Muslimischer Hadsch: Tickets für Genesene von Covid-19

Im Ausnahmezustand findet heuer die muslimische Pilgerfahrt Hadsch statt. Statt mehrerer Millionen werden ab Mittwoch wegen der Coronavirus-Pandemie nur rund tausend Gläubige ins saudi-arabische Mekka zugelassen. Wer schon einmal erkrankt war, hat Vorteile.

Die Behörden des Königreichs haben drakonische Schutzmaßnahmen getroffen, um eine Ausbreitung des Coronavirus unter den Pilgerinnen und Pilgern zu verhindern. Erstmals in der modernen Geschichte des Landes dürfen außerhalb des Königreichs lebende Gläubige nicht bei der Pilgerfahrt dabei sein. So heißt es auf der Homepage des Islamischen Zentrums Wien: „Im Moment gibt es keine Hajj/Umra Reisen“. (Die Umra, die kleine Pilgerfahrt, kann im Gegensatz zur großen Pilgerfahrt, dem Hadsch, jederzeit im Jahr durchgeführt werden).

Um trotzdem dem globalen Charakter der Pilgerfahrt gerecht zu werden, wurden im Königreich ansässige ausländische Musliminnen und Muslime bei der Vergabe der Hadsch-Tickets bevorzugt. Lediglich 30 Prozent der Teilnehmer sollen Bürger Saudi-Arabiens sein.

Tests, Maskenpflicht und Quarantäne

Bei der Pilgerfahrt gilt zudem eine Maskenpflicht. Außerdem sollten die Gläubigen noch vor ihrer Ankunft in der heiligen Stadt Mekka auf das Coronavirus getestet werden. Nach dem Ende der Pilgerfahrt am Sonntag sollten sie sich in Quarantäne begeben.

Das 33-Millionen-Einwohner-Land Saudi-Arabien zählt mit mehr als 260.000 Infektionen und offiziell 2.635 Toten zu den am schwersten von der Coronavirus-Krise betroffenen Staaten der Welt.

Kritik an Hadsch-Lotterie

Die Hadsch-Interessenten konnten sich bis Anfang Juli für eine Lotterie im Internet registrieren. Nach Behördenangaben nahmen Bürgerinnen und Bürger aus 160 Ländern daran teil. Die Freude bei den Auserwählten war so groß wie die Frustration derjenigen, die leer ausgingen. Der aus Nigeria stammende Nasser sprach von einem „goldenen Ticket“. „Ich kann das Gefühl nicht beschreiben“, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. In sozialen Medien gab es aber auch Kritik an dem als intransparent kritisierten Auswahlprozess. So vermuteten zwei Witwen aus Nigeria und Ägypten, dass sie abgelehnt worden seien, weil sie keine männliche Begleitperson angegeben haben.

Mekka in Saudi Arabien

APA/AFP/Amir Makar

Die Vorbereitungen für die Hadsch sind in vollem Gange

Die einheimischen Teilnehmer wurden nach Regierungsangaben unter Beschäftigten im Gesundheitswesens und Militärs ausgewählt, die das Coronavirus bereits überstanden haben. Doch an dieser Darstellung gab es Zweifel. „Ich weiß nicht, warum ich nicht genommen wurde“, sagte etwa ein Mann, die Kriterien erfüllte. Die saudi-arabischen Teilnehmer müssen außerdem unter 65 Jahre alt sein und dürfen keine chronischen Erkrankungen haben.

Kaaba sieben Mal umrunden

Die Pilgerfahrt beginnt am Mittwoch damit, dass sieben Mal das würfelförmige Gebäude der Kaaba im Hof der Großen Moschee von Mekka umrundet wird. Zu den Höhepunkten der Pilgerfahrt zählt die Besteigung des Bergs Arafat, wo Bittgebete an Gott zur Vergebung der Sünden gesprochen werden, sowie die symbolische Steinigung des Teufels am heiligen Ort Mina, rund fünf Kilometer östlich der Großen Moschee von Mekka. Dabei werfen die Pilger Kieselsteine auf eine Säule, die den Satan symbolisiert. Dieses Ritual markiert den Beginn des muslimischen Opferfests Eid al-Adha.

Der Hadsch gehört zu den fünf Grundpflichten des Islam. Jeder fromme Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, sollte einmal im Leben in die für Muslime heilige Stadt Mekka pilgern. Die Wallfahrt bringt normalerweise Millionen von Menschen nach Saudi-Arabien und ist insofern auch eine wichtige Einnahmequelle für den Golfstaat. Im vergangenen Jahr pilgerten 2,5 Millionen Gläubige nach Mekka.

religion.ORF.at/APA/AFP

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