Sozialakademie: Kritik an Bischöfen reißt nicht ab

Kritik an den Bischöfen wegen des Umgangs mit der Katholischen Sozialakademie (ksoe) reißt nicht ab. Die Friedensbewegung Pax Christi Wien wirft ihnen nun vor, die ksoe „umzubringen“, weil ihnen und der ÖVP deren „linkes Profil“ ein Dorn im Auge sei.

Die Bischöfe wenden sich gegen diese Darstellung. Seit Bekanntwerden der Pläne der Bischofskonferenz, die ksoe wegen finanzieller Probleme zu sanieren und auch inhaltlich neu aufzustellen, üben Katholikinnen und Katholiken Kritik an der Entscheidung. Betont wird besonders die Sorge, eine kritische kirchliche Organisation werde mundtot gemacht. Besonders scharf äußerte sich Pax Christi Wien: „Es ist eigentlich ein Akt der Euthanasie“, heißt es in einer Aussendung der Friedensbewegung.

Vorwurf: „unbequem für Bischöfe“

Die Sozialakademie habe immer wieder die aktuelle Politik im Namen des Evangeliums kritisiert, ganz besonders die österreichische Flüchtlingspolitik. Weil Jesus und das Evangelium eine klare Parteilichkeit für die Armen und Zukurzgekommenen habe und die Sozialakademie dieser Intention folge, „bekam diese Politik ein linkes Profil“, so Pax Christi.

„Der rechten Politik war daher die KSÖ ein Dorn im Auge. Da es in Österreich unterschwellig, noch immer eine starke Symbiose zwischen Kirche und ÖVP gibt, ist die KSÖ nicht nur unbequem für die ÖVP, sondern als linke Institution auch unbequem für die Bischöfe“, zeigt sich Pax Christi Wien überzeugt.

Nicht „Gerüchte verbreiten“

Gerüchte sieht darin der Sprecher der römisch-katholischen Bischofskonferenz, Paul Wuthe. Auf Anfrage von religion.ORF.at erklärte er: „Wem die Sanierung und Neuaufstellung der ksoe wirklich ein Anliegen ist, sollte nicht Gerüchte über angebliche politische Interventionen verbreiten.“ Die Bischofskonferenz habe sich „klar für den Erhalt der ksoe, verbunden mit einem wirtschaftlichen und inhaltlichen Relaunch ausgesprochen“.

Österreichs Bischöfe bei der Vollversammlung der Bischofskonferenz in Mariazell 2020

APA/Kathpress/Josef Kuss

Bei der vergangenen Vollversammlung entschieden die Bischöfe über die ksoe

Politik nicht „nach dem Mund reden“

In einer Aussendung am Montag appellierten mehrere katholische Organisationen, darunter die Katholische Aktion, Katholische Frauenbewegung und Katholische ArbeitnehmerInnenbewegung an die Bischöfe, die Sozialakademie zu stärken. Gerade jetzt brauche die Kirche „einen Thinktank, der seit Jahrzehnten den gesellschaftlichen Diskurs zu sozialer, ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit mitgeprägt hat“.

Es sei nicht die Aufgabe der katholischen Soziallehre und daher auch nicht einer Einrichtung wie der Sozialakademie, „sozialpolitische Beruhigungspillen zu verteilen oder einer politischen Partei oder Interessensvertretung nach dem Mund zu reden.“ Ihr Kompass sei das Evangelium und ihr Ziel ein würdevolles Leben und Gerechtigkeit für alle Menschen.

Gelder aus der Bischofskonferenz

Die ksoe ist eine Bildungseinrichtung, die in sozialethischen Belangen als Vordenkerin für die und in der Kirche agiert. Sie will die katholische Soziallehre ins heute übersetzen und leitet dadurch auch politische Forderungen ab. In Lehrgängen, Kursen sowie Beratungen sollen diese Inhalte weitergegen werden. Die Bischofskonferenz finanzierte bisher rund ein Drittel des Budgets von rund einer Millionen Euro und war damit ihr größter Einzelsponsor.

Sendungshinweis

„Praxis“, 08.7.2020, 16.05 Uhr, Ö1

Die schon länger bestehenden finanziellen Schwierigkeiten haben sich mit der Coronavirus-Krise verschärft und so wurde bei der vergangenen Vollversammlung der Bischöfe die Sanierung und auch eine inhaltliche Neuaufstellung der Sozialakademie beschlossen. Ein in solchen Angelegenheiten erfahrener Unternehmensberater wurde als Finanzdirektor eingestellt und mit der Sanierung betraut. Kritik gibt es nicht nur am inhaltlichen Umbau, sondern am Umgang mit dem Team, dem von kirchlichen Organisationen ein hohes Maß an Kompetenz attestiert wird.

Verlorene Arbeitsplätze, „beispiellose Härte“

Dem Vernehmen nach sollen die 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht in die neue Struktur übernommen werden. Sie dürften bis Juni 2021 ihre Arbeitsplätze verlieren. In den Prozess seien sie nicht eingebunden gewesen, so die Kritik von Severin Renoldner, Vertreter der Diözese Linz im Kuratorium der Katholischen Sozialakademie Österreichs in den „Oberösterreichischen Nachrichten“ (Dienstag-Ausgabe).

Für die katholische Kirche in Österreich sei es „beispiellos, mit welcher Härte“ hier vorgegangen werde. Den Beschluss der Bischöfe bezeichnete Renoldner als „unüberlegt“ und „überhastet“. „Die Entscheidung widerspricht der Botschaft von Papst Franziskus. Wenn er davon wüsste, würde er das schärfstens kritisieren“, sagte Renoldner. Scharfe Worte fand jedenfalls Hans Riedler, der frühere Leiter der Bischöflichen Arbeitslosenstiftung Linz: Die Botschaft Jesu von der Hinwendung zu den Ärmsten werde „verraten“, sagte er zu den Oberösterreichischen Nachrichten.

Allianz für freien Sonntag fix

Die Notwendigkeit einer Sanierung unterstrich allerdings Paul Wuthe, Sprecher der Bischofskonferenz, bereits in einem früheren Gespräch mit religion.ORF.at. „Wir haben hier ein Problem. Es gibt einen Sanierungsbedarf", sagte er. Die Lage sei ernst, weswegen die ksoe selbst um Sanierung gebeten habe.

Was die Zukunft der ksoe betrifft, scheint vieles noch ungewiss. Fix sei jedenfalls, dass die ksoe auch in Zukunft für die „Allianz für den freien Sonntag“ zuständig sein soll. Eine Ankündigung, die die katholischen Organisationen in ihrer Aussendung begrüßten. Diese Entscheidung, so Wuthe, sei auch „ein gutes Beispiel für den Wunsch der Bischofskonferenz, dass eine neuaufgestellte ksoe möglichst breite Allianzen zur Vermittlung um Umsetzung der katholischen Soziallehre“ eingehe.

Clara Akinyosoye, religion.ORF.at

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