Rekord bei Kirchenaustritten in Deutschland

Mehr und mehr Menschen treten in Deutschland aus den Kirchen aus. Im vergangenen Jahr verloren Katholiken und Protestanten zusammen mehr als eine halbe Million Mitglieder.

Nach den neuesten, am Freitag von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Bonn und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover verbreiteten Zahlen gibt es im bevölkerungsreichsten EU-Land noch 22,6 Millionen Katholiken und 20,7 Millionen Protestanten. Das entspricht zusammengerechnet 52 Prozent der Gesamtbevölkerung. Um die Jahrtausendwende waren es noch rund 65 Prozent.

Das Tempo des Aderlasses beschleunigt sich. Bei den Katholiken kehrten 272.771 Menschen der Kirche den Rücken, 26 Prozent mehr als 2018. Bei den Protestanten traten etwa 270.000 Menschen aus der Kirche aus, rund 22 Prozent mehr als im Vorjahr.

„Nichts schönzureden“

An den Zahlen gebe es „nichts schönzureden“, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. „Die aktuellen Zahlen bedrücken uns“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm der Deutschen Presse-Agentur. „Die Kirche will sich verändern und tut dies jetzt schon“, versprach er.

Gottesdienst im deutschen Kevelaer

Reuters/Thilo Schmuelgen

Auch Kirchensteuer-Rückgänge durch die Coronavirus-Pandemie machen den Kirchen zu schaffen

Rückgang bei Kirchensteuer erwartet

Die Kirchen finanzieren sich in Deutschland zum größten Teil aus der Kirchensteuer, die je nach Bundesland acht bis neun Prozent der Einkommenssteuer beträgt. Wegen der Coronavirus-Pandemie und der damit einhergehenden Rezession erwartet die EKD einen Rückgang von zehn bis 25 Prozent. Auch die katholische Kirche rechnet mit deutlich weniger Kirchensteuereinnahmen durch das Coronavirus.

Der Kirchenrechtler Thomas Schüller wies darauf hin, dass die Austrittswelle unabhängig von aktuellen Ereignissen rollt. „Ohne erkennbare Skandale verliert die katholische Kirche jegliche Bindungskraft, und es wirkt so, als müsse ein Katholik eher begründen, warum er in seiner Kirche bleibt“, sagte Schüller der Deutschen Presse-Agentur.

religion.ORF.at/APA/dpa

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