Bischofskonferenz begrüßt geplanten Ethikunterricht

Die katholische Österreichische Bischofskonferenz begrüßt den von der Regierung geplanten Ethikunterricht. Allen Schülerinnen und Schülern ethische Bildung zu vermitteln, sei eine „Kernaufgabe der österreichischen Schule“.

In einer Stellungnahme zum derzeit in Begutachtung stehenden Gesetzestext heißt es: „Das Generalsekretariat der Österreichischen Bischofskonferenz begrüßt ausdrücklich die Einführung eines Pflichtgegenstandes Ethik für alle Schülerinnen und Schüler, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen.“

In der Stellungnahme, die von Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka unterzeichnet ist, wird festgehalten, dass die mehr als 20-jährigen Erfahrungen aus dem Schulversuch Ethikunterricht zeigten, dass sich in der Sekundarstufe II genau jene Unterrichtsform bewährt habe, die nunmehr ins Regelschulwesen übernommen werden soll.

Volksbegehren überschritt 50.000er-Marke

Das Volksbegehren „Ethik für alle“ hatte am Wochenende die Marke von 50.000 Unterstützungserklärungen überschritten. „Es ist sehr erfreulich zu sehen, dass die Idee eines gemeinsamen Ethikunterrichtes für alle Schülerinnen und Schüler – und zwar unabhängig vom Besuch eines Religionsunterrichts – offensichtlich auf breite Unterstützung stößt“, teilte Mitinitiator Eytan Reif am Sonntag mit.

In den kommenden Tagen werde ein Antrag auf Einleitung des Volksbegehrens eingebracht, mit einer Eintragungswoche rechnen die Initiatoren dann im Herbst dieses Jahres. Für eine Behandlung im Parlament sind insgesamt 100.000 Unterschriften notwendig.

Die Initiative „Ethik für ALLE“ setzt sich für die Einführung eines vom Religionsunterricht entkoppelten Ethikunterrichts in jeder Schule mit Öffentlichkeitsrecht als Pflichtfach für alle Schülerinnen und Schüler von der ersten bis zur 12./13. Schulstufe ein. Weiters fordert sie ein abgeschlossenes Ethiklehramtsstudium als Mindestqualifikation für Ethiklehrerinnen und Ethiklehrer, Unvereinbarkeitsregeln für Ethik- und zugleich Religionslehrpersonal und ein eigenes Ethik-Fachinspektorat.

Gemeinsame Themen im Unterricht

Die Bischofskonferenz sieht das freilich anders: Schülerinnen und Schülern, die sich vom konfessionellen Religionsunterricht abgemeldet haben, sowie solchen ohne religiöses Bekenntnis, die sich nicht zum Religionsunterricht als Freigegenstand anmelden, würden im Ethikunterricht Zugänge zu ethischer Bildung ermöglicht, so die Bischofskonferenz in ihrer Stellungnahme weiter.

Die Lehrpläne des katholischen Religionsunterrichts zeigten im Vergleich mit den Lehrplänen des Schulversuchs Ethik, „dass alle Themen, die im Ethikunterricht behandelt werden, seit langem ebenso Thema im Religionsunterricht sind“. Beispielhaft werden in der Stellungnahme die Auseinandersetzung mit Grundfragen des menschlichen Lebens, mit Menschen- und Persönlichkeitsrechten, die Beschäftigung mit anderen Kulturen und Religionen, die Erziehung zu autonomer Urteilsfähigkeit sowie der Umwelt- und Klimaschutz angeführt; weiters sozial- und wirtschaftsethische Fragestellungen sowie die Förderung der allgemeinen Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler.

„Vernunftgeleitete Auseinandersetzung“

Im Religionsunterricht würden diese Themen aus einer „transparent kommunizierten und konkreten, in der religiösen Zugehörigkeit wurzelnden Perspektive“ vermittelt. Gleichzeitig erfolge eine Erörterung im Kontext verschiedener anderer religiöser und weltanschaulicher Positionen.

Diese „vernunftgeleitete Auseinandersetzung“ mit ethischen und religiösen Lehrinhalten ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern zudem, sich mit ihrer eigenen Identität auseinanderzusetzen. Der Religionsunterricht initiiere Reflexion und Diskurs und rege Schülerinnen und Schüler zu selbstständigem und kritischem Denken an. Er leite sie zudem zu einem religions- und pluralitätssensiblen Umgang mit verschiedenen ethischen Positionen und mache sie auf diese Weise diversitätsfähig.

Orientierung für gelingendes Leben

Eines der wesentlichen Bildungsziele des Religionsunterrichts sei es, „Orientierung für eine gelingende Lebensführung und ethisches Handeln zu vermitteln“. Ethik- und Religionsunterricht könnten einander in einer konkreten Zusammenarbeit an den einzelnen Schulstandorten gezielt ergänzen, heißt es in der Stellungnahme weiter.

Die Anerkennung und Diskussion verschiedener, teils komplementärer Zugänge zu ethischer Bildung im schulischen Kontext sei Zeichen eines pluralitätsfähigen Staates. Durch die im vorliegenden Entwurf geschaffenen organisatorischen Rahmenbedingungen „wird ein solcher Austausch ermöglicht“.

religion.ORF.at/KAP/APA

Links: