Vatikan: Neuer Leitfaden für kirchliche Katechese

Der Vatikan hat neue, weltweit gültige Richtlinien für die Glaubensunterweisung (Katechese) veröffentlicht. Das am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Rom vorgestellte „Direktorium für die Katechese“ ersetzt die bisher gültige Fassung von 1997.

Der überarbeitete, 143 Seiten umfassende Leitfaden trägt Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte Rechnung. Vor allem die Themen Globalisierung und digitaler Wandel werden in den Blick genommen. Einen Schwerpunkt bildet zudem die stärkere Verknüpfung von Katechese und Glaubensverkündigung.

Wie von Papst Franziskus vorgegeben, stellt das Direktorium die Katechese unter den Primat der Evangelisierung. Programmatisch wird im Geleitwort aus Franziskus’ Enzyklika „Evangelii gaudium“ zitiert: „Wir haben von Neuem entdeckt, dass auch in der Katechese die Erstverkündigung bzw. das ‚Kerygma‘ eine wesentliche Rolle spielt. Es muss die Mitte der Evangelisierungstätigkeit und jedes Bemühens um kirchliche Erneuerung bilden.“

Herausforderungen durch „digitale Kultur“

Die Notwendigkeit für das neue Direktorium mache die „Dynamik der katechetischen Bewegung erlebbar, die im Leben der christlichen Gemeinschaft von jeher bedeutsam und präsent war“, sagte Erzbischof Rino Fisichella, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung. Das unter Papst Benedikt XVI. (2005-2013) geschaffene Gremium ist im Vatikan für das Thema Katechese zuständig.

Fisichella verwies auf die . Die Schnelligkeit, mit der sich die Sprache und auch das Verhalten in Beziehungen veränderten, „lässt ein neues Kommunikations- und Bildungsmodell erahnen, das unweigerlich auch die Kirche betrifft“, so der Kurienerzbischof.

Tebartz-van Elst im Rat

„Das neue Dokument achtet sehr auf die Zeichen der Zeit und versucht, sie im Lichte des Evangeliums zu interpretieren“, erläuterte der frühere Limburger Bischof, Franz-Peter Tebartz-van Elst, der seit 2015 Delegat im päpstlichen Neuevangelisierungsrat ist. Die gegenwärtige ökologische Krise spiele in dem aktuellen Direktorium ebenso eine Rolle wie veränderte Fragen der Glaubensweitergabe innerhalb der Familie, so Tebartz-van Elst. Er erhoffe sich von den Richtlinien „neue Inspiration und Motivation“ für die gesamte Weltkirche.

Eine erste Fassung des Leitfadens war - als Ergebnis des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) - im Jahr 1971 herausgegeben worden. Die Version von 1997 nahm den Katechismus der Katholischen Kirche von Johannes Paul II. (1978-2005) als Bezugspunkt. Grundlage der nun veröffentlichten Neufassung sind die Bischofssynode zu Fragen der Evangelisierung (2012) und „Evangelii gaudium“ (Freude des Evangeliums), die erste Enzyklika von Papst Franziskus aus dem Jahr 2013.

Deutsche Arbeitsübersetzung

Das neue Direktorium führe in drei Abschnitten aus, was eine Katechese unter dem Primat der Evangelisierung bedeutet, teilte die Deutsche Bischofskonferenz am Donnerstag mit. Der erste Teil bestimme das Wesen der Katechese und nehme ihre unterschiedlichen Subjekte, von den Bischöfen über die Priester bis zu den Katechetinnen und Katecheten, in den Blick.

Auch werde die Verantwortung der Kirche für eine entsprechende Qualifizierung all derer betont, die in der Katechese tätig sind. Im zweiten Teil wird der Prozess der Katechese mit ihren methodischen und zielgruppenspezifischen Aspekten behandelt. Hier kommen neben Familien, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auch Menschen mit Behinderungen oder mit Migrationshintergrund eigens in den Blick.

Der dritte Teil beschreibt Katechese im Horizont gesellschaftlicher und kultureller Entwicklungen wie Säkularisierung und religiöser Pluralismus, Digitalisierung, Ökonomisierung und kulturelle Vielfalt. Er widmet sich auch der konkreten Rolle von Pfarren, Verbänden, Bewegungen und Schulen in der Katechese.

religion.ORF.at/KAP

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