Mauerreste aus der Hasmonäerzeit (2./3. Jahrhundert) sowie verputzte Pools aus mamelukkischer Zeit (14. Jahrhundert).

religio.ORF.at/KAP/KNA

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