Musik und Mantras zum 85. Geburtstag des Dalai Lama

Der 14. Dalai Lama, das geistliche Oberhaupt des tibetischen Buddhismus, feiert am 6. Juli seinen 85. Geburtstag. Zu diesem Anlass wird sein erstes Album veröffentlicht und er bat seine Anhänger um Mantras, damit er 108 oder älter werde.

An seinem Geburtstag schlug er seinen Anhängerinnen und Anhängern vor, ein gewisses Mantra tausend Mal zu rezitieren. „Mit dieser Übung werdet ihr Wurzeln der Tugend schaffen, die ihr mir widmen könnt - dem Gesandten der Gottheit Avalokiteshvara - damit ich etwa 108 oder 110 Jahre leben werde“, sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter in einer Videobotschaft aus seiner Residenz im Exil in der nordindischen Stadt Dharamsala.

Die Idee zu dem Album „Inner World“ („Innere Welt“), das am Montag veröffentlicht wurde, hatte eine seiner langjährigen Schülerinnen, die Musikerin Junelle Kunin aus Neuseeland. Sie schrieb ihm in einem Brief, dass ein solches Album besonders Leuten mit emotionalem Stress helfen würde. In den Titeln geht es um Mitgefühl, Mut, Heilung, Weisheit, Reinigung, Schutz, Kinder und Menschlichkeit. Kunin und ihr Mann Abraham hatten das Album mit einem kleinen Team in Neuseeland produziert. Er komponierte die Musik und spielte mehr als 30 Instrumente selbst, hinzu kamen andere Künstler aus der ganzen Welt.

Quelle des Glücks ist Warmherzigkeit

Der Dalai Lama sagte dazu: „Der Sinn meines Lebens ist es, so sehr zu dienen, wie ich kann. Musik kann Menschen auf eine Art helfen, wie ich das nicht kann.“ Musik könne mehr Menschen mit der Nachricht erreichen, dass die wahre Quelle des Glücks Warmherzigkeit und Sorge für andere seien.

Album-Cover Dalai Lama

APA/AP/Hitco Entertainment and Khandro Music

Quasi als Geburtstagsgeschenk wird das erste Album mit dem Dalai Lama veröffentlicht

Tenzin Gyatso, wie sein Mönchsname lautet, wurde am 6. Juli 1935 mit dem Namen Lhamo Döndrub in Osttibet in eine Bauernfamilie geboren und ist das geistliche Oberhaupt des tibetischen Buddhismus. Im Alter von zwei Jahren wurde er als Wiedergeburt des 13. Dalai Lamas erkannt und mit vier Jahren als 14. Dalai Lama inthronisiert. Dalai Lama wird mit „ozeangleicher Lehrer“ übersetzt. Er wurde der Tradition gemäß in Klöstern ausgebildet. Stirbt ein spiritueller Führer, wird ein Kind als Nachfolger gesucht. Dabei zählen alte Regeln, Rituale und Anweisungen des Verstorbenen, schrieb die dpa am Montag.

Mit Friedensnobelpreis ausgezeichnet

Mit 15 wurde er, wie viele seiner Vorgänger, auch Oberhaupt der tibetischen Regierung. Damals wurde Tibet von chinesischen Truppen besetzt. Tenzin Gyatso setzte sich für die Autonomie Tibets innerhalb der Volksrepublik China ein. Nach Jahren des Widerstands musste er 1959 aus Tibet fliehen. Er regierte aus dem indischen Exil, die chinesischen Behörden sehen ihn als Separatisten und verbieten ihm seit seiner Flucht die Einreise nach Tibet.

Für viele Menschen ist der buddhistische Lehrer ein Symbol des Friedens, der Harmonie und des gewaltlosen Widerstands der Tibeter gegen China. Für sein Engagement wurde er 1989 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Dalai Lama

Reuters/Clodagh Kilcoyne

Geburtstagsfeierlichkeiten gibt es wegen der Coronavirus-Pandemie hauptsächlich virtuell

2011 legte Tenzin Gyatso seine politischen Funktionen zurück und befindet sich seither in „Pension“, wie er sagte. Mit seiner Energie hatte das allerdings nichts zu tun, denn zum 85er schreib er auf Facebook, er sei noch sehr gesund. „Ich glaube, dass das so ist, weil mein Geist friedlich ist, nachdem ich Altruismus geübt habe.“ Sein Leben habe etwas Nutzen gebracht.

Vielleicht kein nächster Dalai Lama mehr

Bereits vor 30 Jahren deutete der Tenzin Gyatso an, wenn das tibetische Volk keinen Dalai Lama mehr brauche, werde es keinen mehr geben - vielleicht sei also er der letzte. Zwischendurch hieß es auch, der nächste Dalai Lama werde vielleicht eine Frau oder eine Biene.

Mit 90 Jahren hat er jedenfalls geplant, bezüglich seiner Nachfolge zu Beratungen mit anderen Lamas zusammen zu kommen. „Laut den Ärzten, die meine physische Kondition geprüft haben, werde ich hundert Jahre alt“, sagte der Dalai Lama einmal. Seinen Träumen zufolge werde er sogar 113 Jahre alt. „Aber hundert sind, denke ich, sicher“.

Für „säkulare Ethik“

In einem Essay, den die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) am Wochenende veröffentlichte, ging er auf aktuelle Probleme im Weltgeschehen ein. Um für sich selbst, andere Menschen und den Planeten zu sorgen, brauche es Wissen, betont der Geistliche. Wenn Kinder jedoch in „das System Schule“ kämen, „wird nicht viel über die Werte der Menschlichkeit gesprochen. Sie lernen, sich auf materielle Ziele zu fokussieren, während ihre inneren Werte verkümmern.“ Das Bildungssystem müsse daher ergänzt werden, damit junge Leute etwa „Hilfsbereitschaft, Sorge und Verantwortungsübernahme für andere Menschen“ lernten.

Die Antworten auf aktuelle Herausforderungen sieht der Dalai Lama nach eigenen Worten „jenseits der Religion“: „Sie liegen in einem Konzept, das ich ‚säkulare Ethik‘ nenne.“ Dieses Konzept bedeute, „dass wir uns selbst erziehen und bilden - basierend auf wissenschaftlicher Erkenntnis, gemeinsamen Erfahrungen und der gemeinsamen Überzeugung, dass wir die Werte der Menschlichkeit auf der ganzen Welt fördern müssen.“

Dazu gehöre auch Respekt gegenüber allen Religionen sowie denjenigen, die keiner Religion angehörten. Als buddhistischer Mönch fühle er sich verpflichtet, Harmonie zwischen den Weltreligionen zu befördern.

religion.ORF.at/dpa/AFP/KAP

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