Vatikan-Papier: Bischof sieht geistliche Autorität

Der Passauer Bischof Stefan Oster hat angesichts des Vatikan-Papiers zur Reform von Pfarren vor einem falschen Blick auf Macht gewarnt. Es gehe um geistliche Autorität, nicht um eine aus soziologischer oder demokratischer Perspektive, sagte Oster in einer Videobotschaft.

„Geistliche Autorität - wenn sie denn wahrgenommen wird - lebt daraus, dass sie den anderen Menschen wachsen lassen will, groß werden lassen will in der Verantwortung, im Dienst, in Glaube, Liebe, Hoffnung.“

Dieser Autoritätsbegriff sei etwa auch für die Frauenfrage entscheidend. So sei etwa Mutter Teresa für ihn eine der einflussreichsten Personen der Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts, erklärte der Bischof.

Sie habe mit ihrer geistlichen Autorität die Kirche geprägt. Dies gelte etwa in vorigen Jahrhunderten auch für Therese von Lisieux oder Bernadette von Lourdes.

Rolle des Pfarrers und Priesters in ihrer Berufung

Zur in der Vatikan-Instruktion angesprochenen Leitungsverantwortung von Pfarrern und der Absage an Leitungsteams sagte Oster, Bischöfe und Priester seien geweiht, „zu lehren, zu leiten und zu heiligen“. Es sei deren Aufgabe, Verantwortung zu übernehmen, aber auch andere an dieser Verantwortung teilnehmen zu lassen. Modern leiten hieße natürlich, im Team zu leiten. Es gehe um die Rolle des Pfarrers und Priesters in ihrer Berufung, nicht beim Machterhalt.

Auch er als Bischof werde nicht daran gemessen, wie viel Macht er ausgeübt habe, so Oster. Natürlich habe er diese, etwa wenn es um Geld, Personaleinsatz oder die Zusammensetzung von Gremien gehe.

„Ich bin völlig überzeugt, mein Herr wird mich einmal an der Frage messen: Wie hast Du die Autorität, die dir geschenkt war, dafür eingesetzt, dass Menschen tiefer in den Glauben, in die Liebe, tiefer in die Freundschaft mit mir finden.“

Kirchliches Leben in Deutschland

Dabei hob der Bischof auch die Passagen des Papiers zu einer missionarischen Kirche hervor und verwies auf die aktuellen Zahlen zum kirchlichen Leben in Deutschland.

Von den 2.300 neu eingetretenen Menschen seien bereits 2.000 getauft gewesen, lediglich 300 seien bei allen Bemühungen der Evangelisierung neu zu Christen geworden. Stattdessen seien rund 270.000 Katholiken ausgetreten. Deshalb sei der Text „womöglich in Blick auf die Situation der Kirche in den deutschsprachigen Ländern“ geschrieben worden.

religion.ORF.at/KAP

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