Ex-Botschafter: Fehlende Abstimmung bei Hagia Sophia

Die Umwandlung der Hagia Sophia in Istanbul von einem Museum in eine Moschee hätte aus Sicht des ehemaligen deutschen Botschafters in der Türkei, Martin Erdmann, international abgestimmt werden sollen.

Es sei „seltsam“, dass Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und das Justizsystem diese Entscheidung so getroffen hätten, sagte Erdmann in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview des Deutschlandfunk.

Die Hagia Sophia ist Weltkulturerbe - „und wenn ein souveräner Staat wie die Türkei eine solche Entscheidung trifft, wäre dieses Land klug beraten gewesen und seine Führung, diese Konversion doch international abzustimmen“, sagte Erdmann.

„Internationale Verstimmung“ hervorgerufen

„Unter vollem Respekt der Souveränität, keine Frage, aber doch abzustimmen, denn Alleingänge dort, wo die internationale Gemeinschaft das Weltkulturerbe verortet, sind nicht zielführend.“ Es sei an den Reaktionen weltweit zu sehen, zu welcher „Verstimmung“ das Vorgehen geführt habe.

Das erste Freitagsgebet fand am 24. Juli in der Hagia Sophia statt. Sie war 537 als Reichskirche des griechisch-orthodoxen Kaiserreichs Byzanz geweiht geworden und die größte Kirche des Christentums. Nach der Eroberung Konstantinopels, dem heutigen Istanbul, durch die Osmanen, wurde sie 1453 zur Moschee umgewandelt.

Der laizistische Republikgründer Mustafa Kemal Atatürk machte das Gotteshaus 1934 zum Museum. Am 10. Juli 2020 hob das Oberste Verwaltungsgericht in der Türkei den bisherigen Status auf. Erdogan unterzeichnete ein Dekret zur künftigen Nutzung als Moschee.

religion.ORF.at/KAP

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