Religionsjournalistin: Kirchenkritik „kein Kirchenhass“

Katholisch zu sein bedeute nicht, „in blindem Gehorsam zu leben“ und Kritik an der Kirche sei kein Kirchenhass. Das sagte die deutsche Religionsjournalistin und prononcierte Kirchenkritikerin Christiane Florin im Interview mit dem „Tiroler Sonntag“ (Aktuelle Ausgabe).

Katholisch zu sein bedeute, sich einzumischen und sich zu überlegen, wo man „begründet widersprechen kann“. Florin, die u.a. für die „Zeit“-Beilage „Christ&Welt“ arbeitete und inzwischen als Redakteurin für Religion und Gesellschaft im „Deutschlandfunk“ tätig ist, ist eine der prononciertesten Kirchenkritikerinnen in Deutschland.

Bekannt geworden ist sie mit ihrem Buch „Weiberaufstand“ und zuletzt mit ihrer Publikation „Trotzdem! Wie ich versuche, katholisch zu bleiben“, aus dem sie am 22. Juli im Innsbrucker Haus der Begegnung lesen wird.

Christiane Florin

Antje Siemon

Christiane Florin

Wegen Kirchenskandalen „zerrissen“

Zentral sei für Florin die Kritik an klerikalem Machtmissbrauch, führte Florin gegenüber dem „Tiroler Sonntag“ aus. „Die sexualisierte Gewalt in der Kirche war ein Augenöffner“. Seither sei sie zerrissen: als "professionelle Beobachterin blicke sie kritisch auf die Institution Kirche und die Autoritäten, „die im Machtsystem Kirche strukturell bevorzugt sind“.

Als klassisch katholisch sozialisierte Frau und engagierte Katholikin wisse sie aber auch, dass Kirche „Teil meines Lebens“ sei, die sich nicht aufgeben wolle: Kirche sei ja nicht einfach eine Ansammlung von Glaubenssätzen, „sondern immer auch etwas Gefühliges: Heimat, Zugehörigkeit“. Daher könne sie auch nicht einfach austreten: „Es würde sich angesichts der Missstände wie ein ‚Davonstehlen‘ anfühlen“, so Florin.

religion.ORF.at/KAP

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