Virus und Hunger: Auftakt zu Caritas-Sommerkampagne

Die Zahl der Menschen, die weltweit akut Hunger leiden, könnte heuer aufgrund der Coronavirus-Krise dramatisch auf 265 Millionen Menschen ansteigen und sich damit verdoppeln. Davor hat die Caritas zum Auftakt ihrer Hungerkampagne 2020 gewarnt.

„Hunger ist kein Naturereignis, sondern ein Skandal“, so Caritas-Präsident Michael Landau eingangs einer virtuellen Pressereise in den Senegal und nach Kenia. Die beiden Staaten in West- und Ostafrika sind die Schwerpunktländer der heurigen Kampagne. Da aufgrund der Covid-19-Krise keine Pressereise möglich war, machte die Caritas dieser Tage im Rahmen eines virtuellen Besuchs vor Ort im Senegal und in Kenia auf die dringendsten Probleme aufmerksam.

Caritas-Projektpartner vor Ort berichteten von einem dramatischen Anstieg von Armut bzw. Hunger und einer dafür verantwortlichen Kombination von Dürren, Überschwemmungen, Heuschrecken und nun massiven Corona-Maßnahmen. Die Folgen des Klimawandels würden nun durch die Pandemie noch deutlich verschärft

Ernteausfall im Senegal

Abbe Bertin Sagna, Direktor der Caritas Tambakounda im Osten des Senegal, erläuterte besorgniserregende Entwicklungen. Aufgrund des ausbleibenden Regens sei schon die Ernte im vergangenen Jahr zu einem Gutteil ausgefallen. „Die Menschen haben auch schon vor Corona gehungert.“

Spendenhinweis

Caritas Spendenkonto: Erste Bank, IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560, Kennwort: „Hungerhilfe“, online spenden unter www.caritas.at

Dazu kämen nun die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen. Das Verbot von Versammlungen wie auch bei Wochenmärkten und der eingeschränkte Personenverkehr hätten existenzbedrohende Einflüsse auf die Menschen. Frauen könnten etwa ihr Obst und Gemüse nicht mehr verkaufen.

Caritas-Sommerkampagne: Einen Frau im Senegal wässert einen Gemeinschaftsgarten

Caritas

Gemeinschaftsgartenprojekt im Senegal

Viele Familien seien im informellen Sektor tätig; als Tagelöhner oder sie würden kleine Geschäfte oder Restaurants betreiben. Durch die Ausgangsbeschränkungen würden diese Einkommen völlig wegfallen. Zusätzlich würden die Nahrungsmittelpreise steigen und die Menschen könnten sich das Essen nicht mehr leisten. Vor allem die unterernährten Kinder würden unter der Situation leiden, so Abbe Bertin.

Die Caritas-Tambakounda bemüht sich, 9.000 Familien in dieser schwierigen Zeit mit Hilfe aus Österreich zu unterstützen - mit Nahrungsmittelhilfe, aber auch mit neuem Saatgut.

„Den Hunger können wir besiegen“

„Hunger ist die Folge von kriegerischen Konflikten, er ist die Folge von unzureichenden Bildungssystemen, von schlechter Gesundheitsversorgung, von schwachen Regierungen, von Ungerechtigkeit und Armut“, kritisierte Caritas-Präsident Landau. Und er hielt dem die Überzeugung entgegen: „Den Hunger können wir besiegen!“

Die heimische Caritas unterstützt weltweit 70 Projekte gegen den Hunger. Unter anderem werden bäuerlichen Familien bei der Landwirtschaft und Tierhaltung unterstützt, weiters gibt es viele Maßnahmen gegen akute Unterernährung von Kindern. Davon profitierten 240.000 Menschen, wie Caritas-Auslandshilfechef Andreas Knapp betonte. Mit Hilfe aus Österreich könnten Familien mehr Getreide produzieren, Gemüse anbauen und Tiere halten, die ihnen auch in schwierigen Zeiten Einkommen sichern.

Regierung in der Pflicht

Landau appellierte an die Solidarität der Österreicherinnen und Österreicher, nahm zugleich aber auch die Regierung in die Pflicht. Diese habe sich in ihrem Regierungsprogramm zu einer Erhöhung der Entwicklungsgelder bekannt, insbesondere was die schrittweise Erhöhung Richtung 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit (EZA) betrifft. Die unlängst beschlossene Erhöhung der Ausgaben von 0,27 auf prognostizierte 0,39 Prozent des Bruttonationaleinkommens seien „ein erster Schritt in die richtige Richtung auf einem Wachstumspfad, der konsequent weitergegangen werden muss“.

Es gebe zudem auch die Absichtserklärung im Regierungsprogramm, eine gesamtstaatliche Afrika-Strategie zu erarbeiten und eine österreichische Initiative in der EU für einen EU-Zukunftspakt mit Afrika. Dabei dürfe die neue Strategie mit Afrika nicht nur wirtschaftliche und Handelsinteressen verfolgt, sondern auch dezidiert auf Armutsbekämpfung und auf signifikante Investitionen in die menschliche Entwicklung abzielt, forderte Landau.

Viel Hilfe für wenig Geld

Mit 20 Euro erhält eine Familie in Afrika Nahrungsmittel für einen Monat und wird umfassend über Covid-19 und Hygienemaßnahmen informiert. 20 Euro sichern aber auch notwendigen Milchzusatzbrei für drei Monate für ein Kleinkind als überlebenswichtige Notmaßnahme. 40 Euro ermöglichen den Kauf einer Ziege im Rahmen eines Landwirtschaftsprojekts für Kleinbäuerinnen und mit 50 Euro können umfassende Hygienepaket für zehn Familien finanziert werden.

religion.ORF.at/KAP

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