Barcelonas Erzbischof widersetzt sich CoV-Regelung

Zu Konfrontationen zwischen der römisch-katholischen Kirche und der Regierung Kataloniens hat eine Gedenkmesse für die an Covid-19 Verstorbenen am Sonntagabend in Barcelonas Kirche Sagrada Familia geführt.

Kardinal Juan Jose Omella, Erzbischof der Hauptstadt der autonomen Provinz und neuer Vorsitzender der spanischen Bischofskonferenz, entschied sich für die Durchführung des Gottesdienstes, obwohl die Behörden diesen untersagt hatten. Stunden zuvor hatte seine Erzdiözese rechtliche Schritte für die „einseitige Beschneidung“ der Religionsfreiheit angekündigt.

Katalonien derzeit der Hotspot von Spaniens zweiter Corona-Welle, gab es doch hier zuletzt die Hälfte aller täglich rund 300 bestätigten Covid19-Neuinfektionen. Auch wenn die Regionalregierung am Wochenende die Schließung sämtlicher Diskotheken und Konzertsäle mit Tanzflächen sowie für Bars, Restaurants, Spielhallen und Kasinos eine Sperrstunde anordnete, dürfen sich in der Sagrada Familia weiterhin bis zu 1.000 Besucher aufhalten.

Regelung „ungerecht und diskriminierend“

Dass zugleich Gottesdienste seit einer Verfügung der Regionalregierung vom 17. Juli nur mit zehn Personen stattfinden dürfen, bezeichnete Kardinal Omella laut einem Bericht des Onlineportals cruxnow.com vom Montag als „ungerecht und diskriminierend“.

Gottesdienst mit CoV-Regeln in der Sgarada Familia in Barcelona, Spanien

APA/AFP/Pau Barrena

Gottesdienst am Sonntag in der Sgarada Familia in Barcelona, Spanien

Die Einladungen zum Gedenkgottesdienst waren an Familienangehörige der Verstorbenen und an vorderster Coronavirus-Front stehendes medizinisches Personal ergangen, und zwar laut Omella bereits vor der behördlichen Beschränkung. Selbst wenn alle 500 Eingeladenen erschienen wären, wäre die von Stararchitekt Antonio Gaudi entworfene Basilika nur zu 23 Prozent ihrer Kapazität ausgelastet gewesen, sagte er, zudem halte man sich sehr genau an die für Innenräume geltenden Coronavirus-Vorsichtsmaßnahmen. Ursprünglich hatte sich auch Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau zum Requiem angekündigt, ihre Teilnahme dann aber zwei Stunden vor Beginn wieder abgesagt.

Beim Gottesdienst selbst sagte Omella, die Kirche wolle nicht auf Konfrontationskurs gehen, sondern biete ihre Hilfe bei der Krisenbewältigung und am Dienst „besonders an den am meisten Leidenden“ an. Der Kardinal ging auch auf zu Beginn der Pandemie geäußerte Vorbehalte von Menschen ein, die danach gefragt hätten, wo die Kirche sei. „Ihr wart hier: Ärzte, Ordensleute, Priester, die Gesundheitsbediensteten - alle, die sich auf verschiedenste Weisen für andere einsetzen. Als Getaufte sind wir alle Kinder Gottes, die ihren Glauben mit anderen teilen. Wir alle sind Kirche“, so der Erzbischof.

Fertigbau bis 2026 durch Virus ungewiss

Die Sagrada Familia war an den ersten beiden Juliwochenende nach monatelanger Schließung für Berufsgruppen im Dienst an Covid-19-Patienten und am 18. Juli für die Allgemeinheit geöffnet worden - und zwar bei kostenlosem Zutritt.

Im Rahmen der bis Dezember andauernden Aktion „Hora Barcelona“ will die katalanische Regierung alle Bewohner der Stadt würdigen, die sich während der ersten Hauptphase der Pandemie an die verordnete Selbstisolation gehalten haben. Wie es zuletzt hieß, ist der Zeitplan für die Vollendung der Basilika bis zum Jahr 2026 angesichts des nahezu kompletten Ausfalls von Touristen und somit auch der Eintrittseinnahmen ungewiss.

religion.ORF.at/KAP

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