„Corona“ vs. Koran: IGGÖ empört über Hofer

Bei einer Kundgebung der FPÖ am Dienstag in Wien hat Bundesparteiobmann Norbert Hofer den Koran als gefährlicher als das Coronavirus bezeichnet. Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) zeigte sich empört.

Hofer hatte vor Anhängern am Viktor Adler Markt im zehnten Bezirk gesagt: „Ich fürchte mich nicht vor Corona, Corona ist nicht gefährlich. Da ist der Koran gefährlicher, meine Lieben, als Corona“. Ümit Vural, Präsident der IGGÖ sieht in dieser Aussage eine „unfassbare“ Entgleisung und stellte in einer Aussendung am Mittwoch den Verdacht auf Verhetzung (§283 StGB) sowie der Herabwürdigung religiöser Lehren (§188 StGB) in den Raum.

„Norbert Hofer beleidigt mit dieser Aussage die gesamte muslimische Bevölkerung. Er hat aus der Vergangenheit offensichtlich nichts gelernt und möchte wohl neue Gräben aufreißen. In einer zivilisierten Gesellschaft muss Hofers Entgleisung eine Entschuldigung zur Folge haben“, forderte Vural.

IGGÖ-Präsident Ümit Vural

APA/Georg Hochmuth

IGGÖ-Präsident Ümit Vural fordert eine Entschuldigung von FPÖ-Chef Norbert Hofer

Staatsanwaltschaft am Zug

Der Vergleich mit einem tödlichen Krankheitserreger wie dem Coronavirus, dem in den letzten Monaten weltweit mehrere hunderttausend Menschen zum Opfer gefallen seien, habe in rechtsextremen Zusammenhängen lange Tradition, so die IGGÖ. „Derartige Vergleiche dürfen in Österreich keinen Platz mehr haben. Eine solche Verunglimpfung gefährdet das Klima gesellschaftlicher Toleranz und den religiösen Frieden. Für eine Person des öffentlichen Lebens sind Aussagen dieser Art untragbar und müssen Konsequenzen haben!“

Die IGGÖ brachte Mittwochfrüh eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Wien ein. Diese sei nun aufgerufen, die Aussage des FPÖ-Chefs kraft Gesetzes von Amts wegen auf ihre strafrechtliche Relevanz hin zu prüfen.

Islamische Vereinigungen schließen sich an

Ebenso zeigte die „Initiative muslimischer Österreicher-innen“ (IMÖ) Hofer wegen dessen Vergleichs des Korans mit dem Coronavirus angezeigt. In einer Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Wien, die der APA vorliegt, ist vom Verdacht der Verhetzung sowie der Herabwürdigung religiöser Lehren die Rede. Die Anzeige zielt nicht nur auf Hofer ab, sondern auch auf die FPÖ als Veranstalter.

Auch die Moscheegemeinde ATIB (Türkisch Islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich) kritisierte Hofers Aussagen am Mittwoch in einer Aussendung: Die Tatsache, dass diese Aussagen von einem ehemaligen Bundespräsidentschaftskandidat getätigt worden seien, machten diese Aussagen „noch besorgniserregender. Seine Aussagen sind gegenüber muslimischen Mitbürgern mehr als verantwortungslos und wir erwarten uns, dass er sich bei allen MuslimInnen entschuldigt.“

Unterstützung und Ablehnung durch Politik

Eine Anzeige brachte auch die neue Partei der ehemaligen Nationalratsabgeordneten Martha Bißmann, die Liste SÖZ (Soziales Österreich der Zukunft), gegen Hofer ein. Kritik kam auch von der SPÖ: „Hofers herabwürdigende Aussagen und skandalösen Vergleiche gegenüber der islamischen Religionsgemeinschaft sind vollkommen inakzeptabel“, kritisierte Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch.

Zur Verteidigung Hofers rückte Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp aus, der sich derzeit im Wahlkampf befindet. Er richtete der IGGÖ, Atib „und den weiteren überflüssigen Gruppierungen“ aus, „vor ihrer eigenen Türe zu kehren“. Die Vereine steckten „tief im Islamistensumpf und ignorieren jegliche westliche Grundwerte wie Meinungsfreiheit oder Gleichberechtigung von Mann und Frau“. Ein Verbot solle daher „angedacht und geprüft werden“.

red, religion.ORF.at/APA

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