Libanon: Patriarch sieht Neutralitätsvorschlag positiv

Der maronitische Patriarch Bechara Rai hat sich zufrieden über die wachsende nationale wie internationale Zustimmung zum Projekt einer „aktiven Neutralität“ des Libanon geäußert.

Auf diese Weise ließe sich die historische Rolle des Libanon als Brücke zwischen Ost und West auf kultureller, wirtschaftlicher und kommerzieller Ebene wiederherstellen, sagte er in seiner Sonntagspredigt im nordlibanesischen Dimane.

Der Patriarch, der angesichts der wachsenden wirtschaftlichen und sozialen Spannungen auch infolge der Coronavirus-Krise seit Wochen für eine Neutralität des Landes eintritt, hatte in den vergangenen Tagen mit den wichtigsten Politikern des Landes konferiert. Deutliche Unterstützung hatte er auch bei einem Besuch des französischen Botschafters Jean-Yves Le Drian erhalten.

Der libanesische maronitische Patriarch Bechara Boutros Rai

Reuters/Nir Kafri

Der maronitische Patriarch Bechara Rai hat sich zufrieden über die wachsende nationale wie internationale Zustimmung zum Projekt einer „aktiven Neutralität“ des Libanon geäußert

Stärkung der inneren Einheit des Libanon

Neutralität würde im Innern die Einheit des Libanon stärken, seine Souveränität und Unabhängigkeit schützen und die nationale Partnerschaft, Stabilität und verantwortungsbewusste Regierungsführung verbessern, sagte der Kardinal.

Nach außen bedeutete die Neutralität, sich aus regionalen und internationalen Allianzen, aus Konflikten und Kriegen herauszuhalten, insbesondere aus solchen, die direkte negative Auswirkungen auf die Stabilität im Staat hätten, fügte er bei der Predigt in seiner Sonntagsmesse hinzu.

Aufruf zur Zusammenarbeit

Diese Neutralität bedeute auch ein Engagement des Libanon für Frieden, Gerechtigkeit, Menschenrechte und interreligiösen Dialog im Rahmen einer Vermittlerrolle in externen Konflikten. Handlungsfelder seien die Einheit der arabischen Länder sowie die Unterstützung der palästinensische Sache, für ihr Land und ihre Rechte.

Zugleich forderte der maronitische Patriarch, der als Oberhaupt der größten Christengemeinde im Libanon auch politisches Gewicht hat, die Regierung und die Behörden auf, persönliche Spannungen zu überwinden und zusammenzuarbeiten. Es gelte, den Libanon durch Reformen aus der Krise herauszuführen. Dazu gehöre auch der Kampf gegen die grassierende Korruption. Beginnen sollten die Reformen auf dem Gebiet der Elektrizitätsversorgung.

religion.ORF.at/KAP