Priesterausbildungs-Reform wegen Nachwuchsmangels

Das Einführungsjahr („Propädeutikum“) für Priesterkandidaten der österreichischen Diözesen findet nicht mehr in Linz, sondern im jeweiligen Heimatseminar statt. Angesichts des Nachwuchsmangels lässt sich offenbar kein neuer Leiter für die Einrichtung finden.

20 Jahre hindurch wurde das sogenannte „Propädeutikum“ gebündelt - zunächst 15 Jahre in Horn, seit 2015 in Linz - durchgeführt. Für das neue Ausbildungsjahr ab Herbst kündigte der scheidende Leiter dieser Einrichtung der Bischofskonferenz, Erwin Neumayer (53), am Dienstag gegenüber der römisch-katholischen Nachrichtenagentur Kathpress ein „integriertes Propädeutikum“ an. Stattfinden soll diese Übergangslösung in jenen Seminaren, in denen sich die Priesterkandidaten angemeldet haben, begleitet von der jeweiligen Hausvorstehung.

„Dramatische Einbrüche“ bei Eintrittszahlen

Neumayer wird künftig im Tiroler Teil der Erzdiözese Salzburg eine Pfarre leiten. Als Hauptgrund für die anstehenden Änderungen nannte der scheidende Rektor, dass sich angesichts der „dramatischen Einbrüche“ bei den Eintrittszahlen in den österreichischen Priesterseminaren für seine Funktion bisher keine Nachbesetzung gefunden habe.

Derzeit sind von den aktuell knapp 150 katholischen Priesterstudenten in Österreich 81 in diözesanen Seminaren eingeschrieben, wobei im soeben beendeten Studienjahr sieben Seminaristen das einführende Propädeutikum starteten und fünf davon abschlossen. Weitere 26 Seminaristen befinden sich im Missionskolleg Redemptoris Mater, 35 im Priesterseminar Leopoldinum Heiligenkreuz, einer in der Südtiroler Diözese Bozen-Brixen.

Biblische Sprache und Sozialpraktikum

An der Heimatuniversität soll während des Einführungsjahres eine biblische Sprache belegt werden, zudem ist in der Heimatdiözese auch ein Sozialpraktikum vorgesehen. „Auch künftig soll während dieser Monate nicht das Studium, sondern die Priesterausbildung den Vorrang haben“, skizzierte Neumayer das Propädeutikum im Jahr 2020/21.

Gemeinsame, diözesanübergreifende Aktivitäten soll es für Propädeutiker dennoch geben: Theologische, spirituelle, biblische sowie persönlichkeitsbildende Kurse finden weiter in Linz statt und sollen jeweils von Montag bis Mittwoch bzw. Donnerstag dauern. Für diese Kurse sind weiter auch die Novizinnen und Novizen der Österreichischen Ordensgemeinschaften eingeladen.

Positive Bilanz

Über die bisher 20 Jahre des Propädeutikums zog Neumayer, der 2013 zweiter Rektor und im Folgejahr leitender Rektor wurde, eine positive Bilanz. Seit dem ersten offiziellen Jahrgang 2000, als 25 Seminaristen im Horner Canisiusheim begannen, nahmen insgesamt 288 Männer aus allen österreichischen Diözesen teil.

Die meisten davon stammen aus der Erzdiözese Wien (77), gefolgt von Salzburg (44), Graz-Seckau (42), Linz (37), Gurk (22), Innsbruck und Eisenstadt (je 18), St. Pölten (17), Feldkirch (11) und dem Militärordinariat (2). 83 der 288 Seminaristen wurden inzwischen zu Priestern geweiht und 47 befinden sich weiterhin der Priesterausbildung. 98 haben die Ausbildung abgebrochen, 19 Männer wurden entlassen.

2018 erste Frau im Leitungsteam

Unter Neumayers Führung und unter Mitwirkung des zweiten Rektors Michael Münzner fand 2015 die Übersiedelung des Propädeutikums von Horn nach Linz statt. 2018 wurde mit Irene Blaschke als Präfektin erstmals eine Frau ins Leitungsteam der Priesterausbildung aufgenommen. Neumayer bezeichnete das Jahr als eine „wertvolle Ergänzung unserer jeweiligen Fähigkeiten und Charismen für diesen Dienst“.

Zugleich rief der Geistliche die Priesteramtskandidaten dazu auf, sich auch künftig dem Propädeutikumsjahr nicht zu verschließen. Das Jahr werde den Seminaristen „von der Kirche geschenkt“, um in dieser Zeit „frei für Gott“ zu sein, sich „menschlich, geistlich, intellektuell und pastoral gut kennenzulernen und vor allem in der Christus-Beziehung zu wachsen“.

Verpflichtender Teil der Ausbildung

Das Propädeutikum ist nach der neuen vatikanischen Ausbildungsordnung von 2016 („Ratio fundamentalis sacerdotalis“) notwendig und verpflichtend für alle Priesterseminaristen vorgeschrieben.

Den Beschluss für ein österreichweites Einführungsjahr fasste die Österreichische Bischofskonferenz jedoch bereits 1999. Im erlassenen Statut heißt es: „Das Propädeutikum hat zum Ziel, die menschliche und geistliche Reifung zu stärken und die Berufung zu klären.“

religion.ORF.at/KAP

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