Studie: Religiöse in Coronavirus-Krise zufriedener

Religiöse Personen weisen während der Coronavirus-Krise eine höhere Lebenszufriedenheit auf als Nichtreligiöse: Das ist eines der Ergebnisse einer Studie der Universität Wien.

Die zum Teil online durchgeführte Studie „Religiosität in Zeiten der Corona-Krise“ ist auf der Website der Fakultät für Sozialwissenschaften abrufbar. Die aktuellen Daten der Studie wurden von den Beteiligten, Wolfgang Aschauer, Franz Höllinger und Claudia Herbst, mit Ergebnissen aus dem jüngsten Social Survey Österreich (SSÖ) kombiniert, der zuletzt 2018 nach Wertorientierungen in der österreichischen Bevölkerung fragte.

Die Religiosität allgemein hat sich demnach über die Jahre in Österreich verringert. Auch in der Coronavirus-Krise setze sich dieser Trend fort. Gemessen wurde der Grad der Religiosität über die Häufigkeit des Betens und die eingeschätzte Wichtigkeit von Religion und Kirche. Die Befragten wurden für die Erhebung in vier Gruppen eingeteilt: sehr religiös, eher religiös, wenig religiös und nicht religiös.

„Aktivere Strategien zur Krisenbewältigung“

Religiöse Menschen wenden laut Studie „aktivere Strategien zur Krisenbewältigung“ an: Im Vergleich zu Nichtreligiösen seien sie in der Krise aktiver und problemorientierter, sie suchten häufiger Unterstützung bei anderen Menschen und seien auch etwas optimistischer. Nichtreligiöse hingegen „haben eine stärkere Tendenz, die Krise zu negieren“.

Engelsstatue am Karlsplatz in Wien

Reuters/Leonhard Föger

Nichtreligiöse Menschen „haben eine stärkere Tendenz, die Krise zu negieren“, so eine Studie der Uni Wien

Während der Coronavirus-Krise würden religiöse Personen „eine höhere Lebenszufriedenheit“ als Nichtreligiöse aufweisen, sie seien zufriedener mit der Regierung und hätten mehr Vertrauen in staatliche Institutionen (wie Regierung und Polizei). Letzteres könne mit einer Tendenz zu autoritären Einstellungen in Verbindung stehen.

Solidarisch, aber gegen Grundeinkommen

Religiöse Menschen fühlten sich weiters jenen, die unverschuldet in die Krise geraten sind, solidarisch verpflichtet. Religiöse sprechen sich häufiger für Steuererhöhungen zur Bekämpfung der Krise aus, ein bedingungsloses Grundeinkommen würden sie allerdings eher ablehnen. „Sie suchen eher nach sozialer Unterstützung und setzen sich kognitiv stärker mit der Krise auseinander als weniger religiöse Menschen“, heißt es weiter.

Sendungshinweis

Die Ö1-Sendung „Religion aktuell“ widmete sich dem Thema ebenfalls.

„Der christliche Wert der Solidarität wird von religiösen Menschen nicht stärker vertreten als von nichtreligiösen, zumindest nicht, wenn es um die Frage von staatlichen Maßnahmen zur Unterstützung bzw. Umverteilung zugunsten ärmerer Bevölkerungsgruppen geht“, heißt es in der Studie.

„Anstieg der Konfessionslosigkeit“

Obwohl die Religion für viele Menschen weiterhin einen wichtigen Lebensinhalt darstelle, so die Autoren der Studie laut Website, könne in Österreich schon seit längerer Zeit „eine gewisse Enttabuisierung von Kirchenaustritten sowie ein Anstieg der Konfessionslosigkeit“ beobachtet werden.

„Bis auf den jährlichen Kirchenbesuch zu Weihnachten spielt die Religion für große Teile der christlichen Bevölkerung in Österreich lediglich eine untergeordnete Rolle. Gleichzeitig stellt kann Religion auch als Bereicherung und Stütze in schwierigen Lebenssituationen dienen.“ So sei beispielsweise die Lebenszufriedenheit bei religiösen Menschen tendenziell höher ausgeprägt.

gril, religion.ORF.at

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